0522 - Der Zombie-Macher
stellte er schon bald fest, war die Frau, mit der er im Hotel gesprochen und die ihn so brüsk abgewiesen hatte. Offenbar wollte sie mehr über ihn herausfinden. Das bedeutete, daß sie die Angelegenheit doch nicht auf die leichte Schulter nahm.
Er mußte noch einmal mit ihr reden. Jetzt ging das vielleicht besser, da er nicht mehr unter dem starken Druck seines unheimlichen Kontrolleurs stand. Also blieb er einfach stehen.
Sie stoppte auch, verschwand blitzartig im Schatten eines Hauses.
Langsam kehrte er zurück. »Geben Sie’s auf«, verlangte er. »Ich weiß, daß Sie mich verfolgen. Lassen Sie uns miteinander reden.«
Aber anstelle einer Antwort kam ein gellender Aufschrei…
***
Zamorra sah…
Unwillkürlich tastete er nach der Augenbinde. Sie existierte nicht mehr. Nichts existierte mehr außer ihm selbst! Seine Kleidung, das Amulett -waren fort! Er stand nackt in einer fremden Umgebung an einem Strand.
Ein Erinnerungsbild: Wales. Die Suche nach Merlins Burg vor etwa 13 Jahren. Nicole und er fanden den Felsen, berührten ihn und gerieten in die Mardhin-Grotte, jene unterirdische Kristallwelt des alten Zauberers Merlin, von wo aus sie in die Straße der Götter versetzt wurden. Voneinander getrennt, waren sie völlig nackt in jener fremden, feindlichen Welt angekommen… [2]
Sollte es sich hier um einen ähnlichen Vorgang handeln?
Aber wie war das zustande gekommen? Shado hatte ihn doch nur mit in die Traumzeit holen wollen, um ihm dort den Weg zu jenem entweihten Traumzeitplatz zu zeigen! Wieso war Zamorra jetzt körperlich hier an diesem Strand und nicht mehr in der Eigentumswohnung? Er tastete an sich herunter. Sein Körper fühlte sich fest und stofflich an. Unter seinen Füßen spürte er feinkörnigen Sand. Unter dem Sternenzelt sah er von Palmen umgebenen Strand und hörte das Rauschen des nahen Meeres. Er versuchte die Himmelsrichtung zu bestimmen; das Wasser lag scheinbar im Osten. Das half ihm aber nicht weiter. Australiens Küsten waren zerklüftet und zerrissen, und gerade die Ostküste war von Mütterchen Natur recht stiefmütterlich behandelt worden. Das schloß nicht aus, daß Zamorra sich in einer Bay befand, die vielleicht gar nicht weit von Sidney entfernt war. Der typische Feuer- und Aschegeruch, der nach gut einem Dritteljahr immer noch in der Luft lag, fehlte hier zwar, aber schließlich war trotz der Größe des feurigen Infernos nicht jeder Winkel abgebrannt. Selbst in den Vororten Sidneys hatte es Feuerschneisen gegeben, zwischen denen ganze Häuserzüge völlig unversehrt geblieben waren, während nur wenige Meter entfernt rechts und links alles in Schutt und Asche zerfiel.
Zamorra machte ein paar Schritte vorwärts auf die Lichtung hinaus. Der Wind hatte den Sand relativ glattgefegt, aber Zamorra glaubte Fußspuren zu sehen. Er kniete nieder und nahm die flachen Eindrücke näher in Augenschein, so weit das bei Sternenlicht möglich war. Hier schienen wirklich Menschen gewesen zu sein, und das vor noch gar nicht langer Zeit. Weder Wind noch Flut hatten sie völlig auslöschen können.
Sollte dies der fragliche Traumzeitplatz sein?
»Wie, zum Teufel, soll ich hier Anhaltspunkte finden?« murmelte er. »Dieser Strand kann überall sein -notfalls ist es Key West, Florida! Das bringt uns doch der Sache nicht näher! Was, beim Knitterbart der Panzerhornschrexe, hat sich Shado dabei gedacht?«
»Das kann ich dir gleich sagen, Weißbursche«, hörte er die Stimme des Aborigine. Mit einem Ruck riß er sich die Augenbinde vom Kopf.
***
Nicole schrie auf. Von einem Moment zum anderen war ihr, als würde sie skalpiert. Jemand riß an ihrem Haarschopf, und unwillkürlich faßte sie mit beiden Händen nach ihrem Kopf, um Haare und Skalp festzuhalten.
Der Schmerz ließ wieder nach. Voodoo! durchzuckte es sie. Duncan hatte von Voodoo-Zauber gesprochen. Das zumindest stimmte also! Jemand mußte eine Nicole-Voodoo-Puppe gebastelt haben. Ein Haar von ihr? Höchstwahrscheinlich! Vielleicht hatte sogar Duncan es ihr abgenommen. Er war, entsann sie sich, der einzige, der ihr ziemlich nahe gekommen war und sie sogar berührt hatte. Dabei konnte er durchaus ein einzelnes Haar an sich gebracht haben, ohne daß sie es bemerkt hatte.
Zum Teufel - warum hatte sie diesmal keine Perücke getragen? Zehn Dutzend oder mehr gab es im Château Montagne in ihren Schränken; schnellste und einfachste Möglichkeit, jeden Tag mit einer anderen Frisur aufzutauchen. Aber diesmal waren die Perücken im
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