0533 - Die Drachen-Lady
seiner Familie entgegen. Die Wölfin hatte sich beruhigt. Sie lag neben Johnnys Füßen.
Bill ging mit schleppenden Schritten auf die Theke zu und stellte sich zu den anderen Gästen. Niemand saß mehr. Den Menschen war der Schrecken nach wie vor in die Gesichter gezeichnet.
»Sie haben gehört, was das Mädchen verlangte«, sprach Bill in die Stille.
Die Leute nickten.
Die Wirtin sagte: »Unmöglich. Ich kann doch diesen Ort nicht verlassen, wo meine Familie schon seit Generationen lebt, nur weil diese Maureen es will.«
»Das sehe ich auch so«, sagte Bill.
Ralph sah schwarz. »Dann werden wir getötet«, sagte er leise.
»Ich glaube an die Drohung.«
»Ich ebenfalls«, sagte ein dunkelhaariger Mann, auf dessen Gesicht eine Gänsehaut lag.
Die anderen nickten. Ian stimmte ebenfalls zu.
»Sie wollen also gehen?« fragte Bill direkt.
Diesmal gab ihm niemand eine Antwort. Man überlegte, war sich nicht sicher, und Bill war klar, daß er den hier Versammelten Hoffnung machen mußte.
»Wir haben einen Vorteil«, erklärte er und schaute auf einen Gast, weil der aufgelacht hatte. »Ja, wir haben einen Vorteil«, wiederholte Bill. »Das ist die Zeit. Maureen Cooper gab uns eine Nacht und einen Tag. Diese Spanne können wir nutzen.«
»Das reicht nicht einmal zum Packen!« erklärte Mamie.
»So habe ich das nicht gemeint, Madam. Erinnern Sie sich an das Telefongespräch, das ich führte?«
»Natürlich.«
»Ich habe einen Freund in London angerufen. Er wird auf dem schnellsten Wege hier erscheinen. Der Mann heißt John Sinclair…«
»Ist er eine Wunderwaffe?«
»Lassen Sie mich bitte ausreden, Ian. John Sinclair ist so etwas wie ein Geisterjäger. Ja, der Name paßt. Er beschäftigt sich mit Fällen, die über das normale Maß des Begreifens hinausgehen. Er gehört zu den wenigen Menschen, die das Land Aibon besucht haben, weil es ihm gelungen war, Grenzen zu überwinden. Und er wird sich auch dieser Gefahr stellen. Ich für meinen Teil bin fest davon überzeugt, daß er es auch schaffen kann, den Drachen zu vertreiben.«
»Der muß getötet werden!« sagte die Wirtin.
»Vielleicht auch das. Aber tun Sie mir einen Gefallen und vertrauen Sie John Sinclair.«
Die Gäste schauten sich gegenseitig an. Sie gehörten zu den schweigsamen Menschen, das bewiesen sie auch wieder in diesen Augenblicken. Einige nickten, für sie war die Sache damit erledigt.
»Schön.« Bill lächelte. »Dann hätte ich nur noch eine Bitte. Wenn Sie uns das Zimmer zeigen könnten.«
»Natürlich, kommen Sie.«
Bill holte noch Gepäck aus dem Wagen. Er schaute sich dabei um, konnte den Urweltvogel aber nicht entdecken. Bill hatte in den letzten Minuten über den Namen des Riesenvogels nachgedacht. Ihm war eingefallen, daß dieser Flugdrache Ähnlichkeit mit einem Flugsaurier gehabt hatte, die in der Kreidezeit existiert hatten und an deren Ende ausgestorben waren. Man hatte ihnen den wissenschaftlichen Namen Pterosaurier gegeben. Sie besaßen lederne Flughäute, behaarte Körper und erinnerten an gigantische Fledermäuse.
Mit diesen Wesen hatte Bill schon zu tun gehabt, vor Jahren, als er auf dem Friedhof am Ende der Welt gelandet war. In der tiefsten Antarktis war er auf eine Zeit gestoßen, die Millionen von Jahren zurücklag, sich dort aber durch dämonische Kraft und Magie gehalten hatte.
Bill holte Kosmetiktaschen aus dem Wagen, schloß ihn ab und ging zurück in das Lokal. Man erklärte ihm, daß seine Familie bereits nach oben gegangen war und zeigte ihm auch den Weg.
»Danke.« Bill stieß eine schmale Tür auf, wurde jedoch von Ian noch aufgehalten.
»Eine Frage, Mister.«
»Ja, bitte.«
»Dieser Freund, von dem Sie gesprochen haben. Könnte er uns wirklich hier von der Gefahr befreien?«
»Ja, das hoffe ich.«
»Danke.«
Bill Conolly ließ zweifelnde Menschen zurück, als er über eine schmale Treppe in die erste Etage stieg. Er hörte, daß sich die Wirtin und Sheila miteinander unterhielten und sich Mamie dafür entschuldigte, wie wenig luxuriös die Zimmer waren.
»Das macht nichts. Es ist immer noch besser, als in einem Wagen zu übernachten.«
»Da haben Sie auch wieder recht.«
Bill klopfte an und betrat den Raum, der ziemlich geräumig war.
Als Waschgelegenheit diente ein Becken, über dem ein Wasserkran schwebte.
Das Bett war groß genug, um auch drei Personen fassen zu können. »Du schläfst dann auf der Besucherritze«, sagte Bill zu seinem Sohn.
»Was ist das denn, Dad?«
»Zwischen
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