0532 - Die Alte von USTRAC
sich am Stamm einer Pflanze festhalten, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Einmal glaubte er, eine schwache Antwort auf seine Rufe zu hören. Sie schien von jenseits der Senke zu kommen.
Ellsmere hielt in diese Richtung. Er verbrannte sich die Haut an den Stämmen der Pflanzen, mit denen er sich festhalten mußte, um unter einem Schwindelanfall nicht zu stürzen. Mehrere Male kam ihm die Gefährlichkeit seines Vorhabens mit blendender Deutlichkeit zu Bewußtsein, und er fühlte sich versucht, umzukehren und auf dem schnellsten Wege die Kuppe der Düne wieder zu erreichen. Aber jedesmal fiel ihm von neuem King Pollack wieder ein, der sich ohne Zweifel in Lebensgefahr befand. Denn er hatte die Folgen seines Ein-Mann-Kampfes gegen die Posbi-Roboter noch nicht völlig überwunden und war körperlich weniger widerstandsfähig als jedes andere Mitglied der Gruppe. Ellsmere durchquerte den Grund der Senke, ständig rufend, ohne Antwort zu erhalten, und immer noch unter dem Eindruck, daß der halblaute Schrei vom unteren Hang der nächsten Düne gekommen sei. Kaum mehr seiner Sinne mächtig, fühlte er, wie der Boden allmählich wieder anzusteigen begann. Er wußte, daß er es in seinem jetzigen Zustand niemals mehr bis dorthin zurück schaffen würde, woher er gekommen war. Ob er richtig gehört hatte oder nicht, er mußte den jenseitigen Hang hinauf und seinen Lungen erst einmal reinere Luft verschaffen, bevor er die Suche nach Pollack fortsetzte.
Er hatte die Düne halb erklommen, als er zwischen zwei der großblättrigen Pflanzen einen Einschnitt bemerkte, der waagrecht, fast in der Art einer Höhle, in die Flanke des Hügels hineinzuführen schien. Er hielt einen Augenblick an, sich vor Schwäche und Schwindel an den Stamm einer der beiden Pflanzen klammernd. Dann drang er in den Einschnitt ein. Hier war der Boden wieder sandig und locker. Fußspuren wurden sichtbar. Ellsmere beschleunigte seine Schritte, und ein paar Sekunden später stand er vor einer reglosen Gestalt, die im Halbdunkel des Einschnitts reglos auf der Erde lag.
King Pollack.
Ellsmere packte ihn unter den Armen und zog ihn in die Höhe.
Die Anstrengung verursachte ihm Brechreiz. Pollack begann, sich zu bewegen. Er wandte den Kopf. Er hatte große, hervorquellende Augen, in denen sich unbeschreibliche Angst spiegelte.
Er versuchte zu sprechen, aber alles, was er über die Lippen brachte, war ein heiseres Krächzen. Dann fing er an zu deuten.
Mit schlappen Armen, die den Muskeln kaum mehr gehorchten, machte er deutlich, daß das, was seine Aufmerksamkeit erregt hatte, tiefer in dem schmalen Einschnitt zu finden sei. Ellsmere ließ ihn los. Pollack hielt sich schwankend, aber aus eigener Kraft auf den Beinen. Ellsmere trat ein paar Schritte weiter in den Einschnitt hinein, Pollack war ebenfalls hier gewesen. Die breitflächigen Abdrücke seiner Stiefel waren deutlich zu sehen.
Daneben gab es eine zweite Spur. Sie kam aus der Tiefe der Kluft, hatte an dieser Stelle gewendet und führte in den Einschnitt hinein zurück.
Wie Ellsmere später, den ständig schwächer werdenden Pollack stützend, auf die Kuppe der Düne zurückgekehrt war, daran konnte er sich zeit seines Lebens nicht mehr erinnern. Er schaffte es jedoch. Zwei seiner Leute halfen ihm und Pollack auf eine der Pflanzen hinauf. Sie hatten jedoch kaum das erste Blatt erklommen, da griff der Transmitter zu. Ohne daß Ellsmere es bemerkt hatte, war die Zeit abgelaufen. Er sah die fremde Welt ringsum verschwinden. Das Gefühl der Schwerelosigkeit, das sich kaum von dem durch das Giftgas hervorgerufene Schwindelgefühl unterschied, ergriff ihn für den Bruchteil einer Sekunde. Er stolperte unter der Lichtbrücke des Transmitterempfängers hervor, verlor sogleich den Halt und stürzte vornüber zu Boden. Undeutlich spürte er, wie er aufgenommen und fortgetragen wurde. Leute kümmerten sich um ihn. Er lag bequem. Er war müde und schlief.
Als er endlich wieder zu sich kam, lag er in einem weichen Bett in einem freundlichen, hellen Raum, der außer seiner Ruhestatt noch eine zweite enthielt. Er wandte den Kopf und sah King Pollacks gerötetes Gesicht.
Pollack grinste ihn an. Aber irgend etwas an seinem Grinsen irritierte. Ellsmeres erwachendes Bewußtsein begann, sich zu erinnern. Derselbe Ausdruck hatte in Pollacks Augen gelegen, als er ihn in der Kluft fand.
Angst!
Ellsmere versuchte, sich auf den Ellbogen zu stützen, und wider Erwarten hatte er Erfolg.
„Hör auf zu grinsen,
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