0526 - Saras letzter Kampf
seit wann duzen wir uns?« fauchte Shado.
»Seit es mir beliebt«, erwiderte Issomad. »Bereite dich darauf vor, Zamorra aus der Patsche zu helfen. Religionsphilosophische Erörterungen können wir später ausdiskutieren, wenn die Arbeit getan ist.«
»Laßt mich allein«, verlangte der Aborigine. »Nicole… wenn es soweit ist, wirst du es wissen und hierher kommen. Du weißt, wie es geht?«
»Zamorra hat es mir erzählt. Du hattest ihn damals in Australien an den von dem Voodoo-Houngan Skaithor entweihten und mißbrauchten Traumzeitplatz geschickt, nicht wahr?« [4]
Shado nickte. »Ich träume. Du denkst dein Ziel und bist dort. Dort kannst du beobachten oder handeln, wie es dir beliebt, und zurückkehren, wann du es für richtig hältst.«
»Damit wir uns richtig verstehen«, sagte Nicole. »Ich kann Zamorra, wenn ich ihn finde, bei meiner Rückkehr nach hier mitnehmen?«
»Wenn es dein Wille ist, mußt du es nur wollen. Alles ist möglich«, erwiderte der Yolngu. »Aber nun wirst du mich für eine Weile allein lassen. Ich muß die Traumzeitwesen rufen. Ich hoffe, daß sie hierher kommen. Ach… Kommandant!« Er fuhr herum und hielt Issomad am Ärmel fest. »Ich brauche noch Farbe.«
»Für die rituelle Bemalung«, erriet Issomad. »Kein Problem. Sagen Sie mir die Farbtöne und die Zusammensetzung der Farbsubstanz, und Sie können sofort darüber verfügen. Dafür wird meine Kraft wohl noch reichen…«
***
Zamorra schnellte sich instinktiv zur Seite. Das Unheimliche glitt an ihm vorbei. Im Hintergrund flog einer der Roboter in einer grellen Explosion auseinander; das Etwas mußte ihm im Vorbeitoben einen Prankenhieb versetzt haben, der Kurzschlüsse in der Energieversorgung erzeugte. Im nächsten Moment war das unheimliche Wesen schon vorbei. Dicht neben der Tür huschte es durch die Wand auf den Gang hinaus.
Und war verschwunden, als Zamorra sich nach ihm umsah.
Was war das gewesen? Eine unheimliche Kreatur, die nur schattenhaft erkennbar gewesen war… aber sie mußte sehr groß sein und auch über enorme Kräfte verfügen, daß sie praktisch im Vorbeirasen einen Roboter dermaßen beschädigt hatte, daß er explodierte.
Aber welche Gestalt diese Kreatur besaß, hatte er bei der ungeheuren Geschwindigkeit, mit der sie sich bewegte, nicht einmal andeutungsweise erkennen können.
Ein Kontrollblick auf Eysenbeiß, dann trat er wieder in die Halle und war überrascht, daß die Roboter ihn zwar registrierten, sich von seiner Anwesenheit aber nicht stören ließen und in stoischer Ruhe die ausglühenden Überreste ihres zerstörten Blechkameraden abräumten.
Mit einer Hand berührte Zamorra den Dhyarra-Kristall in seiner Gürtelschließe und formulierte in seinen Gedanken eine Abwehr- und Schutzmaßnahme, die er mit einem kurzen Befehl wirksam werden lassen konnte. Die andere Hand am Griff der auf Laser geschalteten Strahlwaffe, näherte er sich jetzt den Robots und sprach eine der Konstruktionen auf Altgriechisch an. Das war die Sprache der Ewigen, die sie vor Jahrtausenden zur Erde gebracht hatten, als dort der Götterberg Olymp so etwas wie ein besseres Wochenend-Domizil für den ERHABENEN Zeus gewesen war. Zamorra war froh, daß er als Gymnasiast diese tote Gelehrtensprache noch hatte pauken müssen, der er seinerzeit alles andere als Begeisterung entgegenbrachte, der komplizierten Grammatik wegen. Nur Chinesisch und Deutsch konnten schlimmer sein.
»Was ist eure Aufgabe?« erkundigte er sich, weil er in diesem Raum nichts sah, was diesen Robots eine sinnbringende Tätigkeit verschaffen konnte.
»Wir warten, Herr.«
»Worauf?«
»Auf Befehle.«
»Ich gebe euch Befehle«, versuchte er es - Frechheit siegt! »Ich benötige euch als Sicherheitseskorte und zu niederen Dienstleistungen.«
»Wir hören und gehorchen, Herr«, kam die Antwort.
Zamorra grinste. Das war doch schon einmal etwas. Er hatte plötzlich eine kleine Armee auf seiner Seite. Ein gutes Dutzend Roboter, die ihm zu gehorchen hatten!
»Beantworte folgende Frage nach sorgfältiger Analyse aller Beobachtungen im vergangenen Zeitraum ab jetzt bis fünf Minuten rückwirkend«, formulierte er. »Dabei ist, falls möglich und erforderlich, Datenaustausch und Abgleich mit den anderen hier anwesenden Maschinen ausdrücklich gestattet. Wortlaut der Frage: Gab es ein Wesen oder eine energetische Erscheinung, die im fraglichen Zeitraum diesen Raum durchquerte und dabei die Zerstörung eines Roboters hervorrief? Falls positiv: Konnte die
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