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0527 - Der Tag der Kobra

0527 - Der Tag der Kobra

Titel: 0527 - Der Tag der Kobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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mehr.«
    Er hob die Brauen. »Was soll dieser Unsinn? Wer sind Sie, Lady? Haben Sie etwa für dieses Nichtfunktionieren gesorgt? Ich kann Sie auch persönlich auf dem nächsten Revier abliefern…«
    »Ich glaube nicht, daß Sie das tun werden, Mister Cock«, sagte die Frau, deren dunkel getönte Haut Cock auf eine Inderin oder Araberin tippen ließ -eher wohl eine Inderin, weil unter den moslemischen Staaten allenfalls Libyen Frauen erlaubte, so offen aufzutreten, aber auch ihr leichter Akzent deutete eher auf Indien hin.
    »Und warum nicht?«
    »Sehen Sie, ich habe gestern schon mit Mister Tendyke gesprochen. Er stellte mir einen Job als Pressesprecherin zur Verfügung. Ich habe entsprechende Erfahrungen…«
    »Pressesprecherin?« Cock lachte auf und ging zum Schreibtisch. »Mein liebes Kind, so etwas brauchen wir vorläufig noch nicht, weil ich das selbst übernehmen werde. Dafür muß die Firma erst einmal laufen, ja? Vorher wären Sie nur ein recht unproduktiver Kostenfaktor. Daran wird auch eine überdies sinnlose Fürsprache Mister Tendykes nichts ändern.«
    »Oh, Sie werden Ihre Meinung darüber ganz bestimmt ändern«, sagte sie. »Wenn Sie erst einmal einer von uns sind.«
    Er hob die Brauen.
    Im gleichen Moment griff der Ssacah-Ableger an.
    ***
    Tendyke war weniger davon überrascht, daß Zamorra, wie gestern angekündigt, relativ früh am Frühstückstisch erschien, sondern mehr darüber, daß er ausgeschlafen wirkte. »Hast du es tatsächlich geschafft, dich in den Schlaf zu zwingen? Wie machst du das? Ich hab’s schon oft mit autogenem Training versucht, aber wenn es nicht meine Zeit ist, schlafe ich einfach nicht. Oder machst du das mit Magie?«
    Zamorra zuckte mit den Schultern. »Auch mit meinen Tricks kann man nichts mit Gewalt erzwingen, nur Bedürfnisse unterstützen. Wenn ich es jetzt wieder versuchen wollte, würde es vermutlich nicht richtig funktionieren, weil ich zu ausgeschlafen bin. Ich würde vielleicht schlafen, aber sehr unruhig, und viel zu früh wieder erwachen.«
    Er informierte Tendyke über seine »telefonische Bestellung«. »Trotzdem werde ich gleich anschließend zur Redaktion fahren und versuchen, die Frau irgendwie zu erwischen.«
    »Wenn’s dir Spaß macht«, murmelte Tendyke. »Brauchst du den Mietwagen?«
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Ich werde meinen edlen Körper vertrauensvoll den öffentlichen Verkehrsmitteln überlassen. Und zur Not bestelle ich mir ein Taxi auf deine Rechnung.«
    »Ich setze dich bei der Zeitung ab und fahre dann zu meinem Termin weiter«, schlug Tendyke vor. »Das spart Zeit und Geld.«
    Davon war Zamorra zwar nicht sonderlich überzeugt, aber es war zumindest die komfortablere Lösung. Also stimmte er zu. Während Tendyke später den Lexus 400 in Richtung des Vorortes lenkte, in dem sich der Bürobungalow befand, verfluchte er den Vormittagsverkehr der Multimillionenstadt. Er kam kaum vorwärts, brauchte für knapp zwanzig Kilometer über eine Stunde. In New York, Paris, San Francisco, Frankfurt war es ähnlich, erinnerte er sich; in Rom kam man schneller durch, wenn man die nicht immer legalen Schleichpfade neben den Hauptverkehrslinien kannte - und in Peking war’s noch katastrophaler, weil es zwischen Fahrrädern, Rikschas und den VWs und Mercedes’ der Neureichen kaum ein Durchkommen gab. Er wünschte sich, mit einem Jeep durch die Sahara zu fahren oder wenigstens in Florida die freie Strecke zwischen Tendyke’s Home, Florida City und Miami unter den Rädern zu haben. Immerhin schaffte er es irgendwann, durchzukommen. Er entdeckte Ronald Cocks Wagen auf dem Grundstück und parkte den Lexus dahinter ein.
    So ganz nebenbei überlegte er, wohin das dezente Hinweisschild auf die Firma am besten passen würde - gerade so groß, um gesehen zu werden, aber klein genug, um die Bedeutung der Firma in den Augen der Nachbarn nicht uferlos groß erscheinen zu lassen, damit die keinen erneuten Zwergenaufstand riskierten. Über den Kies schritt er zur Haustür.
    Sie war nicht abgeschlossen. Trotzdem drückte Tendyke auf die Klingel, ehe er eintrat, um sich anzukündigen. Er war zwar der eigentliche Boß, aber Herr im Haus war der Geschäftsführer.
    Alles blieb still. Niemand zeigte sich auf das Klingelzeichen. Vielleicht befand sich Cock im Garten. Tendyke bewegte sich von Tür zu Tür, sah in die Räume - und fand im Chefbüro den Mann, der in leicht verkrümmter Haltung reglos auf dem Boden lag.
    Tendyke ging neben ihm in die Hocke, prüfte den

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