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0530 - Der Magus von Zypern

0530 - Der Magus von Zypern

Titel: 0530 - Der Magus von Zypern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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der Name wie ein tiefes Stöhnen entgegengeweht. Jane Collins war nicht in der Tiefe der Schlucht verschwunden und auch nicht eingeklemmt, sie hatte sich im letzten Augenblick an einem Vorsprung und gleichzeitig am Rand festklammern können.
    Doch ihre Hände rutschten ab.
    Ich griff gedankenschnell zu, bekam die Gelenke zu fassen und flüsterte Worte, die ich selbst nicht verstand, sie aber sagte, um Jane zu beruhigen.
    Ich zog sie hoch.
    Sie war schwer, weil sie sich durchhängen ließ. Dann kam sie mir entgegen und stützte sich mit den Füßen ab. Als sie über die Kante kriechen wollte, schob ich meine Hand in ihre Achselhöhle und half ihr das letzte Stück hoch.
    Neben mir blieb sie keuchend und zitternd hocken. Der Sarg war verschwunden. Nicht einmal Glasreste klebten noch am Gestein. Da der Sarg nicht mehr existierte, konnte Selim Kale auch nicht mehr dorthin zurückkehren. Was würde er nun tun?
    Ich half Jane hoch. Ihr Skelettgesicht befand sich dicht vor meinen Augen. »Danke«, flüsterte sie. »Danke. Aber jetzt mußt du mich gehen lassen. Ich will meine Chance nutzen.«
    »Augenblick noch«, sagte ich und hielt sie an der Schulter fest.
    »So einfach ist das nicht!«
    »Laß sie gehen!« rief der Magus.
    Ich kümmerte mich nicht um ihn, sondern hielt Jane meine Beretta hin. »Nimm sie!«
    »Nein, ich muß…«
    »Es spielt keine Rolle, wie du ihn tötest. Versuche es mit den geweihten Silberkugeln!«
    Auch Suko war der Meinung. Er hatte sich nicht vom Fleck gerührt und nur das rote Skelett im Auge behalten.
    »Gut, ich nehme sie.« Jane umschlang den Griff der Waffe. Noch immer zitterte ihre Hand.
    »Viel Glück«, flüsterte ich und ließ sie gehen.
    Die Detektivin mußte sich überwinden, obwohl sie keine andere Chance sah. Das Skelett stand vor ihr. Sie konnte auf dem direkten Weg zu ihm gehen.
    Von ihren Freunden wurde sie beobachtet, sie litten mit ihr. Die Blicke ließen sie nicht los.
    Die Waffe lag schwer in ihrer Hand. Schwerer als gewöhnlich, wie Jane feststellte. Sie hatte schon oft genug mit der Beretta geschossen, aber nie war es so dringend gewesen wie jetzt. Ihr Schicksal stand auf dem Spiel.
    Selim Kale tat nichts. Er wartete einfach ab. Kein Zucken seiner Knochen, kein Bewegen seines Knochenschädels, und er blieb auch in der gleichen Haltung, als Jane stoppte, den Arm anhob und direkt mit der Mündung auf das Skelett zielte.
    Sie konnte es nicht verfehlen. Die Kugel würde in den Knochenwirrwarr hineinrasen und ihn hoffentlich zerstören.
    Noch schoß sie nicht.
    Der Arm wurde schwer, die Waffe noch mehr, und sie hörte die Stimme des Geisterjägers.
    »Jane, drück ab!«
    Auch Suko nickte ihr zu. Ihn konnte Jane ansehen, nur verschleierten Tränen ihren Blick, so daß Suko für sie zu einer zerfließenden Gestalt wurde.
    Sie bewegte den Zeigefinger nach hinten, glaubte, den Druckpunkt zu spüren und schoß.
    Die Waffe bäumte sich in ihrer Hand auf. Die Kugel jagte in den Schädel, in die Stirn.
    Jetzt mußte der Schädel zerplatzen, das aber geschah nicht. Die Silberkugel steckte zwar in der Stirn, und es zeigte sich auch ein dunkler Fleck, mehr geschah jedoch nicht.
    »Du mußt ihn mit bloßen Händen bekämpfen!« rief der Magus von der anderen Seite der Schlucht. »Du mußt ihn zerreißen, mit bloßen Händen.«
    Das ging mir über die Hutschnur. »Verdammt, warum kommen Sie nicht her und helfen ihr?«
    »Ich bin ein Mann des Friedens. Ich darf es nicht. Ich darf keine Gewalt anwenden!«
    Ich schüttelte den Kopf und schrak zusammen, als Jane die Waffe fallen ließ. Sie landete mit einem klirrenden Geräusch auf den blanken Steinen. Mit bloßen Händen sollte Jane gegen dieses Wesen angehen. Okay, sollte sie, aber ich hatte dabei auch ein Wörtchen mitzureden.
    Jane sah, daß ich mich bewegte. »Nicht, John, nicht!« flüsterte sie, »sonst nimmst du mir alles.«
    Ich begriff sie nicht. Sie schenkte diesem komischen Magus mehr Vertrauen als mir. Wahrscheinlich aber mußte man sich selbst in einer ähnlichen Situation befinden, um so denken und handeln zu können.
    »Schon gut, Mädchen, schon gut.«
    Suko winkte mir kurz zu. Wir hatten Jane und das rote Skelett zwischen uns genommen. Bevor ich zuließ, daß dieser Selim Kale die Detektivin tötete, würde ich eingreifen. Wenn sie auch weiterhin tagsüber mit dem Knochenkopf herumlief, das war mir dann egal.
    Sie gingen aufeinander zu. Nicht einmal langsam. Ziemlich rasch verkürzten sie die Distanz. Als könnten sie es nicht

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