Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0531 - Das Grauen von Zagreb

0531 - Das Grauen von Zagreb

Titel: 0531 - Das Grauen von Zagreb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
gesprochen.
    Dorthin mußte eine Treppe führen, und danach hielten wir Ausschau.
    Suko entdeckte das Ziel zuerst. Die Espresso-Bar befand sich eingeklemmt zwischen zwei größeren Häusern. An der Hauswand war die Schrift verblichen. Tatsächlich führte eine Außentreppe zur Eingangstür der Bar. Die Treppe war sehr steil. Wir mußten schon tief schauen, um die Tür erkennen zu können.
    Andere Eingangstüren zeigten eine normale Farbe. Diese hier nicht. Sie war schwarz gestrichen.
    Suko nickte. »Das paßt doch«, sagte er.
    Ich hatte meine Hand schon auf das Metallgeländer gelegt und schritt dem Eingang entgegen. Zu beiden Seiten der Tür befanden sich Fenster. Auch diese Scheiben waren verdunkelt. Allerdings nicht so sehr wie die Tür. Sie zeigten einen dunkelgrauen, schattenhaften Anstrich.
    Wir mußten damit rechnen, daß wir auch beobachtet wurden.
    Diese Espresso-Bar gehörte zu den Szene-Kneipen, da fielen Fremde wie wir natürlich auf.
    Außen besaß die Tür eine Klinke aus Messing. Ich drückte sie nach unten und war etwas überrascht, daß wir freien Eintritt hatten.
    »Dann geh mal vor«, hörte ich Suko hinter mir flüstern.
    Ich trat zuerst in die völlig andere Welt. Ein Keller, ein düsteres Verlies, in dem sich Licht und Schatten abwechselten, all das traf als Beschreibung zu.
    Die Bar war in einem gewölbeartigen Keller eingerichtet worden.
    Als Lichtquellen dienten schwarze Kerzen. Einige der Flammen bewegten sich durch den Luftzug. Durch ihr Tanzen schufen sie neue Formen aus Licht und Schatten. Gespenstisch geisterten sie über die Rundbogendecke oder glitten hin bis zu der halbrunden Theke, die vorne ebenfalls einen schwarzen Anstrich aufwies. Das Leder der Hocker war dunkel eingefärbt.
    Einen besseren Treffpunkt hätten sich die Finsteren wahrlich nicht aussuchen können.
    Und sie waren da.
    Man konnte das Gefühl bekommen, es nicht mit Menschen zu tun zu haben. Sie hockten an den ebenfalls schwarz lackierten oder gestrichenen runden Tischen, bewegten sich nicht und starrten uns an.
    Junge Frauen, junge Männer in schwarzer Totenkleidung mit bleichgrauen Gesichtern und einer düsteren Ausstrahlung, die in ein Totenreich hineinpaßte.
    Damit hatte diese Bude Ähnlichkeit.
    Niemand sprach. Wir hörten unsere eigenen Schritte, passierten die ersten Tische und sahen jetzt auch, daß auf einigen von ihnen schwarze Rosen lagen.
    Unser Weg führte uns zur Theke. Genügend Hocker waren frei.
    Suko und ich schoben uns auf die Sitzflächen und drehten uns so, daß wir auch in das Lokal hineinschauen konnten. Ich mochte es nicht, wenn ich zu viele Personen unbeobachtet im Rücken wußte.
    Niemand stand hinter der Theke. Eine Espresso-Maschine hatten sie gekauft. Der viereckige Kasten war nicht schwarz gestrichen. Er glänzte silbrig.
    Manchmal tranken auch die Gäste. Sie hoben wie im Zeitlupentempo ihre Tassen an, schlürften Kaffee und sagten kein Wort.
    Ein gefährliches Schweigen lastete zwischen uns.
    Wir sahen keinen Barkeeper, der uns bedient hätte. Dafür waren die Blicke der Gäste auf uns gerichtet. Auch diejenigen, die im Hintergrund saßen, schauten uns an.
    So verging eine Minute.
    Unsere Augen hatten sich mittlerweile an das Kerzenlicht gewöhnt. Es blendete nicht mehr so stark, auch dann nicht, wenn sich die Flammen tanzend bewegten.
    Auf der Theke leuchteten ebenfalls schwarze Kerzen. Sie steckten in bleichen Totenschädeln, die verdammt echt aussahen und bestimmt aus geschändeten Gräbern geholt worden waren.
    Noch immer bewegte sich niemand. Nur Blicke trafen uns. Kalt, lauernd, abschätzend.
    Klar, daß wir uns unwohl fühlten.
    Plötzlich stand jemand auf. Es war ein schlankes Mädchen mit langen Haaren, das sich von seinem Stuhl im Hintergrund des Raumes erhob und die auf dem Tisch liegende schwarze Rose an sich nahm.
    Sie drängte sich zwischen den anderen hindurch und kam auf die Theke zu.
    Sie war viel kleiner als wir. Ihr Gesicht wirkte puppig, trotz der grauen Streifen.
    Vor uns blieb sie stehen.
    Ich wollte sie schon ansprechen, als sie die Blüte der Rose zum Mund führte, sie mit den dunkel geschminkten Lippen berührte, sie somit küßte und dann fallen ließ.
    Direkt vor unseren Füßen blieb sie liegen.
    »Was soll das?« fragte ich leise.
    Sie lächelte knapp, bevor sie eine wispernde Antwort gab. »Es ist der Todesgruß.«
    Auch die anderen hatten die Worte gehört. Ohne etwas zu sagen, saßen sie da und nickten.
    Ich holte tief Luft. Mir war nach einer

Weitere Kostenlose Bücher