0526 - Saras letzter Kampf
Weltentore und Blumen… ich kenne sie nicht, aber ich weiß, daß sie zu wenig sind, um alle Welten so miteinander zu verbinden, wie es eigentlich sein müßte. Die anderen beiden Dinge… sie sind unnatürlich. Technik lebt nicht, ist so tot wie die Leere zwischen den Schöpfungswerken. Technik kann nicht träumen. Und in diesem Weltraum gibt es auch nichts, was träumen kann. Die Sterne vielleicht. Aber sie sind so weit voneinander, daß einer den Traum des anderen nicht fühlt.«
Issomad runzelte die Stirn. »Sterne, die träumen können?«
»Einige von ihnen können es sicher«, sagte der Aborigine. »Die anderen haben es nur noch nicht gelernt. Aber wir sind nicht hier, um über die Schöpfung zu philosophieren, sondern um etwas für Zamorra zu tun.«
»Und um Eysenbeiß auszuschalten«, erinnerte Issomad.
Shado sah sich in der Kapitänskajüte um, klopfte gegen die Wände. »Totes Material«, sagte er. »Es ist nicht gut. Bestehen alle Wände in diesem Raumschiff aus totem Material?«
»Plastronit in unterschiedlichen Strukturen«, sagte Issomad. »Es ist das perfekteste Material, das die Ewigen kennen. Ein künstliches Metall. Es kann weich und biegsam und nachgiebig sein, aber auch ultrahart, daß Edelstahl daran zerschellt und radioaktive Strahlung in maximal zwanzig Zentimetern Tiefe gestoppt wird.«
»Fantastisch«, murmelte Nicole.
»Tot, unbrauchbar«, erwiderte der Aborigine. »Ich benötige einen Raum aus lebendem Material. Und ich brauche Zeit. Ich muß mich vorbereiten. Ich muß auch den Raum selbst zum Traumzeitplatz reifen lassen. Sonst funktioniert es nicht.«
»Das lebende Material kann ich beschaffen«, sagte Issomad. »Mit Magie.«
»Es könnte funktionieren«, überlegte Shado. »Wir müssen es ausprobieren. Aber erst muß ich einen geeigneten Raum finden. Führen Sie mich durch Ihr Raumschiff, Issomad. Nur wenn ich in dem Raum stehe, kann ich sagen, ob er sich als Traumzeitplatz eignet.«
»Sicher. Zur Not wird es die Kommandobrücke sein. Oder die Waffensteuerung. Oder der Maschinenraum, und wir müssen die Energiekristalle ausbauen und von Bord schaffen…«
»Sie sollten über diese Dinge nicht spotten, altes Wesen. Sie wissen es doch besser! Wenn es sich ergibt, daß diese Orte günstig sind, muß es eben geschehen.«
Issomad nickte. »Das ist ja das bedauerliche. Wieviel Zeit werden Sie brauchen, um Ihren Traumzeitplatz zu erschaffen?«
»Ihn werden zu lassen«, verbesserte Shado trocken. »Nun, sofern es in diesem toten Gebilde einen geeigneten Platz gibt - ich weiß es nicht. Vielleicht einen Herzschlag lang. Vielleicht aber auch tausend Jahre, so daß ich selbst es nicht mehr erlebe.«
»Prachtvolle Aussichten«, raunte Issomad Nicole zu, während Shado bereits zur Tür hinausschritt, seinem »Fremdenführer« winkend. »Der Junge hat ja ein wahrhaftig sonniges Gemüt! Und dem willst du dich anvertrauen? Ich habe eine bessere Idee.«
»Und die wäre?«
»Wir opfern dieses Jagdboot. Wir überladen es mit Energie und jagen es ferngesteuert überlichtschnell in den Kristallpalast. Dort wird es gezündet und reißt den ganzen Planeten in Elementarteilchen auseinander. Okay, auf Zamorra wirst du danach verzichten müssen, aber du gehörst zu den Beinahe-Unsterblichen. Du wirst dich in deinen nächsten hundert oder tausend oder zehntausend Lebensjahren bestimmt in einen anderen Mann verlieben…«
Nicole sah ihn durchdringend an.
»Dein Zynismus ist bisweilen unerträglich«, sagte sie. »Ich hätte nicht wenig Lust, dich zu erschlagen. Aber es würde niemandem nutzen. Deine geniale Idee ist grundsätzlich abgelehnt. Solltest du auch nur einen Teil davon verwirklichen wollen, bringe ich dich doch um!«
»Das traue ich dir sogar zu«, sagte Issomad und setzte den Maskenhelm auf. »Also, gut, besichtigen wir jede einzelne Besenkammer dieses Raumers und erschrecken die ahnungslosen Mäuse, Spinnen und Ratten und die Bordkatze…«
***
Der Töter hielt inne. Er registrierte die erhebliche Para-Aktivität der Person, von der er sich angezogen fühlte. Er war verblüfft. Diese Person jetzt und hier anzutreffen, damit hatte er nicht gerechnet. Vor nicht langer Zeit hatte es so ausgesehen, als sei das Kapitel abgeschlossen gewesen…
Aber nun bot sich eine neue Chance.
Doch er war vorsichtig. Er mußte damit rechnen, daß es eine Falle war.
Bedachtsam und wachsam glitt er weiter durch die Wände des Kristallpalastes, seiner Zielperson entgegen.
***
Emrys, neben Ted Ewigk
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