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0532 - Todespoker

0532 - Todespoker

Titel: 0532 - Todespoker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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hätte eine seiner leichtesten Übungen sein können… völlig unabhängig davon, was Präsident und Kongreß der USA oder die Führungsspitze der NATO beschlossen. Möglicherweise wußte der Präsident nicht einmal, was für eine Planstelle die US-Geheimdienste geschaffen und mit Colonel Odinsson besetzt hatten. Ob es diese Stelle auch heute noch gab, konnte Zamorra nicht einmal ahnen; nach Balders Tod war diese Verbindung verloschen.
    Dr. Hawkins runzelte die hohe Stirn. »Wenn ich Sie richtig verstehe, Zamorra, dann kennt der jetzige Odinsson praktisch alle Ihre Aktionen und versucht Ihnen einen Strick daraus zu drehen, ja? Von Mister Riker und unserem Sicherheitschef, Mister Shackleton, weiß ich, daß Sie es sich zur Lebensaufgabe gemacht haben, äußerst ungewöhnliche Kriminalfälle aufzugreifen, die nicht einmal unbedingt Kriminalfälle sein müssen. Also ungewöhnliche Geschehnisse, die nicht unbedingt mit dem normalen Menschenverstand erklärbar sind. Darf ich Goethe zitieren, Sir? ›Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als unsere Schulweisheit erklären kann‹…«
    »Sie treffen den Sargnagel auf den Kopf«, sagte Nicole sarkastisch.
    Hawkins verzog das Gesicht. »Vielleicht sollten wir Akteneinsicht fordern und die Unterlagen durchsehen, um die möglichen Anklagepunkte entkräften zu können. Ich nehme an, Sie können sich an die einzelnen Fälle noch erinnern…«
    Zamorra winkte ab. »An gut fünfhundert Aktionen in rund zwanzig Jahren? Keine Chance…«
    »Erfreulicherweise hat Odinsson nicht alles erfaßt«, wandte Nicole ein. »Aber ich habe bei Staatsanwalt Gaudian in Lyon die Akten gesehen, die er in den Keller verbannt hat, weil er sie für Unsinn hält. Ein paar hundert Fälle sind das schon.«
    Doc Hawkins horchte auf. »Der Mann ist zwar weit weg, aber: könnten wir uns auf ihn berufen?«
    »Vermutlich nicht«, bedauerte Nicole. »Wie Tek Spencer schon andeutete: Das ist Gaudians private Meinung. Ich glaube nicht, daß er sich auf Ärger einläßt, den er garantiert bekommt, wenn diese Akten-Verbannung ruchbar wird.«
    »Natürlich. Er ist Beamter, ja? Beamte riskieren nie ihre Karriere. Verdammt… aber zur Not sollten wir dennoch versuchen, seine Meinung zu dokumentieren, falls es hart auf hart kommt. - Ah, Miss Duval, verzeihen Sie bitte das Kraftwort.«
    Nicole grinste ihn an. »Ich hab's überlebt. Möchten Sie im Gegenzug ein paar spanische Seemannsflüche hören?«
    »Mein dahingehender Ehrgeiz tendiert in Minusbereiche«, versicherte Hawkins. »Sie erstaunen mich, Miss Duval.«
    »Kommen wir wieder zur Sache«, sagte Zamorra. »Wir sollten uns diese Aktensammlung tatsächlich mal ansehen. Fordern Sie eine Kopie an, Willy-Jim. Wetten, daß man die Ermittlungen lieber einstellt, als den ganzen Kladderadatsch zu kopieren? Denn die Originale wird man Ihnen ja nicht zur Verfügung stellen.«
    »Wozu brauchen Sie eigentlich einen Anwalt, Professor?« fragte Hawkins. »Sie scheinen ja die Tricks gut zu kennen. Allerdings zweifele ich am Erfolg.«
    »Ich glaube auch nicht dran, aber es dürfte eine Art Einschüchterungsversuch liebevollster Art sein.«
    »Oh, diese Formulierung«, murmelte Hawkins. »Da werde ich schwach. Sie sind ein Poet, Zamorra - oder total irrsinnig. Mit etwas mehr Sprachgefühl könnten Sie fast Hanns Kneifel Konkurrenz machen. Der ist«, fügte er auf die verständnislosen Frageblicke seiner Klienten hinzu, »ein begnadeter Schriftsteller aus Germany, der mit den Feinheiten der Sprache spielt wie kein anderer lebender Dichter in seinem Land. Dabei verschwendet er sein Talent vorwiegend auf utopische und fantastische Romane, aber die lese ich nur im deutschen Original. - Kommen Sie, Auftraggeber. Unterziehen wir die örtliche Gesetzeshüterbasis einer Heimsuchung.«
    Zamorras Augen wurden schmal. »Reden Sie auch vor Gericht so umständlich, Willy-Jim?«
    Doc Hawkins breitete die Arme aus. »Oh, noch viel umständlicher«, versicherte er glaubwürdig.
    »Nur so kann man die Richter und die Jury dummschwatzen. Die plädieren schon deshalb auf ›unschuldig‹, um mich in der Revision nicht noch mal ertragen zu müssen…«
    ***
    Das Gefühl, beobachtet zu werden, wurde in Wolf Spengler immer stärker. Je länger er sich durch die Straßen bewegte, fort von der Spielhölle, desto intensiver und bedrohlicher wurde es. Die schmalen Hauseingänge und Spalten zwischen den dicht aneinander gedrängten Bauwerken gefielen ihm nicht. Plötzlich sah er einen Schatten

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