0533 - Julians Zauberschwert
könnte.«
»Schwarzmalerei«, murmelte Shats.
»Ja«, sagte YeCairn heftig. »Schwarzmalerei der übelsten Art ist es, die ich hier betreibe. Aber wer das Schlimmste annimmt, kann später nur positiv enttäuscht werden. Ich will keine verfrühten falschen Hoffnungen wecken. Wir haben ein gewaltiges Problem, das über Einzelschicksale weit hinaus geht!«
Veränderungen, dachte Zamorra. Tote erwachen wieder zu neuem Leben und bewegen sich durch diese Welt, als wären sie niemals gestorben, Magie wirkt plötzlich umgekehrt… Und warum er in diesem Moment plötzlich an Sid Amos denken mußte, konnte er sich selbst nicht erklären.
Ging nicht auch mit dem Ex-Teufel eine schleichende Veränderung vor sich, die seine magischen Kräfte plötzlich völlig unberechenbar hatte werden lassen?
Doch das konnte mit dem Silbermond eigentlich nichts zu tun haben. Was aber ging hier vor? Immerhin war es alarmierend genug, daß der geheimnisvolle, zurückgezogene Siebenauge sich bemüht hatte, Zamorra herbeizuholen – und daß auch Merlin von sich aus hierher gekommen war.
Bemerkenswerterweise, ohne sich von Julian einschleusen lassen zu müssen!
Waren es tatsächlich diese Veränderungen, um die es ging? Warum aber hatte sich gerade Merlin selbst in die Höhle des Löwen begeben? Wenn er von sich aus aufmerksam geworden war, hätte er doch auch wissen müssen, daß er selbst zum Opfer wurde…
Zamorra sah zwischen Merlin, YeCairn und Julian hin und her. Was wußten sie? Oder besser, was ahnten sie über die Zusammenhänge? Er wünschte sich, sein Amulett bei sich zu haben.
Aber auch jetzt folgte es nicht seinem Ruf.
Warum nur? Was war die Lösung dieses Rätsels? Wie konnten Wesen wie Ti-Ak Shats und Orrac Gatnor aus einer vergangenen Zeit und einem anderen Raum hierher versetzt worden sein? Und wieso hatte Reek Norr das Auftauchen Gatnors und des Kälte-Tempels als ungewöhnlich und erschreckend angesehen – auf dem Weg zu Norrs Organhaus hatten sie sich darüber unterhalten –, nahm aber Shats’ Anwesenheit als völlig normal hin?
Sollte er bereits in diesen eigenartigen Prozeß der Veränderung einbezogen worden sein?
Wann überrollte die Veränderung alle anderen, und damit auch ihn, Zamorra? Ab wann würde er nicht mehr bemerken, daß alles anders wurde, weil er selbst der Veränderung unterlegen war? Dumpf durchzuckte ihn der Gedanke an ein schleichendes Zeitparadoxon. Aber so etwas konnte doch nicht unbemerkt geschehen!
Interessiert sahen die anderen zu, wie YeCairn versuchte, Merlin wieder aufzuwecken und dabei zu stärken. Derweil verließ Julian Peters den Raum. Er hatte sich an etwas erinnert.
In seinem ersten Traum, als sich ›Angelique‹ über ihn beugte, um sich dann als Krakenwesen zu entpuppen, hatte er nach seinem Schwert gegriffen, das neben ihm lag, und damit nach dem Kraken geschlagen. Das Schwert, das ihn an jenes erinnerte, mit dem er gegen den ›Drachen der Zeit‹ gekämpft hatte… damals, als Merlin diesen ›Drachen‹ beschworen hatte, als er den folgenschweren Berechnungsfehler bei seiner Rettung des Silbermondes machte…
Damals Silbermond und Merlin, jetzt Silbermond und Merlin – wenngleich der alte Zauberer diesmal sicher nicht die Hauptfigur war. Dennoch sah Julian Zusammenhänge.
Damals hatte das Schwert des Träumers eine Entscheidung erzwungen, die auf metapsychischer Ebene ablief. Vielleicht stand heute eine ähnliche Entscheidung bevor. Er mußte dieses Schwert einsetzen. Daß er es im Traum benutzt hatte, mußte doch eine Bedeutung für die Wirklichkeit haben!
Er mußte es herbeiholen.
Deshalb hatte er das Organhaus verlassen. Er brauchte ein wenig Ruhe. Vor allem brauchte er nicht jenen Besserwisser Zamorra in seiner Nähe, der ihn manchmal wie ein kleines Kind behandelte, obwohl er zu den mächtigsten Wesen des Multiversums gehörte!
Er schritt an der Flanke des Organhauses vorbei, erreichte schon nach wenigen Schritten offenes Gelände: Reek Norr wohnte am Rand der Druidenstadt. Dahinter erstreckte sich eine weite Grasebene.
Julian ahnte, daß er dort die nötige Ruhe finden würde, um das Schwert aus dem Dschungel von Zeit und Raum wieder zu sich zu holen.
***
Siebenauge stellte fest, daß der Träumer die Stadt verließ und sich einem Gewässer näherte.
Das Krakenwesen fragte sich nach dem Grund. Doch dann, als der Träumer mit seinem Experiment begann, erkannte Siebenauge, daß er scheitern mußte.
Es hatte sich schon zu viel verändert. Der Träumer,
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