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0520 - Das blaue Einhorn

0520 - Das blaue Einhorn

Titel: 0520 - Das blaue Einhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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halten. Das Einhorn war ebenso spurlos verschwunden wie die Landschaft, ohne daß es diesmal das leichte Schwindelgefühl und den Eindruck, eine schwarze Wand zu durchbrechen, gegeben hatte.
    Nicole erkannte die Straße wieder, auf der sie sich befand. Ein Stück weiter oben ragte Château Montagne aus der Dunkelheit auf. Die schweren Regenwolken verschluckten den ersten schwachen Hauch von Silberlicht, der eigentlich hinter den Bergen den frühen Morgen hätte ankündigen müssen.
    Nicole trabte los, um in die warme Sicherheit des Châteaus zurückzukehren.
    ***
    Mit Nicole stimmte etwas nicht! Dessen war Zamorra jetzt sicher. Ihrem Versuch, ihn zu verführen, fehlte das Verspielte, Fröhliche, das sie sonst dabei auszeichnete. Zamorra glaubte sogar, eine Art von Aggressivität an ihr festzustellen, die um so stärker wurde, je länger er ihrem Werben widerstand. So hatte er Nicole noch nie erlebt. Etwas mußte sie verändert haben, während sie sich in der anderen Welt aufgehalten hatte. Es paßt auch gar nicht zu ihr, daß sie jenem Phänomen kaum Bedeutung zumaß, obgleich doch gerade sie das stärkste Interesse daran haben mußte, das Rätsel jener Teleportation zu lösen. Aber das einzige, was sie jetzt noch zu interessieren schien, war wohl, ihn ins Bett zu bekommen.
    Unter anderen Umständen, zu einer anderen Zeit, hätte Zamorra natürlich überhaupt nichts dagegen einzuwenden gehabt. Aber jetzt wurde sie ihm unheimlich, weil sie zum ersten Mal, seit er sie kannte, ihren Körper geradezu als eine Waffe einzusetzen versuchte, mit der sie ihn zur Kapitulation zwingen wollte.
    Was war es, das sie so stark verändert hatte?
    Nicole Duval ist nicht verändert worden, teilte das Amulett ihm mit.
    »Kannst du dieses verflixte Silberding nicht weglegen?« wollte Nicole im gleichen Augenblick wissen. Sie hatte Zamorra bereits aus dem Hemd geschält und wollte trotz seiner inneren Abwehrstellung von weiterem Tun nicht ablassen.
    »Kann ich nicht!« fauchte er wütender, als beabsichtigt, und diesmal formulierte er seine Anfrage an das Amulett auch telepathisch: Nicht verändert? Und wie möchtest du dann ihr Verhalten bezeichnen ?
    Er hatte mit keiner Antwort gerechnet. Merlins Stern stellte einmal mehr seine Unberechenbarkeit unter Beweis, den es reagierte doch, nur bestand diese Reaktion aus einer trockenen Bemerkung: Sterben die Narren denn nie aus ?
    Damit war er jetzt auch nicht klüger als zuvor und sah den Narren im künstlich entstandenen Amulett-Bewußtsein. Konnte es sein, daß es sich diesmal einfach nur wichtig tun wollte?
    »Nun nimm es doch schon ab«, unterbrach Nicole seine Gedanken. »Es wird uns stören!«
    Ihn ritt der Teufel. »Und warum tust du es dann nicht selbst?« fragte er zurück. »Wenn du mir schon das Hemd ausziehen konntest, wirst du es ja wohl auch noch schaffen, das Amulett abzunehmen…«
    Da wich sie vor ihm zurück.
    »Sag mal, spinnst du?« entfuhr es ihr. »Du brauchst doch nur zuzugreifen und es auszuhaken…«
    Nein, das war nicht »seine« Nicole. Sie war ihm fremd geworden. Die Nicole, die er kannte, hätte niemals so reagiert. »Wer bist du?« fragte Zamorra.
    »Das möchte ich auch gern wissen«, erklang Nicoles Stimme von der Zimmertür her!
    ***
    Verblüfft sah Zamorra von einer der beiden Gestalten zur anderen. Sie gleichen sich aufs Haar, wenn man einmal davon absah, daß die neu hinzugekommenen tropfnaß war vom Regen und äußerst wütend auftrat.
    Die erste Nicole fuhr herum - und begann schallend zu lachen. Im nächsten Moment verflüchtigte sie sich.
    Zamorras Hand griff ins Leere. Das Wesen, das sich als seine Gefährtin ausgegeben hatte, war verschwunden. So, wie das blaue Einhorn verschwunden war.
    Hinter der regennassen Nicole tauchte Raffael auf. »Verzeihen Sie, Monsieur. Aber Sie sehen mich einigermaßen verwirrt. Ich…«
    »Schon gut«, sagte Zamorra. »Offenbar sind wir einer Täuschung zum Opfer gefallen. Möglicherweise befinden wir uns sogar in einer erweiterten Fassung des Traumes aus der letzten Nacht.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Halbwegs«, gestand der Parapsychologe. »Wir werden sehen.«
    Raffael zog sich zurück. Zamorra und Nicole traten aufeinander zu. Als sie sich berührten, warnte das Amulett nicht.
    »Ich bin drüben gewesen«, sagte Nicole und ließ sich neben Zamorra nieder. »In der anderen Welt.« Sie begann zu schildern, was ihr widerfahren war, und schloß: »Und wer war meine Doppelgängerin?«
    Zamorra zuckte mit den Schultern. »Ich

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