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0527 - Die Insel der Glücklichen

Titel: 0527 - Die Insel der Glücklichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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vortasten. Dadurch wird sich die Zeit, die wir brauchen, verlängern, und wir müssen uns vorher noch ausruhen."
    „Bist du so mutig, oder ist dies etwa Dummheit?" erkundigte sich Tahonka-No sarkastisch.
    „Manchmal weiß ich es selbst nicht. Aber Beareema und Chelifer sagten, es sei Mut. Aber wer gibt schon etwas auf die Meinung von Frauen?"
    „Hier auf Vetrahoon jedenfalls ist sie überflüssig!" schloß der Knöcherne und ging zurück zum Lager. Er fand das Thoen, das sich zitternd unter einem Baum zusammengerollt hatte und eine zerzauste Blüte in den schmalen Fingern hielt. Plötzlich wirkte die Hand sehr menschlich und zerbrechlich.
    Sandal folgte ihm, schwang sich in die Hängematte und schlief bald ein.
     
    *
     
    Sie hatten ihre Ausrüstung ständig wieder überprüft, hatten die Wasserbehälter, die zum Teil aus länglichen, flachen Kürbissen bestanden, befestigt und die Tiere hervorragend gepflegt. Alles war bereit - sie holten sozusagen Atem, um den ersten Gürtel des Todes zu durchqueren.
    „Es ist nur die Frage, ob wir nachts durchreiten, Tahonka, oder ob wir es am Tage wagen sollen."
    Sie bedachten die Gefahren vom Boden her und aus der Luft, und der Knöcherne sagte nach einem kurzen, tiefen Gelächter, das seinen neuerwachten Mut ausdrückte: „Wir sollten ein Mittelding wählen und beim letzten Dunkel der Nacht aufbrechen, dann, wenn sich der Horizont grau zu färben beginnt!"
    „Das ist gut", sagte Sandal. „Es ist die Stunde, in der alle Wächter schlafen."
    Es war Abend. Hoch über ihnen, im letzten Sonnenlicht, sahen sie ein Raumschiff, das eben gestartet war. Noch hatte sie der Lärm nicht erreicht.
    „Dann sollten wir noch einmal ausschlafen. Es sind sieben Stunden, also hat jeder dreieinhalb Stunden Wache. Klar?"
    „Das ist nach meinem Sinn!" sagte Tahonka.
    Sie waren beide gespannt und aufgeregt wie vor einem Kampf, der sicher bevorstand. Die erwartungsvolle Unruhe übertrug sich sogar auf die beiden Reittiere und auf das hochsensible Thoen.
    Ihre Waffen waren durchgesehen, neu gefüllt und gesäubert worden, die Kleidung war sauber, und die Vorräte würden bei kluger Einteilung etwa zehn Tage reichen. Vorsicht und Klugheit waren die besseren Teile eines Wagnisses, das wußten sie beide.
    Zuerst schlief Sandal, von Tahonka-No bewacht, dann wechselten sie.
    Sie bestiegen die Tiere in der Dunkelheit, ritten langsam bis zum Waldrand und warteten. Das Thoen kauerte über Sandals Kopf und schaute mit sämtlichen Augen in die Runde. Niemand sprach. Sie warteten auf ein Zeichen, auf einen auslösenden Impuls, der die aufgestaute Kraft entladen konnte. Vielfältige Gedanken schossen durch die Köpfe beider Männer und versuchten, sie zu verwirren, aber schließlich flüsterte der Knöcherne: „Dort drüben zieht ein Gewitter auf. Beim nächsten starken Blitz reiten wir."
    Er lachte, und Sandal mußte grinsen. „Ohne Wagnis kein Erfolg.
    Einverstanden, Partner!" sagte er und zog die Handschuhe straff. Die Köcher hingen teils am Sattel, teils auf seinem Rücken. Er war bereit und...
    „Vorwärts" Die flache Hand des Knöchernen knallte auf die Kruppe des Lycambers. Das Tier heulte auf, stieg kerzengerade in die Höhe und preschte los. Sandal zügelte sein Tier, wartete einige Sekunden und folgte dann, etwas weniger dramatisch.
    Der erste Schwung und ein trommelnder Galopp trugen Tahonka ungefähr zweihundert Meter weit in das Feld hinein.
    Dann schlug die erste Falle zu.
    Würdevoll stolzierte das Thoen, einen langen Ast in der einzigen Hand, in den Spuren von Sandal und Tahonka-No einher. Sandal ritt vorwärts und versuchte, genau in den Spuren von No zu bleiben, er rechnete damit, daß jede Falle unwirksam wurde, wenn jedes kleine Tier sie auslösen konnte.
    Das Gras raschelte.
    Und da war noch ein anderes Geräusch, ein wildes Schlagen, als ob sich Äste bewegten. Tahonka sah aus dem Augenwinkel, wie sich unter dem Gras lange Formen aufrichteten, die wie große, schwarze Kakteen aussahen.
    Zehn Schritte vor dem Lycamber tauchte ein schwarzer Zeigefinger auf, schwankte etwas und reagierte dann auf die Annäherung. Vermutlich hatte der Lycamber eine empfindliche Wurzel berührt. Die Kaktee feuerte alle ihre Stacheln, die knapp handlang waren, ab. Die Stacheln schwirrten wie Bolzen einer Armbrust nach allen Seiten, und zehn davon trafen den Mann und das Reittier.
    Tahonka-No spürte nur die Geschosse, aber sein Tier bäumte sich auf, schrie und wimmerte schmerzvoll und keilte nach

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