0535 - Die Verdammte
gemacht, Roastbeef und so…«
»Hm – herrlich.« Ich wollte die Haustür aufdrücken, doch Sheila war schon da und zog sie nach innen.
Dann stand sie vor mir. Frühlingshaft gekleidet, denn auf ihrem Rock blühten stilisierte Blumen. Der Pullover erstrahlte in einem sanften Grün, das Haar hatte sie hochgesteckt, und die blonden Wellen wurden ebenfalls von grünen Spangen gehalten.
»Chic siehst du aus, Mädchen.«
Sie nickte nur, als ich sie in die Arme nahm und mit zwei Wangenküssen begrüßte. Mir fiel auf, daß sie längst nicht so locker war wie sonst, der Körper kam mir steif vor, sie hatte eine abwartende Haltung angenommen. Da stimmte etwas nicht.
»Mummy hat geweint«, sagte Johnny, der sich an uns vorbeischob, zusammen mit Nadine.
Ich ließ Sheila los. »Stimmt das?«
Sie nickte.
»Sorgen? Hast du Sorgen?«
»Komm erstmal rein, John. Und du, Johnny, geh in dein Zimmer. Tust du mir den Gefallen?«
»Ungern.«
»Geh trotzdem, bitte.«
Johnny verschwand murrend. Nadine trottete neben ihm her. Sie war seine Beschützerin.
Ich wartete, bis die beiden außer Sichtweite waren und fragte Sheila dann: »Stimmt das?«
Sie wischte eine Haarsträhne aus ihrer Stirn. »Komm erst mal ins Wohnzimmer, John.«
»Und dann?«
»Du bist nicht der einzige Besucher, den ich eingeladen habe.«
»Wer ist denn noch da?«
Sheila lächelte und drückte mir die Hand in den Rücken. »Geh schon, du kennst ihn gut.«
Ich war neugierig geworden. »Suko?« Die Frage hatte ich bereits nahe der offenen Wohnzimmertür gestellt, so daß mich der andere Gast hatte hören können, und er gab auch Antwort.
»Nein, John, nicht Suko. Sie müssen schon mit mir vorliebnehmen.«
Ich trat blitzschnell über die Schwelle, um zu sehen, ob ich mich nicht getäuscht hatte.
Das hatte ich nicht.
Im Zimmer saß ein Mann, den ich gut kannte, an diesem Abend jedoch hier nicht vermutet hätte.
Superintendent Sir James Powell!
***
»Das gibt es doch nicht«, flüsterte ich. »Sind Sie es wirklich, oder ist es Ihr Geist?«
»Ich bin es.«
»Ta, also…« Ich drehte mich um, weil Sheila kam und auf einen zweiten Sessel deutete. »Setz dich, John.«
Ich war wie vor den Kopf geschlagen. Sir James, wie immer sehr korrekt in Dunkelgrau gekleidet, sah mir meine Verwunderung an und konnte sich eine bissige Bemerkung nicht verkneifen. »Wenn Sie wüßten, wie Sie aussehen, John, müßten Sie über sich selbst lachen.«
Sheila brachte mir einen Whisky, den ich dankend nahm. »Wenn der Tag schon keine großen Überraschungen bringt, dann wenigstens der Abend.«
Ich hob mein Glas. »Cheers, Sheila, cheers, Sir James.«
Sheila trank nichts, mein Chef griff zum Läusewasser. Zwischen uns hatte Sheila den Tisch gedeckt. Teller und Bestecke lagen bereit.
Es gab eine kalte Platte. Roastbeef, kalter Schweinebraten, verschiedene Soßen und Salate.
»Du wirst Hunger haben, John, iß erst mal was.«
Ich stellte das Glas weg. »Ja, Hunger hatte ich.« Erst jetzt fielen mir Sheilas verweinte Augen richtig auf. »Aber mein Appetit ist verschwunden. Vielleicht kehrt er zurück, wenn ich erfahren habe, um was es hier genau geht.«
»Nach dem Essen«, bestimmte Sir James.
Ich bekam ein frisches Bier und mußte etwas essen. Das Fleisch war hervorragend, der Salat stand in nichts nach, dennoch war ich mit den Gedanken nicht bei der Sache, da ich mich mit dem mir noch unbekannten Problem beschäftigte und nur spekulieren konnte.
Erst als das Besteck benutzt auf dem Teller lag, drückte ich mich zurück. »So, nun mal raus mit der Sprache, um was geht es?«
Sir James nickte Sheila zu, die zwischen uns saß.
»Um Bill«, sagte sie leise.
Das hatte ich schon gedacht. Ich zerrte eine Zigarette aus der goldfarbenen Packung und qualmte die ersten Wolken. »Um Bill, also. Soviel ich weiß, ist er auf Reisen.«
»Das ist richtig«, bestätigte Sheila. »Er hat von einer großen Zeitschrift einen Auftrag bekommen, der ihn ungemein interessierte. Bill sollte über Personen berichten, die schon einmal gelebt haben und wiedergeboren sind.«
Ich lachte leise. »Da hätte er gleich bei mir anfangen können.«
»Nein, John, du stehst außen vor. Man hat ihm Namen genannt, denn die Zeitungsleute haben schon selbst recherchiert. Daß die Personen, um die es geht, nicht alle in London oder England beheimatet sind, liegt auf der Hand. Bill hat sich die Namen ausgesucht und ist, aus welchen Gründen auch immer, bei einer Person hängengeblieben, die auf den Namen
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