0522 - Der Zombie-Macher
Vielleicht bot sich ihm eine Chance, wenn Thor Sky das geplante Ritual vollzog. Dann konzentrierte er sich bestimmt auf das, was er mit den beiden Frauen vorhatte. Gab es dann eine Chance für Duncan?
Im Moment konnte er nur abwarten.
Thor Sky, der Immobilienmakler und Voodoo-Priester, gab den stummen Zombies mit den toten Augen Anweisungen. Sie bauten den Altar auf, stellten die Käfige mit den Hühnern bereit. Ein Messer mit breiter Klinge blitzte auf, wurde griffbereit zurechtgelegt. Dann zerrten die Zombies die beiden Frauen aus dem Wagen, bereiteten sie für die Zeremonie vor. Nicole Duval und Susan Connors…
In Duncan verkrampfte sich alles. Er mußte etwas für Susan tun. Aber er kam einfach nicht gegen den mentalen Druck Skaithors an. Dem Houngan, der hin und wieder spöttisch grinsend zu ihm hinübersah, schien es ein diabolisches Vergnügen zu sein, ausgerechnet die Frau für das unheilige Ritual vorbereiten zu lassen, bei deren Kennenlernen in Duncan ein Funke übergesprungen war - die vielzitierte »Liebe auf den ersten Blick«.
Er schloß die Augen; er wollte nicht sehen, wie die Zombies sich an Susan und der Französin zu schaffen machten. Warum ergriffen sich nicht auch ihn? Scheinbar hatte Skaithor/Thor Sky noch einiges mit ihm vor, wofür er ihn als lebenden Menschen, nicht als untoten Zombie brauchte.
Aber Duncans wiederholte Versuche, sich gegen all das aufzulehnen, scheiterten immer wieder.
Er war eine verlorene Seele.
Er konnte nichts zur Rettung der beiden Frauen tun, und er war auch noch dafür verantwortlich, einen weiteren Menschen in die Falle gelockt zu haben. Denn wenn jener Zamorra auch nur einen winzigen Teil dessen für seine Gefährtin empfand, was Duncan an Susan Connors fesselte, dann mußte er der Beschreibung folgen und hierher kommen.
Und Duncan würde auch für ihn nichts tun können…
***
»Verlier jetzt bloß nicht den Kopf«, warnte Teri Rheken. »Wir dürfen nichts überstürzen. Es dürfte klar sein, daß der Ort, zu dem du kommen sollst, eine Falle ist. Wir müssen…«
»Wir müssen erst mal den Mund halten«, unterbrach Zamorra die Druidin. »Du bringst uns erst einmal ins Hotel zurück. Am besten an die Hotelbar. Dann erzählst du mir in aller Ruhe jede Einzelheit. Und dann schmieden wir einen Plan.«
»Sicher«, stieß Teri hervor. »Aber für Nicole besteht äußerste Gefahr, und wir dürfen auch nicht blindlings in die Falle stolpern.«
Zamorra faßte sie bei den Schultern. »Ich glaube, du bist gerade dabei, den Kopf zu verlieren, nicht ich. Zum Teufel, strahlt Shado immer noch so auf dich aus? Oder will dein Unterbewußtsein mir suggerieren, wir brauchten seine Hilfe?«
»Wie könnte er uns helfen?« seufzte Teri.
Indem er mich an Ort und Stelle träumt, dachte Zamorra. Aber Teri wußte von dieser Fähigkeit des Aborigine nichts. Also konnte ihr Unterbewußtsein sie auch nicht darauf gestoßen haben. Zamorra warf einen Blick an der Hausfassade empor; in Shados Wohnung war das Licht erloschen, das Fenster dunkel. Damit war ihm diese Entscheidung bereits abgenommen worden. Und - warum auch den Aborigine in diese Angelegenheit hineinziehen? War es nicht äußerst fraglich, ob sich Shado überhaupt darauf einlassen würde. Zamorra hatte ihm die Unterstützung verweigert, warum sollte Shado andererseits ihm helfen wollen?
»Wie wäre es, wenn du endlich den zeitlosen Sprung durchführst?« drängte Zamorra.
Teri riß sich zusammen. »All right«, flüsterte sie, konzentrierte sich und verschwand mit Zamorra von der Straße.
Mitten in der Hotelbar tauchten sie aus dem Nichts auf - was einige Gäste denn doch stark verwunderte…
Aber als typischer Australier ist man ja seltsame und verrückte Dinge gewöhnt. Selbst die Landung eines UFOs hätte vermutlich kaum jemanden ernsthaft erschüttert.
***
Die Beschwörung begann. Skaithor intonierte den Gesang, der Baron Samedi herbeirufen sollte. In seiner roten Kutte stand er mit ausgebreiteten Armen hinter dem schnell aus seinen Einzelteilen zusammengebauten Altar. Ringsum warteten die Zombies stumm und mit toten Augen darauf, daß eine weitere Person zu ihnen stieß - nein, zwei Personen.
Susan Connors lag nackt auf dem Altar. Mel Duncan wollte aufspringen, wollte sie vor dem entsetzlichen Schicksal retten. Mit aller Macht kämpfte er gegen den unheimlichen Zwang an. Er mobilisierte die ganze Kraft, über die er verfügte. Es mußte eine Chance für ihn geben! Wenn sich dieser Wahnsinnige auf seine
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