0521 - Teufels-Pferde
dennoch sehr kraftvoll und kaum zu erkennen.
»Ich werde dich zerreißen, Chinese!« brüllte er dabei. Ahmet wußte nicht mehr, was er sagte, er war einfach von Sinnen.
Suko hatte bisher durch blitzschnelles Reagieren ausweichen können. Irgendwann einmal würde ihn der Haken doch erwischen, und darauf wollte es der Chinese nicht ankommen lassen.
Er katapultierte sich regelrecht zurück und prallte mit dem Rücken gegen die Torfballen.
Sofort war Ahmet da. Seine Hakenhand schoß vor, wieder schrie er dabei, und der Haken hätte Suko dicht über der Gürtelschnalle erwischt, doch mit einer blitzschnellen Drehung entging der Inspektor dem Angriff.
Ahmet rammte seine künstliche Hand tief in den Ballen. Sie blieb für einen Moment stecken, als er die Hakenhand wieder herauszog, riß er den gesamten Ballen mit.
Jetzt konterte Suko.
Ahmet hatte genug damit zu tun, sich von diesem Hindernis zu befreien, und Suko brauchte sich nicht einmal großartig anzustrengen. Er traf zuerst mit der Faust, danach mit der Handkante.
Der letzte Hieb säbelte den Libyer von den Beinen.
Er torkelte noch gegen das Regal mit den Einmachgläsern, die anfingen zu klirren, als sie gegeneinander schlugen, dann sackte Ahmet zusammen.
Auf dem Bauch blieb er liegen, die Arme ausgestreckt und den Torfballen noch immer am Haken hängend.
Suko schaute auf ihn herab. Um seine Lippen zuckte ein Lächeln.
»Manchmal übernimmt man sich eben«, sagte er leise. »Man sollte sich die Gegner immer zuvor anschauen.«
Er bückte sich und zerrte den Torfballen los. Er war relativ schwer, da er ziemlich feucht war. Suko schleuderte ihn zur Seite und rollte auch den Libyer herum. Dessen Blick war leicht glasig geworden, die Lippe zitterte. In eine tiefe Bewußtlosigkeit konnte er nicht gefallen sein.
Suko holte eine Handschelle hervor. Er wollte ihn anketten und im Keller lassen.
Da griff Ahmet an.
Diesmal erwischte er Suko mit dem Haken. Der drehte sich um den linken Fußknöchel des Inspektors. Ein Ruck genügte, um Suko von den Beinen zu holen.
Dank seines Könnens und seiner Geschicklichkeit schaffte Suko es, sich noch in der Luft einzurollen. Er wollte den Aufprall mildern.
Ahmet sprang hoch.
Nicht mehr so schnell wie vor Minuten noch, er war ziemlich benommen, aber er wußte auch, was er wollte. Mit großen, dennoch unsicheren Schritten näherte er sich der Treppe, wollte hoch und so die Flucht ergreifen.
Auch Suko kam wieder auf die Beine.
Da drehte Ahmet sich um.
Er stand auf der zweitletzten Stufe, seine Stahlhand schoß vor, und Suko dachte plötzlich an die Dart-Demonstration in der Küche.
Zielen und treffen konnte der Libyer.
Er schickte den Pfeil auf die Reise.
Ein tödlicher Hauch raste auf Suko zu. Schräg angesetzt, von oben kommend.
Der Inspektor drehte sich ab. Es sah fast tänzerisch aus, und so rammte der Pfeil nicht in seinen Magen, er zupfte noch an seiner Hüfte entlang und klirrte gegen die Wand.
Als Ahmet seinen Mißerfolg erkannte, stieß er einen heulenden Laut aus. Eine Mischung aus Wut und Enttäuschung. Dabei drehte er sich um und stolperte die Stufen hoch.
Suko nahm die Verfolgung auf. Ahmets Vorsprung war zu groß.
Auf der Treppe konnte Suko den Kerl nicht mehr erwischen. Der Libyer tauchte in den Flur – und Suko hörte ihn schreien.
Sekunden später sah er den Grund.
Im Flur stand eine Person.
Julie!
***
Sie stand nur da und sagte nichts. Auch Suko lief nicht mehr weiter.
Er schaute an Ahmets Schulter vorbei auf Julie, die einfach nur dastand und die Ruhe selbst war.
Das aber täuschte.
Suko brauchte nur in ihr Gesicht zu sehen, um zu wissen, daß etwas anders geworden war. Er sah das Mädchen zum erstenmal, gleichwohl wußte er, daß so kein normales Kind wirkte. Ein Strahlenmantel schien sie zu umgeben, der jedoch nicht sichtbar war.
Man konnte ihn einfach spüren.
Sie sagte nichts, deshalb waren auch die wiehernden Laute draußen vor dem Haus so deutlich zu hören.
Julie war mit den Pferden zurückgekehrt. Sie ließ die Tiere warten, konzentrierte sich einzig und allein auf Ahmet, ohne sich um Suko zu kümmern.
»Sie leben nicht mehr«, sagte sie mit tonloser Stimme.
»Wen meinst du?«
»Meine Großeltern.«
Ahmet lachte unecht. »Tu nicht so. Weshalb sollten sie gestorben sein? Keine Sorge, die sind putzmunter. Sie haben das Haus nur eben verlassen. Ich habe sie besucht, um mit ihnen über dich zu sprechen, Julie. Meine Freunde und ich wollen dich mitnehmen und werden dich reich
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