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0528 - Der blaue Tod

0528 - Der blaue Tod

Titel: 0528 - Der blaue Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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wir bemerkt haben«, sagte Zamorra düster. »Aber sie ist alles andere als dumm. Da scheinst du etwas falsch zu sehen.«
    »Ich kann nichts falsch sehen«, erwiderte Blau. »Ihr…«
    »Sage mir deinen Namen!« unterbrach Zamorra ihn drängend.
    »Meinen Namen?« Blau, dem äußerlich als Farberscheinung nichts anzusehen war, klang verwundert. »Du kennst meinen Namen nicht? Oh, ich hatte gehofft, du würdest ihn kennen, schließlich bist auch du ein Auserwählter! Ich kenne meinen Namen nicht… nicht mehr«, fügte er nach kurzem Zögern hinzu. »Aber wenn du mir unbedingt einen anderen, neuen Namen geben willst… Nenn mich Tod!«
    ***
    Zamorra versuchte sein Erschrecken zu verbergen. Da stand er einem Etwas gegenüber, das nicht Person, sondern Farbe war und sich Tod nennen lassen wollte! Ein Wesen aus seinem Traum! Ein Wesen, das den Begriff Auserwählter kannte - einen Begriff, dessen Bedeutung Zamorra selbst erst klargeworden war, als er an der Quelle des Lebens stand, um von ihrem Wasser zu trinken und dadurch die relative Unsterblichkeit zu erlangen - falls man es so nennen konnte: Sein Alterungsprozeß war durch das Lebenswasser gestoppt worden. Dasselbe galt für Nicole; auch sie alterte nach dem Trunk von der Quelle des Lebens nicht mehr.
    Und dieses blaue Geschöpf, diese Person gewordene Farbe, die Nicole als menschliche Gestalt gesehen hatte, wußte von ihrer beider Status! Woher?
    »Nein«, sagte Zamorra leise. »Ich werde dir keinen Namen geben. Nicht, ehe du mir verraten hast, wer oder was du bist.«
    »Ich glaube nicht, daß du das wirklich wissen willst«, erwiderte Blau.
    »Und ich glaube nicht, daß du mir auch nur in einem einzigen Punkt die Wahrheit gesagt hast«, gab Zamorra zurück. »Fragen wir einmal anders: Was bist du? Zweite Frage: Warum bist du, und dritte Frage: Warum bist du jetzt hier?«
    Einer Farbe läßt sich keine Gemütsregung zuordnen; Zamorra konnte nicht in der Mimik des ihm immer unheimlicher werdenden Wesens lesen.
    »Ich bin jetzt hier, weil du jetzt ein Problem hast, von dem ich dich befreien kann«, sagte Blau »Warum ich existiere? Vermutlich aus dem gleichen Grund wie du. Und was ich bin? Jemand, der helfen möchte.«
    »Ich muß den Verstand verloren haben«, murmelte Zamorra. Da drüben lag Nicole bewußtlos zusammengesunken über dem Tisch, und hier stand er und unterhielt sich mit einer Farbe! Das konnte doch nicht wahr sein…
    »Wie kommst du dazu, daß du mein Problem lösen kannst?« fragte er schroff. »Und wie kommst du darauf, daß ich ein Problem habe? Vielleicht bist du selbst mein Problem? Dann gäbe es einen einfachen Weg, es zu lösen.«
    »Indem ich mich dir vollständig zu erkennen gäbe, oder indem ich einfach verschwände, nicht wahr?«
    Zamorra nickte.
    »Das ist nicht der Weg«, sagte Blau. »Und es ist auch nicht das Problem. Das Problem kennst nur du, und wenn ich es beseitigen soll, mußt du es mir schon sagen.«
    Zamorra starrte die Farbe an. Er sah nur das Blau vor sich, war nicht einmal in der Lage, Konturen zu erkennen. Es gab keine Abgrenzungen. Die Farbe zerfloß irgendwie, um an Rändern, die nicht eindeutig erkennbar waren, in der Umgebung zu verschwinden. Jedesmal, wenn Zamorra versuchte, Grenzen zu erkennen, Randgebiete zu erfassen, dehnten sie sich zu noch größerer Farbfläche aus oder zogen sich auf einen kleineren, engeren Bereich zurück. Die Umrisse des Etwas waren nicht zu erkennen.
    »Das Problem ist, daß da drüben meine Gefährtin ohne Bewußtsein ist, nachdem sie versuchte, dich telepathisch zu sondieren«, sagte Zamorra.
    Blau erwiderte: »Das ist nicht dein Problem, sondern ihres. Aber ich kann es beheben - wenn sie selbst es mir nennt.«
    »Wozu sie in ihrem Zustand schwerlich in der Lage sein dürfte«, erwiderte Zamorra sarkastisch. »Eine andere Frage: Wenn ich dir ein mutmaßliches Problem nenne, auf welche Weise würdest du es zu lösen versuchen?«
    »Auf dieselbe Weise wie immer«, sagte Blau »Sie hängt mit meinem Namen zusammen.«
    »Du hast vorhin selbst gesagt, du kennst deinen Namen nicht«, fuhr Zamorra ihn an. »Was also soll das?«
    »Dann mußt eben du mir einen Namen geben«, erwiderte Blau. »Ich sagte es schon: Nenn mich Tod.«
    »Und das wäre also deine Art, mein Problem zu lösen? Der Tod?«
    »Ja«, sagte Blau.
    »Dann scher dich zum Teufel!«
    Und da war kein Blau mehr…
    ***
    »Du hast ja ’ne tolle Art an dir, meine Kundschaft zu verscheuchen«, brummte Mostache, der aus Richtung Küche

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