0530 - Land der Amazonen
als daß Bruchstücke übriggeblieben wären, die größer als ein Schweineschinken waren.
Asmodis versuchte sich zu entspannen. Es gelang ihm nicht. Er war besudelt von den Magensäften des Ungeheuers, die inzwischen seine Kleidung zerfressen hatten und nun die Haut angriffen; hastig versuchte er, die Verdauungssäure mit einem Zauberspruch zu entfernen. Aber er schaffte es nicht. Wieder wurde seine Magie auf ihm rätselhafte Weise gedämpft. Er fauchte eine Verwünschung, rupfte Grasbüschel aus und begann damit, seinen Körper abzuwischen. Da schrie er wild auf, weil die Kanten der schmalen, harten Halme viel härter waren, als er angenommen hatte.
Sie schnitten seine Haut auf! Schwarzes Blut drang hervor, vermischte sich mit der Säure und verdampfte zu eklig stinkenden Rauchwolken, vor denen sich selbst Asmodis beinahe übergeben mußte.
Langsam ließ der Schmerz nach. Etwas erleichtert stellte der Ex-Teufel fest, daß die Säure sich selbst verbraucht hatte. Sie hatte auch nur die oberste Schicht seiner Haut angegriffen und zersetzen können. Er war froh, daß er als magisches Wesen, als Dämon, über eine völlig andere, in jeder Hinsicht stärkere Konstitution verfügte als menschliche Wesen. Ein Mensch wäre mit Sicherheit an dieser Verdauungssaft-Attacke gestorben, schon allein, weil es keine Hautzellen mehr gab, die atmen konnten. Asmodis war darauf nicht angewiesen.
Allerdings war sein Körper jetzt schwarz. Die helle Oberschicht der Haut war weggefressen worden. Er versuchte, sie zu erneuern, stieß aber erneut auf Schwierigkeiten. Bestürzt erkannte er, daß seine magischen Fähigkeiten immer weiter reduziert wurden. Er schaffte es nicht, sie zu erneuern.
Er verbrauchte sie nur, und selbst jeder Fehlversuch entzog ihm weitere Kraft!
Eine ganze Menge hatte er eben geopfert, als er das Monster um sich herum zersprengte, um überleben zu können. Im Nachhinein schalt er sich einen Narren - warum hatte er nicht versucht, die Lebensenergie dieser Bestie in sich aufzunehmen, als sie starb? Dann könnte er jetzt wenigstens über diesen, wenn auch vermutlich schwachen, Energieschub verfügen!
Aber jetzt mußte er mit dem auskommen, was ihm verblieben war. Er fragte sich, ob es reichte.
Vermutlich nicht. Wenn er Pech hatte, verausgabte er sich in dieser Falle derart, daß er vor magischer Entkräftung starb!
Wenn er noch mehr Pech hatte, erwischte ihn das nächste Ungeheuer. Er ahnte, daß er sich nicht noch einmal auf diese Weise würde zur Wehr setzen können. Also mußte er höllisch aufpassen, daß er nicht noch einmal so überrumpelt wurde wie eben.
Was aber sollte er tun, wenn er die Annäherung eines solchen mächtigen Ungeheuers entdeckte?
Kämpfen? Dazu war er vermutlich nicht mehr stark genug, und auf eine körperliche Auseinandersetzung konnte er sich erst recht nicht einlassen. Davonlaufen?
Da kam es darauf an, wer die stärkeren Muskeln, die längeren Beine und das größere Durchhaltevermögen hatte. Nur - schnelles Laufen bedingt Konzentration auf die Bodenbeschaffenheit.
Alles andere mußte dabei auf der Strecke bleiben.
Wie auch immer er es betrachtete - er hatte höllisch schlechte Karten…
***
»Jetzt sind wir auch nicht viel schlauer«, behauptete Nicole trocken, als Zamorra in knappen Worten wiedergab, was er beobachtet hatte. »Wir wissen immer noch nur, daß Assi verschwunden ist, aber nicht wie.«
»Zumindest wissen wir jetzt, daß er sich die Verletzung, deren trockene Blutreste wir hier gefunden haben, vorher zugezogen hat und daß es bei seinem Verschwinden keinen Kampf gab«, erwiderte Zamorra. »Aber weshalb ausgerechnet Stygia dafür verantwortlich sein soll, entzieht sich nun doch meiner Einsicht. Ich habe zumindest nichts erkennen können, was auf ihre Täterschaft hinweist. Genauer gesagt - ich habe überhaupt nichts feststellen können!«
»Also können wir weder herausfinden, wohin er entführt worden ist, noch ihm folgen, um ihn wieder zu befreien, wie?« schloß Nicole.
Der Meister des Übersinnlichen nickte.
»Es muß aber eine Möglichkeit geben!« beharrte Merlin. »Vielleicht bedarf es dazu meiner Hilfe. Vielleicht kann ich mehr sehen als du, Zamorra. Gib mir das Amulett. Zeige mir, wie du den Blick in die Vergangenheit initiiertest, und ich werde es selbst versuchen.«
Zamorra und Nicole sahen ihn skeptisch an. Es hatte einmal eine Zeit gegeben, in der sie beide geradezu Ehrfurcht vor dem Zauberer von Avalon empfanden. Aber das war vorbei, seit sie
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