Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0523 - Tod dem Vampir!

0523 - Tod dem Vampir!

Titel: 0523 - Tod dem Vampir! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Reihe. Schließlich nannte man ihn nicht umsonst den Meister des Übersinnlichen. Er begann, mit dem Zeigefinger unsichtbare Linien auf den Samt zu ziehen - und merkte dabei, daß es Linien waren, die schon einmal ge zeichnet worden waren. Er spürte es am Kribbeln unter seiner Fingerkuppe. Von da an verließ er sich auf dieses Signal und zog damit die schon vorhandenen Linien nach, um sie neu zu aktivieren. Nur bei den magischen Formeln, die dazu gesprochen werden mußten, wagte er es, abzuweicheri. Er benutzte weißmagische Formeln, die denselben Effekt erzielten, ihn aber nicht in die Gewalt der Höllenmächte zwingen konnten, wie es bei Anwendung Schwarzer Magie unweigerlich geschehen wäre. Zu seiner Überraschung gab es keinen Unterschied in der Wirkung, obgleich er eigentlich mit einer teilweisen Verweigerung des Zaubers gerechnet hatte.
    Sollte die Hexe Tiffany Villiers Weiße Magie anwenden? Aber warum hatte sie dann versucht, Gryf zu ermorden?
    Zamorra verdrängte die Fragen. Er konzentrierte sich auf die Kristallkugel und verlangte ihr ab, ihm die Bilder zu zeigen, die auch die Hexe gesehen hatte. Da war ein hektisch flirrendes Bild, das eine abgestürzte Riesenfledermaus am Straßenrand zeigte - für den Bruchteil einer Sekunde durchzuckte Zamorra die Erinnerung an den fliegenden Schatten während seiner Fahrt von Pusignan hierher. Aber dann kam schon ein anderes, stärkeres Bild. Ein Sarg, ein dunkler Raum, eine Ruine… nein, eher ein verfallenes Haus. Verdunkelte Fenster, durch deren Ritzen Licht fiel. Das Versteck des Vampirs. Zamorra vertiefte sich in die Kristallkugelmagie. Und plötzlich war ihm klar, wo er das Versteck des Blutsaugers suchen mußte.
    Er prägte sich das Bild ein und kehrte in die Wirklichkeit zurück.
    »Ich brauche eine Landkarte«, sagte er. »Schnellstens!«
    ***
    Der Hexenflug ging mit geradezu spielerischer Leichtigkeit vonstatten. Das einzige Problem bestand darin, den Vampir zu finden. Tiffany kreiste über der Landschaft und war bereits fünfmal über ihn hinweggeflogen, als sie ihn endlich als Fleck in der Dunkelheit erkannte. Die Kristallkugel hatte ihr zwar gezeigt, wo er sich befand, als sie ihn zum Absturz zwang, und sie hatte ihn anhand der Landschaftsbilder anfliegen können, aber wo er sich nun genau verbarg, mußte sie erst herausfinden. Sie gestand sich ein, dabei auch einen Denkfehler gemacht zu haben; sie hatte ihn sich nach der Landung in menschlicher Gestalt vorgestellt und deshalb nicht auf Fledermäuse geachtet. Die waren nun einmal wesentlich schwerer zu erkennen. Während ihrer ersten kreisenden Überflüge hatte sie ihn sogar gesehen, aber für einen am Boden hockenden Raubvogel gehalten.
    Was bewies, daß sie von Raubvögeln nichts verstand; aber damit konnte sie leben.
    Jetzt landete sie vor ihm. Er wich trippelnd zurück, und sie erkannte, daß er zu schwach war, um sich in menschliche Gestalt zurückverwandeln zu können. Alle ihre Vorsicht erwies sich als überflüssig. Sie hätte den Reiserbesen nicht benötigt. Zum Fliegen brauchte sie ihn nicht einmal. Sie benutzte ihn eher der alten Tradition wegen, nach der fliegende Hexen stets auf Besen durch die Luft ritten. Es hätte ebensogut jeder andere Gegenstand sein können, bis hin zu dem in Karikaturen manchmal für »moderne« Hexen dargestellten Staubsauger.
    Aber der Stiel dieses Besens bestand aus Eichenholz. Selbiges in ein Vampirherz gerammt, war ähnlich wirkungsvoll wie grellstes Sonnenlicht oder ein geweihtes Silberkreuz oder entsprechende heilige Symbole anderer Glaubensrichtungen; verständlicherweise zog Tiffany das Eichenholz vor. Damit hatte sie dem Vampir notfalls drohen wollen; er würde das Material instinktiv erkennen und fürchten.
    Aber jetzt sah sie, daß eine solche Drohung vollkommen überflüssig war. Der Vampir war schwächer, als sie gedacht hatte, und er fürchtete Tiffany, als er erkannte, wer sie war. Er wich vor ihr zurück.
    »Wenn du überleben willst«, sagte sie, rammte den Eichenstiel des Reiserbesens in den Boden und stürtzte sich dagegen, »dann wirst du für mich arbeiten müssen. Schwöre mir die Treue oder verbrenne im Morgenlicht.«
    »Ich hasse dich«, fauchte der Vampir.
    ***
    Eine entsprechende Karte fand sich auf die Schnelle nur in Robins Dienstwagen. Mittlerweile waren Arzt und uniformierte Polizei eingetroffen; Robin wurde verarztet, und die Uniformierten wurden informiert. Derweil hatte es Fenrir fertiggebracht, sich bei Marie Picard

Weitere Kostenlose Bücher