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0532 - Todespoker

0532 - Todespoker

Titel: 0532 - Todespoker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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doch genau das, was wir nicht wollen.«
    Er nickte. »Deshalb muß ich das erst mit Flambeau und Hawkins durchsprechen. Mal sehen, was die beiden dazu sagen und ob es nicht noch eine bessere Möglichkeit gibt. Lieber würde ich gegen Stygia, Lucifuge Rofocale und LUZIFER zusammen antreten, als mich Rechtsverdrehern in die Hände zu begeben und auch noch dafür angeklagt und bestraft zu werden, daß ich ihnen vielleicht eine mörderische Plage vom Hals geschafft habe…«
    ***
    Wolf Spengler betrat das Lokal gegen 23 Uhr. Wo er zu fragen hatte, um in die rückwärtigen Zimmer zu den illegalen Tischen gebracht zu werden, wußte er mittlerweile. Gestern war es eher Zufall gewesen, und ein großer Geldschein, den er investiert hatte. Heute kannte er sich aus, und man kannte auch ihn. »Ist Mister Donner schon eingetroffen?«
    »Sie möchten an seinen Tisch?« Der junge Farbige hob überrascht die Brauen. »Na schön, ich führe Sie hin.«
    »Wieso ›seinen Tisch‹?« erkundigte sich Spengler.
    »Donner ist ein Berufsspieler«, erklärte der Farbige. »Er mietet einen Tisch, und zwanzig Prozent seines Gewinnes gehen ans Haus.«
    »Ganz schön verrückt.«
    »Wieso? Harte Arbeit.«
    Ein Berufsspieler also. Ein Mann, der seinen Lebensunterhalt mit Pokerspielen bestritt.
    Spengler hätte so etwas eher in Las Vegas erwartet, aber nicht in einem Südstaaten-Grenzort, der schon fast mexikanischer war als Mexiko.
    Donner, Servantes und ein Unbekannter, der sich als Sam Greenberg vorstellte, saßen bereits am Tisch. »Haben Sie gestern noch nicht genug verloren, Wolf?« fragte Donner leutselig. »Sie waren in den letzten zwei Stunden sehr vorsichtig mit Ihren Einsätzen. Zu vorsichtig für einen echten Spieler.«
    Spengler lächelte verkrampft. »Ich hatte mehr Zeit als Geld«, sagte er.
    »Und heute ist das anders? Ich möchte Sie ausnehmen wie eine Weihnachtsgans. Und die beiden anderen Gentlemen natürlich auch.«
    Und ich möchte dich bei deinen Schweinereien erwischen, dachte Spengler. So, daß man dich aus dem Verkehr ziehen kann. Okay, du mußt leben und verdienst dein Geld durchs Spiel, aber das sollte dein Risiko sein und nicht das der anderen. Wenn du nicht genug Geld zum Leben und für die Tischmiete zusammenbekommst, ist das noch lange kein Grund, deine Mitspieler zu betrügen.
    »Die gleichen Regeln wie immer - wie lange bleiben Sie noch in der Stadt?« fragte Donner beiläufig, während Servantes die Karten neu austeilte und jeder seinen Grundeinsatz in die Tischmitte brachte. »Ich meine - falls Sie es darauf abgesehen haben, Ihren gestrigen Verlust wieder hereinzuholen. Ich werde mich bemühen, ihn statt dessen weiter zu vergrößern, und dann haben Sie morgen einen noch schwereren Stand…«
    »Und ich werde versuchen, das zu verhindern«, ging Spengler trocken auf den flapsigen Ton ein. »Ich werde Sie alle ausrauben.«
    »Ach, lieber nicht«, wandte Servantes ein und deutete auf Mark Donner und Sam Greenberg.
    »Überlassen Sie die beiden Gentlemen lieber mir, und Ihre Dollars können Sie mir auch gleich geben. Ich möchte morgen den Ferrari kaufen können, den ich gestern beim Händler gesehen habe.«
    »Morgen haben Sie gerade noch das Geld für einen verrosteten zwanzigjährigen Toyota oder VW-Rabbit«, sagte Greenberg. »Wollen wir spielen oder reden?«
    Sie spielten.
    Eine Stunde später gesellten sich zwei weitere Spieler zu ihnen. Einer war Gerret, der alte Mann, der gestern schweigsam, aber relativ draufgängerisch gespielt hatte. Dabei hatte er gar nicht so viel verloren. Auch jetzt hielten sich Gewinne und Verluste bei ihm ziemlich die Waage. Er sah aus wie Mitte 60, aber die Art, wie er sprach, ließ in Spengler den verrückten Gedanken aufkommen, daß er zu Anfang dieses oder gegen Ende des letzten Jahrhunderts auf die Welt gekommen und erzogen worden war. Er benutzte eine etwas antiquierte Ausdrucksweise, und er sprach nicht den breiten, zähen Texas-Slang, der manchmal kaum zu verstehen war, sondern ein reines Oxford-Englisch.
    Hin und wieder warf er dem zweiten Mann recht mißtrauische Blicke zu.
    Dieser zweite Mann nannte sich Spence Roberts. Ein etwa 30jähriger Mann in Jeans, Turnschuhen und Lederjacke, der von seinem Outfit her nicht unbedingt in diese Runde paßte - immerhin trug er eine Krawatte, die in diesem Lokal wohl ebenso obligatorisch war wie in Roulette-Casinos.
    Wortlos hatte er einen Stapel Dollarscheine vor sich auf den Tisch gelegt und sich über Limits und Regeln informieren

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