0529 - Die letzten Tage der Amazonen
planeteneigenen Lebewesen herrühren dürften. Es wird heiß, meine Glieder werden schwer - und das Schreien des Ersten Dieners wird immer unerträglicher.
Worauf sollen wir noch warten, Freund? Gehen wir!"
Es war eine lange Rede für den jungen Wilden mit dem weißen, schulterlangen Haar. Die Worte wurden von dem Translator in die Sprache Tahonka-Nos übersetzt.
„Die Hitze stört mich nicht", antwortete der Knöcherne. „Aber mein Körper wird mir zu schwer. Wir warten nicht länger."
Er umklammerte mit seinen sechs Fingern entschlossen die lange, klobige Faustfeuerwaffe. Seine Augen in dem knöchernen Schädel wandten sich Sandal zu.
„Was werden wir vorfinden?" fragte er.
Ein Schrei der Kreatur im vorderen Teil des Zylinders ertönte.
„Die Hölle", sagte Sandal und ging an dem kleinen, stämmigen und nur aus Knochen und Knochenplatten bestehenden Freund vorbei zum Ausstieg. Er brauchte nicht lange, um den Mechanismus der Schleuse zu öffnen, denn er war ihm inzwischen vertraut. Überhaupt hatte er in technischen Belangen viel dazugelernt, ohne sich dessen jedoch bewußt zu werden.
Das Schott schwang auf, Sandal zuckte unwillkürlich vor dem heißen Lufthauch zurück, der ihm entgegenschlug. Er trat vor Tahonka-No ins Freie. Hinter ihnen schrie der noch immer wachsende Erste Diener des Y'Xanthymr wie in höchster Not.
Sandal versuchte, das schauerliche Geheul nicht zu hören.
Er ließ seine Blicke über die Ebene gleiten, die nun ausgedehnter und trostloser wirkte als auf dem Bildschirm.
Der Boden war aufgewühlt und von Kratern übersät. Trümmer von Fahrzeugen, Geschützen und Flugzeugen lagen überall herum.
Nicht weit von ihnen entfernt sah Sandal den verbrannten Leichnam eines menschenähnlichen Geschöpfs. Er ging näher, um sich davon zu überzeugen, daß das Wesen tatsächlich humanoid war. Obwohl er keine Details mehr erkennen konnte, bedurfte es nur einer oberflächlichen Betrachtung, um anhand einiger charakteristischer Körpermerkmale Gewißheit zu erhalten.
Auf dieser Welt lebten Menschen, die einen beachtlichen Stand der Technik erreicht hatten.
„Diese Menschen sind von meiner Art", sagte er zu Tahonka-No. „Vielleicht finden wir bei ihnen Unterstützung."
„Glaubst du, ich auch?" fragte der Knöcherne.
„Du gehörst zu mir, Freund", sagte Sandal kategorisch.
Er suchte die verwüstete Ebene vergebens nach einem Anzeichen von Leben ab. Von den in diesem Umkreis noch lebenden Planetenbewohnern, die er bald nach der Landung beobachtet hatte, war nichts mehr zu sehen. Sandal nahm an, daß sie sich aus Angst vor den Wabenzylindern zurückgezogen hatten. Doch verwarf er diesen Gedanken sofort wieder. Wohin sollten sie flüchten, wenn überall auf diesem Planeten die Zylinder mit den Ersten Dienern des Y'Xanthymr niedergegangen waren?
Es konnte sein, daß sie sich nur zurückgezogen, um sich zu formieren und sich dann mit geballter Kraft auf den unbekannten Gegner zu stürzen. Das mochte zutreffen, denn die Zerstörungen, die schon vor dem Eintreffen der Wabenröhren geherrscht haben mußten, ließen darauf schließen, daß die Bewohner dieser Welt kriegerisch waren.
Sandal glaubte, daß er hier Bundesgenossen finden würde.
Er hob das Armbandgerät an den Mund, schaltete es auf Funksendung und sprach langsam und deutlich in das winzige Mikrophon.
„Hier spricht Sandal Tolk asan Feymoaur sac Sandal-Crater.
Ein Jäger ruft die großen Krieger dieser Welt! Der Jäger bietet den Mutigen und Ehrlichen seine Freundschaft."
Er wiederholte diesen Ruf einige Male in abgewandelter Form.
Tahonka-No erhielt von Sandals Translator die Übersetzung und meinte dazu: „Hoffentlich kann man dich hören. Und hoffentlich versteht man den Sinn deiner Worte."
Sandal, der sich erst jetzt bewußt wurde, daß sein Aufruf auf einer fremden Welt und an ein unbekanntes Volk in dieser Form nur wenig Aussicht auf Erfolg besaß, wurde durch Tahonkas Bemerkung etwas irritiert. Er wußte nicht, ob sie spöttisch gemeint oder ohne Hintergründigkeit war.
Deshalb sagte er nur: „Den Menschen dieser Welt kann das Funkwesen nicht unbekannt sein. Ich habe auf einem breiten Spektrum gesendet und muß gehört werden."
Er irrte nicht.
Sein Funkspruch wurde empfangen. Wenig später erfolgte darauf eine Reaktion. Allerdings kam sie nicht von den Bewohnern dieser Welt.
Bei einem nur zweihundert Meter entfernten Wabenzylinder öffnete sich das Schott, und kleine Purpurne stürmten
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