0529 - Die letzten Tage der Amazonen
heraus.
*
Sandal' erfaßte sofort, daß sein Funkspruch das genaue Gegenteil von dem bewirkte, was er bezweckt hatte. Statt Verbündete zu schaffen, hatte er einen Alarm innerhalb der Wabenzylinder ausgelöst und die purpurnen Stummen in ihrer Eigenschaft als Wächter der Ersten Diener auf den Plan gelockt.
Als er diese kaum mehr als 1,50 großen Wesen sah, die nur aus Muskeln, Haut und knochigen Hornplatten zu bestehen schienen, schrie er zornig. Wahrend die eine Hand den Bogen ergriff, holte die andere automatisch einen Pfeil aus dem Köcher.
Es war mehr eine Reflexbewegung als eine überlegte Handlung.
Er haßte die Purpurnen, die seine Eltern, seinen Großvater und Beareema getötet hatten.
Der erste Pfeil schnellte von der Sehne. Ein Purpurner fiel.
Der zweite Pfeil folgte dem ersten und fand sein Ziel.
Jetzt erst griff Tahonka-No ein. Er schoß aus seiner pistolenähnlichen Waffe hintereinander drei Projektile ab, die inmitten der angreifenden Purpurnen einschlugen und detonierten. Die Purpurnen vergingen, noch bevor sie ihren Angriff einleiten konnten.
Sandal setzte seinen Kompositbogen ab, blickte zu Tahonka-No und sagte: „Du hast mich um meine Rache betrogen, Freund."
Tahonka-No deutete mit seinem braunen Knochenarm auf die Ebene hinaus.
„Dir werden sich noch mehr Ziele bieten, als dir recht ist", sagte er.
Sandal schaute sich aufmerksam um. Plötzlich tauchten überall die Purpurnen auf. Obwohl sie noch mehrere hundert Meter entfernt waren, konnte man ihre aufgeregten Rufe hören. Ihre Waffen blitzten im grellen Licht der hochstehenden Sonne.
Es war heiß. Sandal-Crater trocknete sich die schweißnasse Stirn ab.
„Ich werde sie alle töten", sagte er entschlossen.
„Es sind zu viele", gab der Knöcherne zu bedenken. „Wir müssen uns zurückziehen."
Sandal stand breitbeinig da, den Kopf erhoben. Der Kompositbogen lag locker in seiner Hand. Er hatte einen Pfeil eingelegt, die Sehne aber noch nicht gespannt. Er wollte die Feinde bis auf hundert Meter herankommen lassen.
„Sie werden uns im ersten Anlauf vernichten", sagte wieder Tahonka-No. „Wir sollten uns zumindest eine Deckung suchen."
Sandal schien nicht zu hören. „Ich werde dich rächen, Beareema", sagte er. „Es sind noch genügend Pfeile vorhanden."
Die Purpurnen kamen immer näher. Sie hatten sich nicht formiert, in ihrem Angriff lag keine Linie. Sie stürmten einfach in breiter Front gegen einen Feind, dessen Stärke sie noch nicht kannten. Sandal wußte, daß der scheinbare Todesmut auf ein völliges Fehlen des Selbsterhaltungstriebes bei den Purpurnen zurückzuführen war. Sie waren Diener, und um ihrer Bestimmung willen gaben sie bedenkenlos ihr Leben hin. Das machte sie besonders gefährlich.
Aber Sandal kannte keine Furcht vor ihnen.
Die Purpurnen waren bereits von zwei Seiten bis auf zweihundert Meter herangekommen.
„Noch bleibt die Möglichkeit des Rückzugs", sagte Tahonka-No.
„Aber nicht mehr lange. Bald werden sie auch hinter uns auftauchen."
Er hatte kaum ausgesprochen, da zuckten einige Blitze über die Ebene, schlugen links und rechts von ihnen ein und brachten den Boden zum Kochen.
Wieder blitzte es bei den Angreifern auf. Sandal brachte sich mit einigen Sätzen hinter einem ausgebrannten Panzerfahrzeug in Sicherheit. Tahonka-No hatte sich unweit von ihm in den Schutz eines Bombentrichters begeben.
Sandal keuchte. Er ärgerte sich über seine Schwäche, aber er konnte nichts dagegen tun. Auf seinen breiten Schultern schien ein schweres Gewicht zulasten.
Die Purpurnen waren nur noch hundertfünfzig Meter entfernt.
Sandal hob den Bogen und versuchte, ihn durchzuspannen. Es gelang ihm nur mit äußerster Kraftanstrengung. Der Schweiß brach ihm dabei aus. Als er einen Purpurnen anvisiert hatte, ließ er den Pfeil von der Sehne schnellen.
Der Pfeil verfehlte sein Ziel - erbohrte sich gut einen Meter vor dem Purpurnen in den Boden.
Sandal konnte diesen Schock nicht überwinden. Es war ihm seit seiner Mannwerdung noch nie passiert, daß er ein so leichtes Ziel verfehlte. Dieser Fehlschuß war alarmierend. Er war bezeichnend für seine Schwäche.
Er holte einen neuen Pfeil aus dem Köcher, legte ihn ein und spannte den Bogen durch. Als diesmal der Pfeil von der Sehne schnallte, wußte Sandal, daß er sein Ziel finden würde. Dennoch war er nicht zufrieden, denn es hatte ihn übermenschliche Anstrengung gekostet, die Kraft aufzubringen, um den 250 Pfund Spannkraft des Bogens
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