0525 - Tödliche Fotos
zum Nabel aufgeknöpft war, so daß ich den dunklen Haarpelz sehen konnte, der auf seiner Brust wuchs.
Das alles hatte mich nicht weiter gestört. Schlimm war der Totschläger aus Eisen, den er in der Rechten hielt. Seine Faust umklammerte ihn so fest, als wollte sie die Waffe nie mehr im Leben loslassen.
»Das ist er!« sagte Al Beli überflüssigerweise, »dein Mörder, Sinclair…«
***
Sie hatten Suko im Fond des Wagens in die Mitte genommen. Rechts und links preßten sie sich gegen ihn. Er spürte die Wärme ihrer Körper, merkte auch, daß der Wagen mittlerweile fuhr, doch er nahm beides hin, ohne etwas dagegen zu tun.
Es gelang nicht oft, einen Mann wie Suko auszuschalten, diesmal hatten sie es geschafft. Das verdammte Getränk hatte ihn regelrecht apathisch gemacht, die beiden Figuren konnten tun und lassen, was sie wollten.
Neben dem Fahrer saß noch jemand. Ab und zu schaute er zurück, um sich davon zu überzeugen, daß auch alles glatt ablief. Suko dachte nicht im Traum daran, Widerstand zu leisten.
Er ließ alles apathisch über sich ergehen.
Manchmal hatte er den Eindruck, über dem Sitz zu schweben.
Dann kam er sich vor wie in einer venezianischen Gondel sitzend, die bei aufgewühltem Wasser über die Kanäle glitt, auch fühlte er sich als Stein, den jemand in die Tiefe geschleudert hatte.
Es kam eben alles zusammen…
Wenn Suko den Kopf drehte und durch die Scheiben nach draußen schielte, sah er zwar die normale Umgebung, erkennen konnte er trotzdem so gut wie nichts.
London rauschte an ihm vorbei. Die Stadt war für Suko zu einem einzigen Schatten zusammengeschmolzen.
Man hatte ihm nicht gesagt, wohin sie fahren wollten, aber Suko rechnete damit, daß es sicherlich keine Spazierfahrt werden würde.
Freunde waren die Kerle nicht.
Der Wagen stoppte, weil der Fahrer hart hatte auf die Bremse treten müssen. Suko, der nicht angeschnallt war, wurde nach vorn geschleudert. Mit der Stirn prallte er gegen die Rückseite des Vordersitzes. Eine Hand legte sich auf seine Schulter und zog ihn wieder in die alte Lage.
»Du bleibst bei uns!« flüsterte jemand.
»Noch«, sagte der Kerl an Sukos linker Seite und setzte ein wissendes Lachen hinterher.
Äußerlich blieb Sukos Zustand der gleiche, innerlich allerdings hatte sich etwas verändert. Der Inspektor gehörte zu den kerngesunden Menschen. Er vertrug diese gefährlichen und heimtückischen Getränke zwar auch nicht, verdaute sie allerdings schneller als ein anderer. Deshalb hatte er sich schon ziemlich gut erholt. Zudem spürte er, daß seine Gedanken freier wurden und ein Teil seiner Kräfte wieder zurückkehrte.
Die äußere Umgebung floß nicht mehr so konturenhaft an seinen Augen vorbei. Suko konnte erkennen und unterscheiden. Er stellte fest, daß sie sich auch weiterhin in London befanden, doch den Bereich der dicht bebauten Stadtviertel verlassen hatten und durch eine Gegend fuhren, die einen sehr gepflegten Eindruck machte, weil das Grün vorherrschte. Im Winter hatte es allerdings einen traurigen Ausdruck angenommen.
Wenn Suko nach rechts oder links schielte, schaute er in die Gesichter der beiden Bewacher.
Die Mimik blieb ausdruckslos. Auf den Lippen jedoch lag das Grinsen wie eingekerbt.
Der Fahrer fluchte plötzlich. Seine drei Kumpane wurden aufmerksam und wollten wissen, was los war.
»Die Bullen!«
»Wo? Hinter uns?«
»Nein, vorn!« erklärte der Beifahrer. »Sie kontrollieren. Ich weiß auch nicht, weshalb.«
»Doch nicht unseretwegen!« flüsterte der Typ rechts neben Suko.
»Das glaube ich nicht.«
»Außerdem bin ich nicht zu schnell gefahren. Sie kontrollieren nicht jeden. Einige winken sie durch, dann wiederum… Scheiße!« fluchte er. »Sie winken uns ran.« Er verringerte das Tempo und rollte an die linke Straßenseite.
»Wenn du Ärger machst«, wurde Suko gewarnt, »killen wir dich vor den Augen der Bullen.«
»Habt ihr Angst?« fragte Suko leise.
»Nein, wir sind nur vorsichtig.«
Der Wagen stand. Sie wurden noch nicht kontrolliert. Ein Polizist stand auf der Fahrbahn und schaute sich den dunklen Mercedes genau an. Er trug in der linken Hand einen dicken Block, blätterte darin herum und verglich die Angaben mit dem, was er auf dem Nummernschild las.
Suko hatte den Kopf etwas gedreht. Er schaute durch die Lücke zwischen den beiden vorn sitzenden Männern. Der Blick glitt nach draußen, wo mehrere der Uniformierten standen.
Einer winkte den Mercedes näher. Sanft rollte der schwere Wagen an. Noch
Weitere Kostenlose Bücher