Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0528 - Auftritt eines Toten

0528 - Auftritt eines Toten

Titel: 0528 - Auftritt eines Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
sagte Marcel, der sich wieder gefangen hatte, »enden zumeist im Freien.«
    »Richtig – nur siehst du eine Tür?«
    »Nein, eigentlich…«
    »Doch, hier ist etwas!« rief Arlette und lief so hastig los, daß die Flamme verlöschte. Sie ärgerte sich, blieb stehen, schnippte zweimal an dem Rädchen, die Funken zitterten auf, dann leuchtete das kleine Feuer wieder und fand das Ziel.
    Eine Holztür.
    Auch Marcel sah sie. Seine Haltung wurde steif, die Augen bekamen den Glanz der Hoffnung und wurden einen Moment später wieder trübe. »Wenn die Tür nun verschlossen ist…«
    »Wir müssen es versuchen!«
    »Ich mache das!«
    Er huschte an Arlette vorbei, die Flamme verlöschte wieder, aber Marcel fand auch im Dunkeln den Griff an der Tür, den er nach unten drückte – und einen heulenden Laut von sich gab.
    »Was ist denn?«
    »Merde – sie ist zu!«
    »Nein!« rief Arlette.
    »Doch, zum Henker, wenn ich es dir sage!«
    Sie schüttelte den Kopf. »So meine ich das nicht.« Arlette brachte die Hand mit der Flamme näher an den Griff. »Versuch es noch einmal! Los, du hast vielleicht…«
    »Wenn ich dir doch sage, daß…«
    »Versuch es!« schrie sie.
    So hatte Marcel die Frau noch nie erlebt. Er erschrak über ihre Stimme. Das Gesicht wirkte im flackernden Licht wie eine verzerrte Gummimaske.
    »Ja, ist gut. Es ist gut, Arlette, ich werde es versuchen. Bist du zufrieden?«
    »Mach schon!« drängte sie. Arlette hatte die Arme vorgeschoben.
    Sie hielt das schmale, fingerhohe Feuerzeug mit beiden Händen fest und drückte mit der Daumenkuppe die schmale Lasche nach unten.
    Auch Marcel packte den Türgriff mit beiden Händen. Das Holz war schon angefault. Es stank und schien gleichzeitig weich zu sein wie dicke Pappe.
    Dann zog er. Zuerst hatte er das Gefühl, als würde er die Klinke samt Schloß aus dem Holz ziehen. Er vernahm auch das Knirschen, doch es drang von unten her hoch. Ein Zeichen, daß etwas über den mit Staub und kleinen Steinen bedeckten Boden schrammte.
    Es war die Tür.
    »Offen!« jubelte er. »Verdammt, es ist offen!«
    »Sei doch ruhig, verflixt!«
    Beide spürten den kalten Luftzug, der ihnen entgegenwehte und die Gesichter streifte. Die ersten Flocken tanzten in einem rasanten Wirbel durch den Spalt und trafen auf die erhitzte Haut.
    Arlette löschte die Flamme des Feuerzeugs. Sie war ebenso nervös wie ihr Partner. Beide konnten es kaum erwarten, bis sie dieses verfluchte Gefängnis verlassen hatten.
    Marcel Wächter erweiterte den Spalt, so daß er bequem hindurchschreiten konnte.
    Arlette blieb dicht hinter ihm. Im Tunnel war es finster gewesen, auch draußen hatte sich längst die Dunkelheit über das Land gelegt.
    Es herrschte nicht diese Rabenschwärze wie in dem Gebäude.
    Wo sie sich befanden, wußten sie nicht. Jedenfalls an einem Hang, der ihnen zur linken Seite hin die Sicht auf das große Schloß nahm.
    Bevor Marcel losging, warf er noch einen Blick zurück. Arlette hatte sich ebenfalls durch den Spalt geschoben. Sie nickte ihrem Partner zu. »Jetzt geh auch.«
    Der Wind hatte den Schnee nicht nur mitgebracht, er war durch die Böen auch gegen die Hangschräge geweht worden, wo er wie dicke, weiße Pappe lag. Regelrechte Verwehungen begleiteten die Schräge, und die beiden mußten durch die manchmal mehr als kniehohe weiße Pracht stampfen. Es störte sie nicht sonderlich, daß das Zeug durch und in die Schuhe hinein drang. Was sie hinter sich hatten, war schlimm genug gewesen. Da kam ihnen das andere, wie ein Kinderspiel vor.
    Sehr weit waren sie vom Schloß nicht entfernt, denn den Wald hatten sie noch nicht erreicht. Ihnen war jedoch klar, daß sie sich durch dieses dichte Gelände schlagen mußten, wenn sie den Ort im Tal erreichen wollten. Marcel drehte sich um. »Wir werden unsere Schwierigkeiten noch bekommen«, erklärte er. »Die Spuren bleiben. Wenn van Akkeren einigermaßen schlau ist, kann er uns…«
    »Hör auf, Mensch!«
    »Schon gut.« Sie gingen weiter. Es wirkte komisch, wenn sie vor jedem Schritt ein Bein aus der dicken Schneemasse zogen und es wieder hineindrückten. Das war ein äußerst anstrengendes Laufen, doch sie mußten bis Cerbac durchhalten.
    Plötzlich blieb Wächter stehen. Er streckte einen Arm zur Seite, um zu dokumentieren, daß auch seine Begleiterin keinen Schritt mehr weiterlaufen sollte.
    »Was hast du denn?«
    Wächter zog den Kopf ein, weil der Wind einen Schneewirbel gegen ihn trieb. »Ich habe etwas gesehen«, flüsterte er. »Das

Weitere Kostenlose Bücher