0522 - Der Zombie-Macher
was auf ihn wartete. Die Vorstellung, Nicole als Zombie wiederzusehen, konnte ihm dabei gar nicht gefallen.
Natürlich bedeutet Voodoo viel mehr als Zombie und Zauber. Es war eine seltsame Mischreligion, die durchaus auch positive Züge besaß. Aber er erlebte es immer wieder, daß die Macht des Voodoo von einzelnen mißbraucht wurde.
Jetzt tauchten sie nahe der bezeichnten Stelle auf.
Schon vorhin, als er Teris Ortsbeschreibung zum ersten Mal gehört hatte, war in Zamorra ein vager Verdacht aufgekeimt. Jetzt festigte er sich. Sollte etwa…?
Aber konnte es solche Zufälle geben?
Weißer, feinkörniger Sand. Ein Palmenhain. Die Luft roch nach salzigem Meerwasser!
»Hier!« zischte Teri plötzlich. Zamorra sah zu der Stelle, auf die die Druidin deutete. Reifenspuren, sehr tief in den Sand gedrückt. Ein recht beladener großer Wagen mußte hier gefahren sein. Während Zamorra sich vorsichtig umblickte, um nicht unversehens in eine Falle zu marschieren, ging er den Spuren nach. Dabei stellte er fest, daß er das Gelände überschätzt hatte. Ein Pkw wäre hier doch relativ leicht durchgekommen; knapp unter der lockeren feinkörnigen Sandschicht befand sich recht fester, tragfähiger Boden. Unwillkürlich fragte er sich, wie dieser Sand sich unter seinen nackten Fußsohlen anfühlen würde…
»Bei Luzifers Klumpfuß, es gibt Tausende von Stellen, die genauso aussehen«, murmelte er.
»Bitte, was?« fragte Teri.
Zamorra winkte ab. Er folgte den Reifenspuren. Nach kurzer Zeit hörte er den beschwörenden Gesang, der wie eine und doch mehrere Stimmen zugleich klang. Etwas wehte an seinen Geist.
Teri umklammerte seinen Arm. »Schwarze Magie«, raunte sie. »Kannst du sie spüren?«
Zamorra nickte. »Wir sind hier richtig«, murmelte er. Unwillkürlich tastete er nach dem Amulett, aber es reagierte nicht. Es schien seinen Dauerstreik wirklich todernst zu meinen.
Teri stöhnte unterdrückt auf.
»Was hast du?« fragte Zamorra.
»Gerade ist jemand gestorben«, sagte Teri leise. »Ich habe meine telepathischen Lauscher aufgestellt und bin auch prompt fündig geworden - leider. Eine Seele kämpfte und weinte vergeblich.«
Zamorra ballte die Fäuste. »Nicole?« fragte er ahnungsvoll.
Die Druidin schüttelte den Kopf.
»Langsam weiter«, schlug Zamorra vor. »Es wird sich wohl um eine Art Strandlichtung am Palmenhain handeln. Dort dürfte ein böses Ritual stattfinden; wahrscheinlich war oder ist Nicole nur eines von mehreren Opfern. Wenn wir nahe genug heran sind, sollten wir zuschlagen.«
»Und wie, bitte?«
Zamorra seufzte. »Das wird die Situation ergeben, schätze ich. Auf jeden Fall muß der Voodoo-Master unschädlich gemacht und die Opfer gerettet werden, sofern das noch möglich ist. Höchstwahrscheinlich werden wir auch von Anhängern des Houngan angegriffen werden, möglicherweise sogar von Zombies. Wenn nichts anderes möglich ist, wirst du wohl ins Getümmel springen müssen, um Nicole und eventuell andere Opfer herauszuholen. In dem Fall werden wir uns um das Unschädlichmachen des Voodoo-Priesters später kümmern.«
»Manchmal«, erwiderte Teri, »bin ich geneigt, deinen gnadenlosen Optimismus zu verfluchen.«
***
Duncans Augen waren tränenverschleiert. Er sah, wie die andere Frau sich dem Altar näherte. Sie war ebenso nackt wie Susan, aber nicht gefesselt. Sie befand sich offenbar ebenso unter geistiger Kontrolle wie Mel Duncan selbst. Er erkannte es daran, daß sie immer wieder stehenblieb, sich wand und umzukehren versuchte. Ihr innerliches Sträuben reichte aber nicht aus. Thor Sky hatte sie voll im Griff.
Es schien ihm Vergnügen zu bereiten, daß er in ihrem Fall auf Fesseln verzichten konnte. Allerdings bewegten sich zwei Zombies unmittelbar hinter ihr. Ganz schien er dem Frieden doch nicht zu trauen…
Duncan sah auf seine Armbanduhr.
Mitternacht. Das Ultimatum lief ab. Nicole Duval, Zamorras Assistentin, stand jetzt dicht vor dem schwarzen Altar. Sie sollte der nächte Zombie werden. Offenbar dachte Sky nicht daran, das Ultimatum zu verlängern. Der Blitz sollte diesen Verbrecher treffen, der Susan zu einem seelenlosen Roboter gemacht hatte!
Duval versuchte sich zu wehren, wie auch Duncan es immer wieder versucht hatte. Sie bemühte sich, gegen den geistigen Druck anzukämpfen. Aber sie hatte viel schlechtere Karten als Duncan, denn auch das Interesse der satanischen Macht, die hinter Sky stand, konzentrierte sich ganz auf sie. Duncan bewunderte ihre Widerstandsfähigkeit. Aber
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