0530 - Land der Amazonen
Kristall und Strahlwaffe auf den Tisch gelegt und zupfte an ihrem Shirt, das zwar der Sommerhitze angepaßt, aber gerade lang genug war, nicht jugendgefährdend zu sein - wenn sie die Arme nicht hochreckte.
»Du kannst das Ding ja ausziehen«, grinste Zamorra sie an.
»Ihr werdet warten, bis ich wieder hier bin!« fauchte sie und enteilte.
Merlin schüttelte vorwurfsvoll den Kopf. »Wer wird jemals die Frauen und ihre Probleme mit der Mode verstehen?« fragte er. »Ich für meinen Teil fand ihr Kleid zwar recht gewagt, aber durchaus stilvoll. Vielleicht - hätte es sogar noch ein wenig kürzer sein können, und etwas tiefer dekolletiert…«
»Kleid«, seufzte Zamorra. »Das war ein Hemdchen, nicht mehr. Und noch etwas kürzer… entwickelst du auf deine alten Tage etwa noch so etwas wie Humor?«
Merlin lächelte verschmitzt. »Oh, du solltest wissen, daß ich durchaus ein Mann und weiblichen Reizen recht zugetan bin; ein Zauberer ist nicht unbedingt ein Neutrum. Aber um sich umzukleiden, vergeudet sie kostbare Zeit? Ich hätte sie mit der Kraft meiner Magie wesentlich schneller einkleiden können, ganz nach ihren Wünschen. Haben wir nicht schon genug Zeit dadurch verloren, daß du deine Zaubermittel holen wolltest? Hätte sie jene Zeit nicht nutzen können, um sich bereits vorausschauend umzukleiden?«
»Ausgerechnet du mußt von Zeit reden«, sagte Zamorra. »Und auch noch von der Kraft deiner Magie. Was, wenn diese Kraft dich im ungeeigneten Moment verläßt? Ich halte es ohnehin schon für erstaunlich, daß du dich endlich wieder auf der Bühne des Lebens zeigst. Lange genug hast du dich ja in deinem Schneckenhaus verkrochen.«
»Ich brauchte die Zeit, um die Ruhe in mir selbst zurückzufinden«, sagte Merlin. »Ich war erschüttert durch den Fehlschlag meines Versuches, den Silbermond vor der Vernichtung zu retten - hättet ihr alle nicht eingegriffen, so wäre er entweder immer noch zerstört, oder das Böse hätte diesen Planeten, diesen Kosmos unterjocht. Doch jetzt weiß ich, daß es so kommen mußte. Es stand im Buch des Schicksals geschrieben, und wüßte ich um das, was die Zukunft uns bringt, könnte ich sogar bestimmen, aus welchem Grund es so geschehen mußte, welche Bedeutung es künftig noch hat. Auch machte mir zu schaffen, daß meine Tochter vorübergehend dem Dämon Ssacah zu dienen gezwungen war, der tot und doch nicht tot ist…«
Zamorra nagte an seiner Unterlippe. Wußte Merlin etwa noch nichts von Saras Schicksal?
Glaubte er sie noch unter den Lebenden zu finden?
Aber es war vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt, ihn darauf anzusprechen. Vielleicht würde er durch diesen Schicksalsschlag erneut die Kraft verlieren, die Motivation, etwas zu tun, und sich zum Meditieren in sein geistiges Schneckenhaus zurückziehen!
Andererseits war es sicher unfair, ihn nicht zu unterrichten, sofern er es noch nicht selbst erkannt hatte, aber wenn die Aktion um Sid Amos abgeschlossen war, war es bestimmt auch noch früh genug. Ändern konnte Merlin an den Fakten ohnehin nichts - es sei denn, er probierte wieder einmal aus, ob er nicht mit einem weiteren Zeitparadoxon etwas erreichen konnte.
Aber dazu war er hoffentlich inzwischen etwas zu schlau geworden, hatte hoffentlich aus der Beinahe-Katastrophe etwas gelernt.
Nicole kehrte zurück, in Stiefel und ihren »Kampfanzug« gekleidet, den schwarzen Lederoverall, dessen Reißverschluß sie noch bis zum Nabel offen trug. Knapp darunter war der Gürtel mit der Magnetplatte, an die sie die Strahlwaffe heftete - die Dynastie-Alternative zum Pistolenholster.
Der Dhyarra-Kristall verschwand in einer der Taschen. »Können wir endlich unsere ›Reise‹ antreten, ehe es mir in dieser Montur hier zu heiß wird?«
»Wir können«, versprach Merlin und streckte seine Hände aus. Zamorra und Nicole griffen zu.
Im nächsten Moment gab es sie alle drei im Château Montagne nicht mehr.
***
Asmodis schüttelte verwirrt den Kopf.
Es hatte nicht funktioniert! Er war immer noch in dieser bizarren dunklen Landschaft, die ein lebensfeindliches Aussehen zeigte!
Sofort wiederholte er den Versuch. Aber auch diesmal funktionierte es nicht; stattdessen fühlte er einen seltsamen Druck im Hinterkopf. Auf einen dritten Versuch verzichtete er.
Er konnte sich nicht vorstellen, aus welchem Grund er die Teleportation nicht hatte durchführen können. Allerdings hatte er das Gefühl, daß es hier etwas gab, das seine magische Kraft dämpfte.
Er fand nur den Ursprung
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