0533 - Die Drachen-Lady
uns.«
»Ach so.«
»Möchten Sie noch etwas?« fragte die Wirtin.
»Nein danke, oder du, Bill?«
»Auch nicht.«
Die Wirtin ging zur Tür. »Dann schlafen Sie gut«, sagte sie zum Abschied. »Ich werde es wohl nicht können.«
»Das glaube ich Ihnen gern.«
Sie schloß die Tür, und Sheila ließ sich auf die Bettkante nieder.
Als Bill seine Hände um ihre Wangen legte, lachte sie auf. »Urlaub«, sagte sie anschließend. »Wenn wir schon mal Urlaub machen, geht alles in die Hose. Uns klebt das Pech an den Füßen.« Sie blickte hoch in Bills Gesicht. »Glaubst du, daß wir es schaffen werden?«
»Wir müssen, Sheila, wir müssen. Sonst sehe ich nämlich schwärzer als schwarz…«
***
Ich hatte noch in der Nacht am Airport angerufen und mich nach den Flügen erkundigt. Zur Wahl standen zwei Flughäfen, nur war Dublin näher als Cork.
Ich entschied mich für Dublin und buchte ein Ticket für den frühesten Flug nach Irland.
Da Suko, mein Freund und Kollege, der nebenan wohnte, von den neuen Ereignissen noch nichts mitbekommen hatte, klingelte ich ihn aus dem Bett und weihte ihn ein.
»Willst du allein fliegen?«
»Ja.«
»Okay, viel Glück.«
»Danke, du hörst von mir. Und vergiß nicht, Sir James zu verständigen!«
»Mach’ ich.«
Zwei Stunden konnte ich noch schlafen, dann mußte ich raus. Ich stellte den Wecker auf halb vier, legte mich aufs Ohr und schlief tatsächlich ein. Im Laufe der Zeit bekommt man eben gute Nerven.
Ein Taxi brachte mich zum Flughafen. Wir fuhren durch einen kühlen Morgen und durch ein ziemlich leeres London. Der große Verkehr würde erst später beginnen.
Die Maschine war nicht einmal zur Hälfte besetzt, als wir starteten und in die Morgendämmerung hineinflogen. Ich hatte zuvor telefonisch einen Leihwagen bestellt. Der Rover würde in Dublin für mich bereitstehen. Auch während des Fluges nickte ich ein. Die kleine Stewardeß mit den irisch-roten Haaren und den grünen Nixenaugen weckte mich kurz vor der Landung und wünschte einen »Guten Morgen!«
»Ja, danke, den werde ich hoffentlich haben.«
Der Wagen stand bereit. Sein Lack schimmerte in einem dunklen Grün.
Eine Straßenkarte fand ich im Handschuhfach und stellte fest, daß ich auf der E 122 bleiben konnte, die bis tief in den Süden der Insel hineinführte.
Freie Bahn.
Es machte Spaß, einmal aufdrehen zu können. Ich hörte Radio und genoß sogar noch die irische Landschaft sowie deren herrliche Luft, die von Frühlingsdüften durchweht wurde. Durch die offene Seitenscheibe brausten sie in den Leihwagen.
Der Ort, in dem die Conollys auf mich warteten, hieß Greenland.
Er lag südlich der Wicklow Mountains, an deren Ostseite die gut ausgebaute Straße entlangführte.
Manchmal sah ich die graue Nordsee, deren Oberfläche einen grünen Schimmer bekommen hatte. Erste Sonnenstrahlen blitzten auf den Wellen. In der Ferne zogen Schiffe ihre Bahn.
Greenland war so winzig, daß es selbst auf der guten Karte nur einen kleinen Punkt bildete. Natürlich wurde er nicht von der E gestreift, ich mußte abfahren.
Das tat ich nahe der Stadt Gorey. Ich hielt mich von nun ab in Richtung Südosten und näherte mich immer mehr der Küste, wo die Wellen gegen hohe Klippen schlugen und lange Gischtfontänen in die Höhe schleuderten, die manchmal bis zu den Rändern reichten.
Eine waldreiche Umgebung nahm mich auf. Die Berge waren zurückgeblieben. In der klaren Luft schimmerten sie in der Ferne wie dunkle, erstarrte Wellen.
Zweimal hielt ich an, schaute auf die Karte und stellte fest, daß ich mich nicht verfahren hatte.
Der Mittag war schon vorbei, als ich die Straße erreichte, die geradewegs nach Greenland führte. Ich sah die für diese Insel so typischen Steinmauern, die in erster Linie als Windschutz für die Felder dienten, und entdeckte dann in der klaren Luft einen Kirchturm. Er gehörte zu Greenland.
Eine Minute später rollte ich durch einen verschlafen wirkenden Ort. Die Häuser waren sehr niedrig, manchmal wirkten sie geduckt.
Sie waren zudem aus Steinen errichtet, an deren Außenmauern der Zahn der Zeit Spuren hinterlassen hatte.
Moose, Efeu und Flechtengewächse »schmückten« die Mauern.
Die Straße zeigte nur stückweise so etwas wie eine Teerdecke, ansonsten war sie festgestampft.
Zwischen den Häusern befand sich oft genügend freier Raum, um hindurchschauen zu können.
Ich entdeckte Gärten, Felder, andere Wohn- und Bauernhäuser und sah auch Schafe auf den Weiden.
Ein völlig
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