0527 - Die Insel der Glücklichen
rasenden Herzschlag spürte. Sowohl seine Handflächen als auch sein Rücken waren schweißnaß.
Wieder gab es einen dumpfen Knall, wieder verschoß eine Kaktee ihre Stacheln. Das Thoen und Tahonka-No wurden getroffen, aber die Stacheln, diesmal etwas kleiner und augenscheinlich weicher, prallten unschädlich ab.
Sandal wäre jedoch getötet worden.
Die zweite Stunde endete, und zwischen den Gruppen bizarrer, flachkroniger Bäume sah Sandal vom Sattel aus bereits hin und wieder Sand auftauchen, es waren Dünenkämme, deren oberste Kanten, wie versteinerte Wellen geformt, von den ersten Sonnenstrahlen getroffen wurden.
„Wir schaffen es bis Sonnenaufgang!" rief Tahonka-No und wurde schneller.
Es wurde heller und heller, aber von der roten Sonnenscheibe war erst das oberste Zehntel zu sehen. In einem schnelleren Trab lief das Lycamber den beiden Lebewesen nach.
Unaufhörlich, je näher die seltsame Karawane dem Sand kam, platzten die Kakteen und schleuderten ihre Stacheln nach allen Seiten. Sandal wagte sich einmal zu weit vor und wurde von zwei Geschossen getroffen - einmal in den Gurt seiner Energiewaffe, ein zweites Mal gab es einen hellen Laut, als der Stachel vom Funkgerät abprallte. Daraufhin fiel Sandal etwas zurück, er hatte nun keine Schwierigkeiten mehr, die Spuren zu erkennen.
„Wohin rennst du?" rief Sandal, als die Sonne halb zu sehen war.
Tahonka-No stob wie ein Wilder durch das Muster aus dunklem, taunassem Gras und langen Schatten. Er rannte auf eine große, auffallende Gruppe von Bäumen und Sträuchern zu, die an jener Stelle standen, wo der Sand ins Gras überging - oder umgekehrt.
„In Deckung!" schrie Tahonka zurück und wurde abermals schneller. Sandal spürte den Strom heißer Luft, der aus der Wüste herankam und den Schweiß auf seiner Stirn trocknete.
Dann hatte er genug zu tun, um das Reittier in der Spur zu halten.
In einer schnellen Serie explodierender Kakteen kamen das Thoen und Tahonka unter der Krone des ersten Baumes an.
Sie blieben stehen, dann trampelte der Knöcherne eine breite Spur, schritt sorgfältig alle Stellen ab, und als Sandal ankam, waren die Gefahren fürs erste beseitigt.
Der erste Ring war überwunden.
Sandal fiel fast aus dem Sattel und sagte heiser: „Dort drüben liegt eine weitere Mahnung für uns."
Er löste den primitiven Sattelgurt und hängte das geringe Gepäck und die Köcher an einige trockene Aststumpen.. Der Knöcherne war völlig erschöpft. Er setzte sich auf Sandals ausgebreitete Decke und lehnte den Kopf an den Baumstamm.
Sein Atemsystem arbeitete mit pfeifenden Geräuschen.
„Ich bin total erledigt!" keuchte Tahonka-No.
Sandal versorgte das Tier und sah sich um. Zwischen den tief hängenden Ästen und Zweigen, die einen schützenden grünen Dom bildeten, konnte Sandal deutlich sehen, daß es Tag war, das rote Licht der Sonne strahlte auf die riesigen, gebogenen Knochen eines großen Skeletts, das dreißig oder mehr Meter vom Grasrand entfernt im Sand steckte. Ein Schauer rann Sandal über den Rücken.
„Bei Crater!" sagte er und kaute eine Handvoll dreieckiger Nüsse. „Das wird ein heißer Tag für uns."
4.
Die Baumgruppe, die aus etwa einem Dutzend Stämmen und fünfzig Büschen voller Früchten bestand, durchmaß etwa fünfzig Meter. Das Thoen turnte schnell einen Baumstamm hinauf und verschwand.
Sandal setzte sich und betrachtete traurig den unbrauchbaren Wasserbehälter. Er grub ein Loch und versteckte den Beutel, dann entfernte er einige Stacheln, die in der Ausrüstung steckengeblieben waren.
Der Knöcherne hob matt den rechten Arm und sagte deutlich: „Wir können keinesfalls durch den Wüstenstreifen, solange es hell ist!"
„Ganz klar. Auch meine Meinung, No!" stimmte Sandal zu.
Hier schienen sie sicher zu sein. Die Sonne schob sich höher und höher, und unter den Baumkronen wurde es heller. Eine rote Glut erfüllte den Innenraum. Der Knöcherne lag da und erholte sich, und Sandal betrachtete den Sand.
Er hatte gelernt zu warten.
Sand, sagte sich Sandal, ist zerstörter, zermahlener Felsen.
Jahrtausende und länger haben Natur und Erosion eingewirkt und die Felsen zerschliffen. Im günstigsten Fall bedeutete es, daß unter bestimmten Sandflächen noch fester Felsgrund vorhanden war. Der Rest - Sand und bleichende Knochen, wie die Warnung gesagt hatte.
„Wir haben Glück gehabt. Ein Viertel der Strecke ist geschafft."
„Ja, wir haben sehr viel Glück gehabt", sagte Tahonka-No.
Falls jemand
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