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0527 - Die Insel der Glücklichen

Titel: 0527 - Die Insel der Glücklichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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gerettet hatte, diesen kühnen jungen Jäger schätzengelernt wie seinen eigenen Bruder. Er sah ein, daß Sandal der Vertreter des Pragmatismus von Überleben und Kampf war, der geborene Waldläufer, Kämpfer, Bogenschütze ... offen für jede Äußerung aus Natur, Gefahr oder Technik. Ein Verstand, der völlig unbelastet und ohne Vorurteile war. Sandal verkörperte für ihn den Typ des Intelligenzwesens, der sich überall mit den richtigen Mitteln durchsetzen konnte.
    Dagegen wirkte das bisherige Leben des Knöchernen ein: Er trug auf seinen Schultern die schwere Last von Glauben und Aberglauben, von vielen Fakten und Gewohnheiten der Erziehung und des Zusammenlebens und der Machtstrukturen innerhalb des „Schwarms", wie Sandal seine Heimat nannte.
    Ein Verbot, von den Ersten Dienern ausgesprochen, galt für ihn, für das Volk des Knöchernen, ebenso wie für die kleinen purpurnen Stummen. Was sollte er tun? Einerseits war er froh darüber, daß er sich entschlossen hatte - und sein Entschluß würde tatsächlich bis zu seinem möglichen Ende gelten.
    Andererseits ... die Gefahren, die Sich vor ihnen türmten, waren vergleichsweise gigantisch.
    Sie hatten zwar die halbe Wegstrecke hinter sich gebracht, ohne erschlagen, erschossen oder zerfetzt zu werden, aber irgendwann - auch das hatte er von Sandal - setzte das Gesetz der großen Zahl ein. Zwei Männer gegen Tausende von Gefahren.
    Auf die Dauer mußten sie verlieren. Verloren sie, verloren sie auch ihr Leben.
    Tahonka-No hob den Kopf und fühlte den prüfenden Blick des jungen Freundes mit der roten Korallenkugel im Ohrläppchen auf sich.
    „Du denkst nach?" fragte Sandal.
    Tahonka-No deutete auf die Landschaft und entgegnete: „Ich bin nicht furchtsam, Sandal, aber ich habe erkannt, daß wir zusammen weiterreiten müssen. Ich werde nach besten Kräften helfen und mitkämpfen. Ich habe ferner erkannt, daß diese vier Geländeringe dort unten künstlich geschaffen worden sind, es ist ein Todesstreifen um die Insel."
    Sandal sagte laut: „Da wir dies wissen, werden wir uns nicht unnötigen Gefahren aussetzen."
    Es war Abend, als sie in einer kleinen, kühlen Schlucht lagerten. Sie hatten etwa zwei Drittel des Abstieges geschafft.
    Zwischen ihnen und der Insel lagen noch etwa einhundertsiebzig Kilometer.
    Und zahllose Todesfallen.
     
    3.
     
    Jetzt, in den ersten Stunden des Morgens, wechselte der Baumbestand am unteren Ende des letzten Berghanges in das so gänzlich veränderte Vegetationsgebiet des Dornenfeldes über.
    Es wurde kühler, gleichzeitig änderte sich das Licht. Ein kleiner Bach, der in zahllosen Windungen verlief, trat rechts von den fünf Gestalten aus dem Wald und verschwand hinter den Dornenbüschen.
    Sandal sagte: „In Ordnung, Tahonka. Hier rasten wir zwei Tage lang, um wieder zu Kräften zu kommen. Die Savanne der Dornen müssen wir in zwei schärfsten Tagesritten durchrasen dazu brauchen wir reiche Vorräte und ausgeruhte Tiere. Einverstanden?"
    Tahonka deutete hinter sich.
    „Einverstanden. Nur... ab jetzt ist jeder einzelne Schritt lebensgefährlich. Verwechsle Mut nicht mit Leichtsinn."
    „Danke für den Rat", sagte Sandal. „Du hast recht."
    Sie schlugen ihr Lager auf, schossen Wild, machten Feuer und reinigten sich und die Tiere. Stunden später nahmen sie mit Hilfe des Thoens ihre erste, richtige Mahlzeit nach langen Tagen ein.
    Die Tiere weideten und wälzten sich im Wasser, das Thoen turnte durch die Äste der Bäume, und langsam näherte sich der Nachmittag. Beide Reiter lagen faul und schläfrig in den Hängematten, das Thoen hatte lange die Matte Sandals studiert und schließlich aus Lianen und seltsamen, haarähnlichen Blütenfäden eine zweite Hängematte geknüpft. Unregelmäßig zwar, aber genügend stark, um das Gewicht Tahonkas zu tragen.
    Sandal wurde aus seinen angenehmen Gedanken gerissen, als er das Fauchen hörte. Es kam unzweifelhaft von „draußen", also vom Feld her.
    „Was ist das?" rief er alarmiert und griff nach seiner Waffe, die dicht über seinem Gesicht an einem Ast hing.
    „Eine der Luftstreifen, nehme ich an. Wir hörten dieses Geräusch schon häufig."
    „Aber noch niemals so nahe!" sagte Sandal und sprang auf den Boden. Geräuschlos lief er bis zu den letzten Stämmen vor der Savanne. Er blieb stehen, eng an die Borke gepreßt und mit dem Schatten verschmolzen.
    Was er sah, erfüllte ihn mit einer dumpfen Ahnung kommender Gefahren.
    Ein mittelgroßer Gleiter, etwa zehn oder fünfzehn Meter lang,

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