Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0533 - Die Drachen-Lady

0533 - Die Drachen-Lady

Titel: 0533 - Die Drachen-Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
wie eingestanzte Kreise und waren trotzdem schmal, wegen der schräg geschnittenen Augenpartie.
    Bei Bill Conolly hatte sich die Spannung gelöst. Er war nicht mehr so leicht zu überraschen, dazu hatten er und seine Familie einfach zu viel hinter sich.
    »Bleibt ihr sitzen«, flüsterte er Sheila und Johnny zu. Auch Nadine rührte sich nicht. Sie hockte neben Johnny, ihr Maul stand offen. Die leichten Knurrgeräusche klangen wie ein gedämpftes Donnergrollen.
    »Was hast du denn vor?«
    Bill warf seiner Frau einen schrägen Blick zu. »Ich möchte mit dem Mädchen reden.«
    »Es wird dich nicht begreifen.«
    »Abwarten.«
    Wohl fühlte sich der Reporter in seiner Haut nicht, als er auf das Fenster zuging, beobachtet von den starren und auch furchtsamen Blicken der anderen Gäste.
    Bills Knie hatten eine gewisse Weichheit bekommen. Er riß sich jedoch zusammen, niemand sollte ihm die Furcht anmerken. Ziemlich dicht blieb er vor dem langen Schnabel stehen. Wenn der Drache seinen Hals und damit auch den Schnabel bewegte, war es für ihn ein Leichtes, den Reporter zu erwischen.
    Er tat es nicht.
    Bill schaute über den Schnabel hinweg und suchte das blasse Gesicht des Mädchens. Soweit er erkennen konnte, hielt sie seinem Blick stand. Die Augen in dem blassen Gesicht bewegten sich nicht.
    »Du bist Maureen Cooper?« fragte Bill.
    »Ja.« Es war eine gehauchte Antwort, doch sie reichte dem Reporter vorläufig aus.
    »Ich sehe, daß du von der Insel stammst, Maureen. Du bist ein typisches Kind dieser Umgebung, und deshalb frage ich mich, warum du das zerstören willst, was zu dir gehört?«
    »Weil ich den Ruf vernommen habe.« Diesmal klang ihre Stimme schon lauter.
    »Welch einen Ruf?«
    »Man hat mich gerufen. Die Vergangenheit, die andere Zeit, die hier einmal gewesen ist, rief mir zu. Ich bin dem Ruf gefolgt und werde auch tun, was man verlangt.«
    »An die Menschen denkst du nicht?«
    »Doch – schon.«
    »Dann darfst du nicht töten. Du hättest uns beinahe getötet.«
    »Ich will, daß sie das Land verlassen. Die Küste muß wieder frei sein. Sie muß so werden, wie sie einmal gewesen ist, wie damals, als noch die Drachen herrschten. Das ist meine Aufgabe.«
    »Du willst sie vertreiben?«
    »Ja, sie sollen hier nicht mehr sein.«
    Bill breitete die Arme aus. »Das versteht niemand. Sie haben ein Recht darauf, hier zu leben.«
    »Die Rechte der Drachen sind älter. Sie kehrten zurück, sie waren nur vertrieben und haben sich in einem anderen Land befunden, das zwischen den Zeiten liegt.«
    »Aibon.«
    Maureen störte es nicht, daß Bill Conolly den Namen so gelassen aussprach. Sie nickte nur und wiederholte den Namen des Landes noch einmal. »Ja, Aibon.«
    »Du kennst es?«
    »Ich habe es in meinen Träumen gesehen. Es ist ein herrlicher Flecken Erde, ein kleines Paradies. Ich mag es sehr, und ich mag auch diejenigen, die dort leben.«
    »Unter anderem die Drachen?«
    »Genau.«
    »Was sollen wir also tun?«
    »Verschwinden. Einfach von hier weggehen. Wenn mein Ratschlag nicht befolgt ist, werden noch mehr Freunde von mir kommen und es mit Gewalt versuchen. Es gibt nichts, was uns aufhalten kann. Ich gebe euch diese Nacht noch Zeit und auch die nächste, dann aber müssen die Dörfer leer sein, versteht ihr? Die alte Zeit wird zurückkehren, und es war eine Zeit, in der es noch keine Menschen gab.«
    Sie hatte die Sätze gesagt, und die reichten aus, wie sie fand. Ob sie ihrem Reittier ein Zeichen gegeben hatte, konnte Bill nicht erkennen. Der Drache jedenfalls zog sich zurück.
    Vor dem Haus bewegte sich sein kompakter Schatten, er bewegte die Schwingen, deren Enden gegen die Hauswand schlugen und diese zum Erzittern brachten.
    Dann stiegen sie hoch.
    Bill war bis zum Fenster gelaufen und lehnte sich durch die Öffnung. Es sah beinahe schwerfällig aus, wie das gewaltige Tier es schaffte, in den dunklen Himmel zu steigen. Danach jedoch, beim Fliegen, sah es elegant aus. Langgestreckt, den Strömungen gehorchend und für sich einnehmend.
    Die Nacht schluckte das Riesentier, Sekunden später war es nur mehr Erinnerung.
    Einige Male atmete der Reporter tief durch, während er in die Dunkelheit schaute. Am Dorfende sah er Bewegungen. Dort schienen Menschen ihre Häuser verlassen zu haben. Hinter einigen Fenstern brannte auch Licht. Möglicherweise waren die Personen durch das Klirren der Scheibe aufgeschreckt worden.
    Sehr bedächtig drehte er sich um.
    Sheila nickte ihm zu, Johnny starrte ihn an, und Bill lächelte

Weitere Kostenlose Bücher