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0532 - Der Blutschwur

0532 - Der Blutschwur

Titel: 0532 - Der Blutschwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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immer auf dem gleichen Fleck, schaute jetzt zurück und sah meine beiden Begleiter, eingehüllt von diesem unwirklichen, blaßgrauen Licht, das der Himmel abgab.
    Der erste Sturm hatte sich gelegt. Dafür vernahmen wir andere Geräusche. Ein wildes, heulendes Klagen, so schrien die Geister, die aus den Rosen hervorgeholt waren.
    Die Finsteren reagierten überhaupt nicht Sie standen auf dem Friedhof und warteten ab.
    War das meine Chance?
    Ich hielt die Rose in der rechten Hand. Mit der linken holte ich nun mein Kreuz hervor. »Suko, ich werde jetzt gehen!« sagte ich leise. »Ich hole sie mir…«
    »Was?«
    »Ja, das ist unsere Chance!«
    »Und wir?«
    »Bleibt stehen, bitte. Bleibt dort, wo ihr seid. Ich muß die Überraschung nutzen.«
    »Okay, aber ich behalte dich im Auge!«
    »Das kannst du machen!« Nach diesen Worten setzte ich meinen Weg zur Friedhofsmitte fort…
    ***
    Es war nicht einfach für mich. Schließlich wußte ich nicht, was mich in dieser verdammten Hölle erwartete.
    Ein anderes Reich hatte seine Pforten geöffnet. Vielleicht das von den Finsteren so ersehnte Jenseits.
    Sechs böse Geister grenzten es ab. Die grauenhaften Gestalten, die zumeist aussahen wie halbverweste Menschen im feinstofflichen Zustand. Sie jammerten, klagten und heulten.
    Auch das Wesen vor mir, das einfach nicht wegkonnte und aus der Rose hervorstach.
    Mein Kreuz hielt den Bann. An seinen vier Enden stand es in silbrigen Flammen. Sein Schein machte mir Hoffnung. Er floß ebenfalls bleich über mein Gesicht, aber er gab mir Mut.
    Ich schritt über das weiche Gelände. Vorbei an unheimlich wirkenden Grabsteinen, an gespenstisch anmutenden Gebüschen und kleinen Bäumen, wurde umzingelt von Hecken, wühlte mich durch Unkraut und näherte mich immer mehr dem Zentrum.
    Wie Zombies sahen die Finsteren aus. Das vom Himmel fallende aschgraue Licht hielt sie wie ein großer Schleier umfangen. Es malte sie an und auch nach.
    Ihre Gesichter hatten etwas Totenhaftes an sich. Die Augen in den Höhlen wirkten wie dunkle Kreise. Ich sah noch das Erschrecken darin, als ich den ersten passierte.
    Es war ein junger Mann, der sich so aufgebaut hatte, als wollte er mich jeden Augenblick anfallen. Seine Hände waren zu Krallen gekrümmt, doch er tat nichts.
    Die Kraft des Kreuzes war mächtig. Sie verstärkte sich nach jedem Schritt, den ich zurücklegte. Durch meinen Arm rann ein Kribbeln.
    Das gleiche Gefühl spürte ich auch auf dem Rücken. Nebel trieb mir entgegen. Erst als er durch mein Gesicht fuhr und auch die Augen berührte, nahm ich den beißenden Gestank wahr.
    Er kroch aus dem Boden. Es wäre nicht einmal überraschend gewesen, wenn sich die Gräber plötzlich geöffnet und ihre Toten entlassen hätten. So etwas wie Endzeitstimmung überkam mich. Ich dachte an die Offenbarungen, die vom Untergang der Welt gesprochen hatten. So ähnlich kam es mir hier auf diesem Totenacker vor.
    Allmählich gelangte ich in das Zentrum des Friedhofs, wo auch die meisten der Finsteren standen. Doch nicht nur sie hielten sich dort auf. Auch die Person, auf die es mir eigentlich ankam.
    Der Dibbuk oder der Dekan Diavolo.
    Ich sah ihn nicht weit von einem Grabstein entfernt, der von einem Grab hochwuchs, das von vier brennenden Kerzen eingerahmt wurde. Nicht weit davon entfernt hielt sich ein junges Mädchen auf, und die anderen Finsteren bildeten einen Kreis um diese Stelle. Dort genau mußte sich das Zentrum befinden.
    Die Gestalt, die aus der Rose gewachsen war und dicht vor mir wehte, hatte sich etwas verflüchtigt. Sie war zu einem dünnen Nebelstreif geworden.
    In der grauen Lichtflut glänzte das Kreuz besonders hell. Wie ein Fanal, das Tod und Grauen überwinden wollte. Ich war fest davon überzeugt, daß der Dekan es längst gesehen hatte.
    Er reagierte noch nicht. Durch seinen Buckel sah er aus, als würde er leicht geduckt stehen. Er hielt etwas auf seinen Armen. Beim Näherkommen erkannte ich, daß es sich dabei um einen schwarzen Schwan handelte, ebenfalls ein Symbol, das wichtig für die Finsteren war.
    Er hatte mich längst entdeckt, starrte mich an, und ich wich dem Blick nicht aus. Ich schaute aber über mein Kreuz hinweg und auf eine Gestalt, wobei mich besonders das Gesicht interessierte. Nur darin würde ich lesen können, wie es in ihm aussah.
    Er hielt den Mund offen. Seine Haltung wirkte so, als wäre er auf dem Sprung, um zu verschwinden.
    Noch blieb er stehen.
    Auch die Finsteren taten nichts. In Ehrfurcht erstarrt waren sie

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