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0530 - Land der Amazonen

0530 - Land der Amazonen

Titel: 0530 - Land der Amazonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Blut!
    »Er ist verletzt worden«, vermutete Merlin folgerichtig.
    Nicole verdrehte die Augen. »Und wo sind die Spuren eines Kampfes?«
    »Es kann so schnell geschehen sein, daß er keine Möglichkeit hatte, sich zu wehren.«
    »Einen gerissenen alten Fuchs wie Assi überrumpelt man nicht so einfach«, protestierte Nicole.
    »Dazu gehört schon ein bißchen mehr.«
    »Zum Beispiel eine Entführung durch Stygia, wie Merlin andeutete«, gab Zamorra leise zu bedenken.
    »Ich werde versuchen, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen, um es etwas genauer zu erfahren. Wobei mich wundert, Merlin, daß du diesem Amulett die entsprechende Fähigkeit mitgegeben hast, selbst dazu aber nicht in der Lage zu sein scheinst…«
    Merlin atmete tief durch.
    »Was mich an dir immer wieder bestürzt und verärgert«, sagte er düster, »ist dein absoluter Mangel an Respekt - vor mir und auch vor dem, was ich verkörpere. Hast du dich nie gefragt, warum ich das Amulett mit solchen Kräften ausstattete, als ich damals einen Stern vom Himmel holte und es aus der Kraft einer entarteten Sonne schuf?«
    »Du hast ihm Fähigkeiten gegeben, die du selbst nicht besitzt?« stieß Zamorra entgeistert hervor.
    Er entsann sich deutlich an jene Szenen; immerhin war er im Rahmen einer eher unfreiwilligen Zeitreise dabeigewesen. Mittelalter, der 1. Kreuzzug unter Gottfried von Bouillon, die nicht immer ritterlichen Kämpfe der Ritter gegen die »arabischen Heiden«, der Kampf um Jerusalem, Fürst William von Helleb und sein Gefolge, Leonardo de Montagne, sein Diebstahl des eigentlich Zamorra zugedachten Amuletts… [5]
    »Natürlich!« fuhr Merlin ihn an. »Und ich hatte gehofft, du würdest es irgendwann einmal begreifen und entsprechend handeln! Aber zuweilen kommt es mir vor, als wärest du dümmer als König Artus…«
    »Zumindest habe ich schon ein paar Jahre länger überlebt als er«, wandte Zamorra verdrossen ein, »und auch länger als der Hauptheld deines ersten Versuchs, die Tafelrunde aufzubauen und als dauerhaftes Instrument gegen die Dunkelmächte zu installieren…«
    »Beide Male gab es Verräter in den eigenen Reihen«, sagte Merlin. »Einmal der Bastard Mordred, der seinen eigenen Vater erschlug, und vorher der Raffgierige, dem lausige dreißig Silbergroschen genug waren… doch all das stand in jenem Buch des Schicksals geschrieben, auf das selbst ich keinen Einfluß habe. Was dein Schicksal angeht, Zamorra… in diese Zukunft kann ich so weit nicht schauen. Selbst Sara, meine Tochter, kann mit ihrem Zeitauge nur Sekunden, höchstens Minuten, nach vorn blicken…«
    Sara Moons Erwähnung riß Zamorra in die Gegenwart zurück. »Ich schaue mir jetzt an, was hier in der Vergangenheit geschah. Nicole, würdest du aufpassen, daß uns niemand stört? Merlin - kannst du mir wenigstens verraten, wie lange es her ist, seit du auf die Entführung aufmerksam wurdest? Dann könnte ich den Zeitpunkt rascher ansteuern und keine weitere Zeit unnütz verlieren.«
    Nur konnte Merlin das nicht. »Bin ich so zivilisationskrank, daß ich ständig eine Uhr mit mir herumschleppen muß, um zu wissen, wie spät es ist? Es muß Nacht gewesen sein, dem Stand des Mondes zufolge etwa gegen Mitternacht.«
    Zumindest auf solche Angaben, wußte Zamorra, konnte man sich bei Merlin verlassen. »Also, die Zeitverschiebung zwischen Europa und Amerika eingerechnet, etwa vor anderthalb Stunden, plus-minus eine… sieht so aus, als hättest du ausnahmsweise einmal relativ schnell reagiert.«
    »Sagte ich nicht, daß es eilt?« fauchte Merlin zornig.
    ***
    Asmodis hörte das Fauchen und Aufbrüllen des Ungeheuers erst, als es bereits in seiner unmittelbaren Nähe war. Er wirbelte herum und begriff nicht, wie ein Biest dieser enormen Größe sich im handspannenhoch stehenden Gras so lautlos hatte anschleichen können - und schon gar nicht, wie es ihm gelungen war, seine Aura zu unterdrücken. Normalerweise hätte Asmodis das sich ihm nähernde Leben wahrnehmen müssen!
    Normalerweise…
    Aber hier war nichts normal. Hier wurde seine Magie gedämpft!
    Und vielleicht auch seine Reflexe - er hatte zuviel Zeit dafür vergeudet, über das Phänomen nachzugrübeln, statt sofort zu reagieren, wie es normalerweise seine Art gewesen wäre. Als er beschloß, das Ungeheuer abzuwehren, hatte das Ungeheuer bereits beschlossen, ihn in einem Stück zu verschlingen. Eine lange Chamäleonzunge schoß vor, wickelte sich blitzartig und klebrig um Asmodis und riß ihn mit unfaßbarem

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