0530 - Land der Amazonen
Kontaktaufnahme genau das bewirkt, was Merlin selbst hatte vermeiden wollen. Der Zauberer befand sich jetzt ebenfalls in der Welt, die der Hölle zugehörig sein mußte und doch nicht real existierte, sondern nur in der Vorstellungskraft der Fürstin der Finsternis.
»Das«, murmelte Merlin betroffen, »ist ein Alptraum…«
***
Verblüfft erkannte Asmodis, daß es sich bei den herannahenden Geschöpfen um Reiter handelte.
Daher also die hohe Anzahl der Wesen, die er gespürt hatte - die Hälfte davon waren die Reittiere! Als sie nahe genug heran waren, erkannte er, daß es sich bei den Reitern um Frauen handelte.
Amazonen…? Sie schossen mit archaischen Waffen auf die drei Bestien, die Asmodis bereits vergessen hatten und den neuen Gegner sofort annahmen, und streckten die Ungeheuer rasch nieder.
Tatsächlich, es handelte sich um Kriegerinnen!
Erleichtert atmete der Ex-Teufel auf. Er glaubte nicht, daß sie eigens erschienen waren, um ihn vor den Fängen der Bestien zu retten. Vermutlich waren sie eher zufällig hier, mit einem anderen Auftrag, der recht wichtig sein mußte, denn sie waren mit hohem Tempo geritten. Aber es waren immerhin menschenartige Wesen, mit denen man reden konnte - im Gegensatz zu den freßgierigen Monstren, die keine Sprache verstanden als die des Tötens und der Gewalt.
Asmodis begann zu laufen, so schnell er konnte.
Weniger, um schneller bei den Amazonen zu sein und sie ansprechen zu können; es ging ihm um die drei niedergeschossenen Bestien. Er konnte fühlen, wie deren Lebensenergien verflogen, einfach im Nichts verpufften. Das durfte er nicht zulassen. Wenigstens einen Teil dieser Energie mußte er in sich aufnehmen. Deshalb rannte er, so schnell es ihm möglich war, um den direkten Kontakt herstellen zu können.
Das erste der Ungeheuer erreichte er zusammen mit den Amazonen.
Er warf sich förmlich über die Bestie. Begierig griff sein Geist nach der verwehenden Lebensenergie.
Das Monstrum hatte eine ungeheure Vitalität besessen. Asmodis fühlte, wie es ihm schlagartig besser ging, aber etwas in ihm warnte auch. Es war, als nehme er mit der Lebensenergie auch noch etwas anderes in sich auf…
Da sprangen Amazonen von ihren Reittieren. Sieben Kriegerinnen richteten ihre gespannten Armbrüste auf Asmodis, bereiht, die Bolzen aus nächster Nähe durch seinen Körper zu schießen.
Vier andere warfen sich auf ihn, ungeachtet der Gefahr, eventuell von den Geschossen ihrer Gefährtinnen durchbohrt zu werden. Je eine bekam ein Bein oder einen Arm zu fassen. Sie rissen ihn von der absterbenden Bestie zurück und schleuderten ihn meterweit entfernt zu Boden.
»Nein!« schrie er auf. »Nicht - ihr versteht nicht…«
Eine Schwertspitze berührte seine Kehle.
»Ganz ruhig«, sagte die Amazone, die ihn bedrohte, während die vier anderen ihn festhielten.
»Wehre dich nicht, es wäre dein Tod. Ich soll dich zwar lebend abliefern - aber ich glaube, die Kaiserin wird zur Not auch mit deinem Kopf zufrieden sein. Nenne deinen Namen.«
»Somadis«, preßte er hervor.
Die Amazone stutzte. »Der Falsche…? Aber nein, das ist unmöglich. Mir wurde gesagt, daß wir dich hier finden würden, und wir haben dich hier gefunden. Somadis… es ist ein Anagramm, nicht wahr? Nicht mal ein sonderlich einfallsreiches. Du bist Asmodis.«
Ein anderer hätte vielleicht protestiert und versucht, sie zu verunsichern. Aber ihm war klar, daß das auf Dauer zu nichts führte. Es verschaffte ihm höchstens einen geringen Zeitvorteil, den er nicht einmal nutzen konnte. Er hatte nicht genug von der Lebensenergie der sterbenden Bestie aufnehmen können, um seinen eigenen Verlust auch nur annähernd ausgleichen zu können. Er war immer noch schwach.
Und wenn er jetzt zusätzlich einen seiner immer häufiger auftretenden Schwächeanfälle erlitt, war er vermutlich tot…
»Wer ist die Kaiserin?« fragte er stattdessen.
»Du wirst es bald erfahren - wenn du uns keinen Grund gibst, dich vorher zu töten.«
»Wohin bringt ihr mich? Warum? Was wird hier gespielt? Hast du einen Namen?«
»Nenn mich Royhna, wenn du willst. Wir werden dich in den Palast bringen, wo die Kaiserin und dein Schicksal auf dich warten. Ich denke, alles andere solltest du selbst besser wissen als ich, und wenn nicht, brauchst du es wahrscheinlich auch nicht zu wissen.«
»Du und deine Kriegerinnen… ihr steht im Sold der Kaiserin? Ich bezahle euch mehr«, bot er an.
Royhna lachte spöttisch auf.
»Wie könntest du das?« fragte
Weitere Kostenlose Bücher