0529 - Die letzten Tage der Amazonen
vor. „Das ist mein Freund Tahonka-No.
Das Schicksal hat uns auf diese Welt verschlagen, und es war gnädig genug, uns Menschen über den Weg zu schicken."
Eine der Neogolistinnen kam auf ihn zu und betastete vorsichtig sein Gesicht. Sandal ließ es geschehen, weil er an ihren Augen erkannte, daß sie verdummt war.
„Bist du wirklich ein Mann?" fragte sie.
Sandal straffte sich. „Der Tag meiner Mannbarkeit liegt schon einige Zeit zurück."
Die Amazone stutzte. „Du bist ein Mann und trägst einen Namen? Das ist ungewöhnlich. Woher kommst du?"
Er erklärte ihr geduldig, daß seine Heimat Exota Alpha sei, daß er aber in einer der Wabenröhren aus dem Schwarm gekommen sei.
Die Amazonen gaben Laute der Überraschung von sich.
Ihre Anführerin fragte hoffnungsvoll: „Hat euch das Allerweiblichste geschickt, um uns vor dem drohenden Untergang zu bewahren? Sind mehr Männer in den Zylindern, die aus dem Himmel auf Diane gefallen sind?"
Sandal schüttelte den Kopf. „Nein. Es befinden sich nur die Kleinen Purpurnen darin - und andere, noch fremdartigere Geschöpfe." Das Gespräch mit der bewaffneten Frau verwirrte ihn. Er konnte sich nicht vorstellen, daß die Männer dieser Welt freiwillig die Frauen in den Krieg ziehen ließen. Deshalb fragte er: „Wo sind eure Männer?"
„Unsere Männer?" wiederholte die Anführerin der Neogolistinnen verwundert. „Unsere Männer wurden durch die Experimente der Virilistinnen und die blutigen Riten der Egotistinnen beinahe ausgerottet. Weißt du das nicht selbst? Ist dein Geist so verwirrt, daß du diese Dinge vergessen hast? Wie dem auch sei, du hast Glück, daß du uns Neogolistinnen begegnet bist. Wir werden dich und deinen seltsamen Freund aufnehmen, beschützen und pflegen. Denn wir Neogolistinnen haben erkannt, daß der Mann die Krönung der Schöpfung ist."
Bevor Sandal etwas erwidern konnte, wandte sich Tahonka-No an ihn. Er sprach, und der Translator übersetzte seine Worte.
„Diese Menschen bieten uns einen seltsamen Empfang.
Sie scheinen uns für verdummt zu halten. Dabei erleichterte es mich, als ich nach Verlassen des Schwarms feststellte, daß ich gegen die Verdummung immun bin. Es dürfte so sein, daß diese weiblichen Menschen eine geistige Einbuße erlitten haben.
Ich erinnere mich, daß du die Stellung der Frau bei den Menschen anders dargestellt hast."
Sandal, der inzwischen die Situation erkannt zu haben glaubte, winkte ab.
„Es stimmt, diese Frauen sind verdummt", sagte er so leise, daß nur der Translator seine Worte empfangen und nur für Tahonka-No übersetzen konnte. Sandal fuhr fort: „Aber das Verhalten dieser Frauen hat mit der Verdummung nichts zu tun.
Es scheint, daß sich auf dieser Welt eine Zivilisation entwickelt hat, in der die Frauen die Rollen mit den Männern getauscht haben."
Die Anführerin der Amazonen wurde ungeduldig. „Was schwätzt ihr. Steigt schon bei uns ein. Wir werden euch mit zum Allerweiblichsten nehmen."
„Was ist das Allerweiblichste?" wollte Sandal wissen.
Die Neogolistin meinte sarkastisch: „Da findet man zwei Männer und möchte dem Schicksal dankbar sein. Aber dann stellt sich heraus, daß der eine mißgestaltet und der andere geistesgestört ist. Jetzt kein Wort mehr. Und steigt endlich ein."
Sandal hatte nichts dagegen, für geistesgestört gehalten zu werden, denn das ersparte ihm lange Erklärungen über seine Herkunft, die die Amazonen ohnehin nicht verstanden hätten.
Aber er war trotz allem nicht bereit, sich von Frauen herumkommandieren zu lassen.
„Du hast gesagt, ihr wollt den Mann als Krönung der Schöpfung anerkennen, obwohl das anscheinend gegen die Gesetze eurer Welt verstößt", sagte er. „Nun zeigt, daß das mehr als leere Worte sind. Ich verlange, das Kommando über die Kolonne zu erhalten."
Die Neogolistin war so verblüfft, daß sie nicht sofort etwas entgegnen konnte. Nachdem sie sich von der ersten Überraschung erholt hatte, sagte sie in unterwürfigem Ton: „Entschuldige mein überhebliches Verhalten, aber manchmal vergessen auch wir, daß wir uns den Männern unterwerfen wollen.
Sie bestiegen die Panzer. Die Luft in der engen, stickigen Kabine schien zu kochen. Als die Panzerfahrerin zusammenbrach und ohnmächtig liegenblieb, ließ sich Sandal die Handhabung der Geräte erklären und übernahm selbst die Steuerung. Tahonka-No hatte im Sitz des MG-Schützen Platz genommen.
Das Fahrzeug mit der Anführerin der Neogolistinnen hatte sich an die Spitze gesetzt.
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