0522 - Der Zombie-Macher
seine Traumzeit mitnehmen zu wollen.«
»Ich werd’ verrückt«, stieß Teri hervor. »Dich, einen Weißen?«
»Ja. Wir stehen uns vielleicht näher, als man glaubt. Ich kann noch nicht abschätzen, was aus der Sache wird. Deshalb solltest du vielleicht Nicole darüber informieren, damit sie nicht ungeduldig wird, wenn das Warten zu lange dauert.«
»Daß ich vielleicht ungeduldig hätte werden können, ist dir dabei natürlich nicht in den Sinn gekommen, wie?«
Zamorra lächelte. »Du hättest ja hier vor Ort die Gelegenheit gehabt, nachzusehen.«
»Aber nicht in dieser Räuberhöhle! In das Loch bekommt mich niemand lebend hinein!« protestierte sie. »Na schön, vielleicht hat Nicole ja inzwischen auch herausgefunden, was dieser seltsam aufdringliche Besucher von euch will. Ich lasse mich also zum Kurier degradieren und werde Nachrichten und Informationen hin und her transportieren. Vielleicht bringe ich Nicole auch hierher. Soll sie selbst entscheiden, ob sie auf die Türklingel drückt.«
»Sofern dann jemand in der Lage ist, die Tür zu öffnen. Ich kann noch nicht abschätzen, was aus der Sache wird. Aber ich will diese Chance ergreifen -allein deshalb, weil es mir Einblicke in ein bisher völlig fremdes, unbekanntes Denken und Welt Verständnis öffnet.«
»Du bist sicher, daß du dabei ohne weitere Hilfsmittel zurechtkommst? Das Amulett funktioniert ja nicht.«
»Ich denke schon«, sagte Zamorra. »Ich vertraue Shado. Er wird mich wohl kaum mitten in die Hölle schicken. Schließlich ist er nicht mein Todfeind. Es geht nur darum, daß ich erfahre, wo dieser entweihte Traumzeitplatz ist.«
»Na schön«, sagte Teri. »Dann wünsche ich dir viel Vergnügen dabei. Ich schwirre jetzt ab zum Hotel und unterrichte deine Lustsklavin.«
»Lebensgefährtin!« korrigierte Zamorra.
»Habe ich das nicht gesagt?« Teri verschwand im zeitlosen Sprung.
Zamorra kehrte in die Wohnfabrik zurück und ließ sich vom Lift in den 7. Stock zurücktragen. Er war auf den weiteren Ablauf der Geschehnisse sehr gespannt.
***
Der Zombie war schnell gewesen; sehr schnell. Das Haar, das Nicole Duval gehörte, gelangte in Skaithors Hand, und er pflanzte es einer Wachspuppe ein, um diese mit dem Voodoo-Zauber zu beleben. Damit bekam er Nicole ebenso unter seine Kontrolle wie Mel Duncan. Er konnte ihr aus der Ferne Schmerzen zufügen, er konnte sie aber auch über mentalen Kontakt lenken.
Wenn ihr Gefährte davon erfuhr, würde er zwangsläufig versuchen müssen, sie zu befreien - und damit in Skaithors Falle gehen. Ihn würde Skaithor nicht zu einem seelenlosen Zombie machen. Ihn würde er vernichten. Der Mann war zu gefährlich. Und Skaithor war keinesfalls nach Australien ausgewandert, um sich gleich wieder die Butter vom Brot nehmen zu lassen.
Mel Duncan hatte seine Schuldigkeit getan. Jetzt konzentrierte der Voodoo-Priester sich auf Nicole Duval.
***
Shado hatte die kurze Zeit genutzt, in der Zamorra draußen gewesen war. Der Aborigine war nackt; seine dunkle Haut war mit weißen Flächen und Symbolen bemalt. Zamorra fragte nicht - er war sicher, daß die Anordnung eines jeden Farbflecks oder Streifens eine ganz bestimmte Bedeutung hatte.
»Setz dich hin. Entspanne dich. Öffne deinen Geist«, sagte der Aborigine. »Alles andere werde ich erledigen.«
Zamorra sah ihn nachdenklich an. »Und das«, er deutete auf sich, »reicht aus? Keine besonderen Vorbereitungen für mich selbst? Keine Bemalung? Kein Einführungsritus?«
»Habe ich nicht gesagt, Weißbursche, daß du dich hinsetzen und dich entspannen sollst?« fuhr Shado ihn fast wütend an. »Wäre mehr erforderlich, hätte ich es dir gesagt !«
Zamorra zuckte mit den Schultern und ließ sich auf einer der Decken nieder. »Schließe die Augen«, verlangte Shado jetzt. »Oder, vielleicht ist es besser, sie dir zu verbinden. Dann kommst du nicht in die Versuchung, eher zufällig aufzublicken.«
Zamorra erklärte sich einverstanden. Shado band ihm ein schwarzes Tuch um den Kopf. Auch eine Möglichkeit, wenigstens einen Teil der tabubehafteten und geheimen Zeremonie vor dem Fremden zu schützen…
Zamorra konnte jetzt nur noch hören. Der Aborigine kauerte sich für eine Weile lautlos in eine Ecke des Zimmers, dann begann er Melodien zu summen, wie Zamorra sie noch nie gehört hatte. Stampfende Geräusche folgten; er hatte zu tanzen begonnen, und je länger Zamorra lauschte, um so besser konnte er die Tanzbewegungen des Aborigine anhand der Geräusche
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