0522 - Die Spur des Rächers
Auch dieser Hebel ließ sich nicht bewegen. Der weitere Weg war ihm also versperrt, und dies konnte er nicht dulden.
Er trat drei Schritte zurück, stellte die Projektion der Waffe um und drückte ab. In einem stechenden, weißen Strahl fraß sich die Energie der Waffe halbkreisförmig urn den Angelpunkt des mittleren Hebels in das Metall. Tropfen spritzten weg, Rauch kam auf, und es begann zu stinken, als verbrenne der Huf eines Tieres.
Langsam schnitt der Strahl der Waffe eine tiefe Furche durch den Stahl, verschwand jenseits der Platte, und schließlich gab es ein scharfes, knackendes Geräusch. Augenblicklich nahm Sandal den Finger vom Abzug. Das dumpfe, hallende Röhren. das in den Ohren schmerzte, hörte ebenso plötzlich auf.
Sandal ging nach vorn, holte aus und trat mit aller Kraft gegen die heiße, halbkreisförmige Metallplatte. Sie krachte mitsamt dem Hebel nach hinten, Metall riß, Funken stoben jenseits des Loches auf.
„Ha!" sagte Sandal. „Wieder einen Schritt weiter! Sie sollen mich kennenlernen, diese Mörderknechte! Ich zerfetze ihnen das ganze Schiff!"
Er bemühte sich, den glühenden Rand des Loches nicht zu berühren, streckte den Arm durch die Öffnung und tastete suchend an dem warmen Metall unterhalb des gezackten Loches herum. Schließlich fand er einen dicken Knopf, drückte ihn kräftig hinein und zog dann den Arm zurück.
Jetzt ließ sich der unterste Hebel Öffnen. Die Tür schwang auf, und das Geräusch des Metallfetzens, der sich festgekeilt hatte und Teile des Bodenbelages zerriß, klang Sandal häßlich in den Ohren. Ein dünner, bläulicher Rauchfaden kräuselte sich ihm entgegen, als er mit gezogener Waffe eindrang.
Sandal suchte einen Schalter und fand ihn schließlich dicht neben dem Schott; eine große, runde Metallplatte, die bei der leichtesten Berührung reagierte. Als er den Schalter hineingedrückt hatte, bemerkte er einen zweiten, kleineren Schalter, der ziemlich genau zehn Zentimeter über dem Boden in der Wand angebracht war. Sandal kauerte sich nieder.
Das Licht erlosch augenblicklich. Er drückte ihn ein zweites Mal, und die Helligkeit breitete sich wieder aus. Neben diesem Schalter befand sich eine Art winziges Pult, schräg in die Wand eingebaut. Sandal kauerte sich nieder, und er sah dort winzige Schalter, noch kleinere Knöpfe und Leuchtanzeigen. Langsam begriff er.
„Das...", murmelte er überrascht, „das ist eine Schaltung für die verkleinerten Fremden!"
So war es, und als er probeweise einige der winzigen Knöpfe drückte, schloß und öffnete sich das Schott wieder.
„Jetzt verstehe ich!"
Sandal richtete sich überrascht auf. Der Umstand, daß er gesehen hatte, wie Tausende der geschrumpften Fremden in dieses Schiff hineingeströmt waren, fand jetzt seine überraschende Erklärung. Der obere Teil des Schiffes war nichts anderes als ein riesengroßes Behältnis für Tausende dieser kleinen Wesen; in ihrer natürlichen Gestalt und Größe würden sie niemals hineingepaßt haben. Er erwartete jetzt ein irrsinniges Getümmel winziger Wesen, die er unter seinen Füßen zertreten konnte - aber das tat kein Jäger. Und auch ein wütender Rächer vergriff sich nicht an Zwergen. Es wäre ebenso verwerflich gewesen, einen Zug marschierender Ameisen oder Käfer zu zertrampeln. Aber kam er, der jetzt ein Riese war, ungeschoren hinauf zur Steuerung des Schiffes?
Er zuckte die Schultern und sah sich im gelben Licht des Korridors um.
Der Korridor verkleinerte sich. Nach vier Metern wurde er um einen Meter niedriger, gleichzeitig wuchsen die Wände näher aufeinander zu. Am Ende dieses sich konisch in Stufen verjüngenden Schachtes sah Sandal ein Schott, durch das er gerade noch hindurchkriechen konnte. Von den Wänden ging eine seltsame Kühle aus.
„Ich versuche es!" sagte er sich, etwas mutloser geworden. Der Hunger begann in seinen Därmen zu wüten. Und vor jedem Kampf, wie immer er sein würde, mußte man sich stärken!
Er ging bis zu der Stelle des Korridors, an der er sich bücken mußte dann krümmte er seinen Rücken und ging weiter.
Langsam nahmen die Umrisse der Einrichtung den Charakter von Spielzeug an.
Es war eine verwirrende Welt, die er seit dem Tod seines Großvaters und der Zerstörung von Crater betreten hatte. Erst Atlan und das Schiff, dann Chelifer, schließlich die Roboter und der wütende Kampf, und jetzt dieses verrückte Schiff mit den ameisenhaft kleinen Wesen.
Aber er hatte noch keinen einzigen Fremden in seiner
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