053 - Manitous Fluch
kleinste Unvorsichtigkeit kann Sie das Leben kosten!«
»Sie müßten hören, wie Barrymore schreit, dann würden Sie anders reden.«
»Wenn er Glück hat, hält er durch, bis wir bei ihnen eintreffen.«
Ich wünschte dem Mann dieses Glück.
***
Stille!
Kein Schrei mehr, kein Kampflärm - nichts.
Verena McGuire legte den Hörer auf den Apparat und drehte sich langsam um. Was hatte diese Stille zu bedeuten? Die Frau wischte sich die Tränen aus den Augen und verschränkte die zitternden Finger. Der Horror war vorbei. Verena lauschte mit angehaltenem Atem. Sie mißtraute dem Frieden.
Hatten sich Gordon und seine grauenerregenden Begleiter entfernt? Was war mit George Barrymore? Ließen seine Peiniger von ihm ab?
Die Stille war für Verena beinahe genauso quälend wie vorher der Lärm, denn jetzt hatte sie Zeit, nachzudenken.
Unsicher durchschritt sie den Living-room. Ihr kam alles irgendwie unwirklich vor. Sie glaubte, über daunenweiche Kissen zu schreiten.
Vorsichtig spähte sie zwischen den Holzlamellen hindurch. Ihr Herz krampfte sich zusammen, als sie Barrymore auf der Veranda liegen sah. Er regte sich nicht. Sie nahm an, daß er das Bewußtsein verloren hatte. Hatten Gordon und seine Komplizen deshalb von ihm abgelassen? Würden Sie erneut über ihn herfallen, wenn er zu sich kam?
Verena suchte die Zombies. Sie hatten sich zurückgezogen. Vielleicht lagen sie in der Nähe auf der Lauer. Es war Verena McGuire unmöglich, George Barrymore dort draußen liegen zu lassen. Sie konnte ihn nicht einfach ignorieren, das ließ ihr Gewissen nicht zu. Wenn sie sich beeilte, die Verandatür schnell öffnete und den Verletzten ins Haus holte, war er gerettet.
Die Frau zögerte nur einen kurzen Moment, dann umschloß sie mit der Rechten den Türgriff, drehte ihn nach rechts, zog die Tür auf und löste die Verriegelung der Holzläden.
Sie war bereit, sofort zurückzuspringen und die Läden zu schließen, sobald sie irgend etwas Verdächtiges bemerkte. Gespannt drückte sie die Holzläden auf.
Als sie sah, wie schlimm der Nachbar von den Untoten zugerichtet worden war, wollte sich ihr Magen umdrehen. Sie kämpfte gegen die hochsteigende Übelkeit an und überwand sich, den Mann anzufassen. Ächzend zerrte sie ihn ins Haus, wobei sie immer wieder hochschaute, damit die Zombies sie nicht überraschen konnten.
Sobald sie Barrymore im Wohnzimmer hatte, klappte sie die Läden zu und schloß die Verandatür. Dann schleifte sie den Nachbarn zum Sofa. Sie versuchte ihn darauf zu betten, mußte aber einsehen, daß ihre Kräfte dafür nicht ausreichten. Also ließ sie ihn vor dem Sofa auf dem Boden liegen und holte den Erste-Hilfe-Kasten.
Als sie darangehen wollte, die Wunden des Mannes zu verarzten, setzte schlagartig ein Höllenspektakel ein. Verena McGuire stieß einen grellen Schrei aus und drehte sich im Kreis.
Die Zombies schienen überall zu sein.
Sie hämmerten gegen die Fensterläden im Erdgeschoß, traten gegen die Kellerfenster und schlugen gegen die Holzläden im Obergeschoß. An den verschiedensten Stellen versuchten sie sich Einlaß zu verschaffen.
Verena hielt sich die Ohren zu, schüttelte wild den Kopf und schrie: »Geht weg! Laßt mich in Ruhe!«
Hart und energisch rüttelten die Untoten an Fenster und Türen. Sie wußten, daß es jemanden in diesem Haus gab, der lebte, und das durfte nicht sein.
Die Frau brachte nicht die Nervenkraft auf, sich um George Barrymore zu kümmern. Sie vergaß ihn beinahe. Jedes neue Geräusch versetzte sie in Angst und Schrecken. Ihre Panik uferte aus. Sie glaubte, diesen Streß nicht auszuhalten.
Sie drehte sich einmal in diese Richtung, dann in eine andere. Welchem Zombie würde es zuerst gelingen, in das Haus einzudringen? Würde es Gordon sein? Er kannte die Schwachstellen seines Hauses.
»Weg! Weg! Weg!« kreischte die Frau, dem Wahnsinn nahe.
Irgendwo splitterte Holz. Glas klirrte. Verena McGuires Herz drohte zu zerspringen. Der Lärm wurde immer lauter. Die Untoten würden nicht draußen bleiben. Niemals.
In diesem Augenblick bewegte sich George Barrymore.
Er war nicht ohnmächtig, sondern tot gewesen.
Verena McGuire hatte einen Zombie ins Haus geholt!
***
Unbemerkt zog er die Beine an. Sein fahles Gesicht war ausdruckslos, seine gebrochenen Augen richteten sich auf die Frau, die für ihn keine Retterin, sondern ein Opfer war.
Seine Lippen zuckten und entblößten die Zähne. Er legte die Hand auf das Sofa und stand lautlos auf. Der Lärm, den die
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