0530 - Land der Amazonen
Anstrengung? Stattdessen lauerte er auf etwas anderes.
Vielleicht bekam er eine ganz andere Chance.
Je nachdem, wie viele der anderen Wesen sich bei der bevorstehenden Auseinandersetzung gegenseitig umbrachten…
***
Royhna und ihre Amazonen hatten jenen Ort fast erreicht, an dem sie den Gesuchten finden sollten. Die Cavalceras wurden unruhig; sie witterten Fleischfresser. Royhna, die an der Spitze ritt, sah sich nach ihren Kriegerinnen um. Jede der Amazonen hatte mittlerweile erkannt, daß sie den Weg von Räuberbestien kreuzen würden, aber sie alle hatten ihre Tiere fest im Griff.
»Wir wissen nicht, wieviele es sind«, schrie Royhna den anderen zu. »Waffen bereit halten! Je drei schwärmen an den Flanken aus und benutzen Armbrüste. Bei treffsicheren Schüssen können wir vielleicht einen Kampf vermeiden.«
»Aye«, kam die Bestätigung. Aus dem dichtgedrängten Pulk lösten sich sechs Amazonen, ohne daß auch nur eine der Gruppen ihr Tempo verringerte. Schon wenig später entdeckten sie die Bestien. Die waren dermaßen stumpfsinnig, daß sie nur die Beute sahen, nicht aber deren Überlegenheit ausrechneten. Die Amazonen mußten lohnendere, weil zahlenmäßig größere Beute sein als jene, wegen der sich gleich drei dieser Jäger hier versammelt hatten, aber sie erkannten nicht, daß die große Anzahl ihnen zum Verhängnis werden konnte.
Jene andere Beute erkannte Royhna jetzt auch. Es war ein einzelner, schwarzer Mann. Wenn gleich drei Bestien sich um ihn bemühten, besaß er etwas unglaublich Lockendes, das sie anzog.
Die sechs Flankenkriegerinnen schossen ihre Armbrüste aus vollem Galopp ab. Die Bolzen schlugen in die Schuppenpanzer der Bestien, die bereits zum Angriff übergegangen waren und dem Pulk in weiten Sprüngen entgegenjagten. Aber nur eines der Ungeheuer kam zu Fall, weil es gleich tödlich getroffen war. Die beiden anderen stürmten weiter.
Andere Amazonen warteten erst gar keine Befehle ab, sondern spannten ihre Armbrüste ebenfalls. Sie waren ein eingespieltes Team, eine kampfstarke Gruppe, die sich wortlos verstand und in welcher jede genau wußte, was sie im Falle eines Falles zu tun hatte. Weitere Bolzen pfiffen durch die Luft und bohrten sich mit gewaltiger Aufschlagwucht in die Schuppenhaut, durchschlugen den Hornpanzer glatt. Ein weiteres Ungeheuer übrschlug sich im Lauf kreischend. Das dritte schaffte es, bis fast zu den herangaloppierenden Kriegerinnen durchzukommen. Doch wie sollte es gegen diese bewaffnete Übermacht ankommen? Ein Lanzenstoß in den empfindlichen Nackenbereich streckte es nieder.
Seltsamerweise stürmte der schwarze Mann, den Royhna gefangennehmen sollte, auf die Stätte des ungleichen Kampfes zu.
»Ergreift ihn«, befahl die Anführerin der Amazonen.
***
Zamorra spürte, wie er von einem starken Schwindelgefühl erfaßt wurde. Alles um ihn herum begann sich zu drehen, die Umrisse verschwanden. Nebelschleier hüllten ihn ein, verdunkelten sich immer weiter. Er konnte Merlin nicht mehr entdecken und nicht Nicole; er konnte nicht einmal mehr den Teppichboden unter seinen Füßen wahrnehmen.
Dann gab es nur noch Schwärze, und aus der Schwärze schälte sich etwas anderes heraus. eine düstere Landschaft mit einer düsteren Sonne. Eine weite, unabsehbare Grasebene, in der sich kein anderes Lebewesen befand außer Zamorra selbst.
»Merlin!« brüllte er auf. Hier konnte etwas nicht stimmen. »Merlin - wohin hast du mich gebracht?«
Und mit der Kraft seiner Gedanken versuchte er nach dem Zauberer zu greifen, damit der ihn zurückholen konnte. Denn in einer so leeren Ebene konnte sich Sid Amos nicht befinden. Zumindest irgend etwas hätte sich zeigen müssen. Ein Bauwerk vielleicht, in das man ihn verschleppt hatte, um ihn dort gefangenzuhalten…? Aber hier gab es nichts außer dem Steppengras. Keinen Baum, keinen Strauch, kein Tier.
»Merlin…«
Die Rückkopplung fand statt. Der Kontakt mit Merlin kam sofort wieder zustande.
Und Merlin erschien neben Zamorra. Augenblicke später nahm Zamorra auch Nicole wahr.
Sie mußte tatsächlich mit ihm zugleich hier erschienen sein, aber er konnte sie erst jetzt sehen, obgleich sie sich in seiner unmittelbaren Umgebung befand.
Und jetzt sah er auch Bäume und Sträucher, er sah Flugwesen am Himmel, die ihm nicht gerade nach Friedenstauben aussahen, eher nach Raubvögeln oder Pteradaktylen… und ihm wurde bewußt, daß er vielleicht zu früh nach Merlin gerufen hatte.
Auf jeden Fall hatte er mit der
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