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0535 - Shironas Nebelgeister

0535 - Shironas Nebelgeister

Titel: 0535 - Shironas Nebelgeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Alu-Koffers, gefährlich der des Dhyarra-Kristalls.
    Ihre Benommenheit wich endlich. Sie konnte wieder klar sehen, klar denken. Ihr hellstimmiger Gegner war immer noch nicht wieder aktiv. Sie war auch nicht böse darum. Vorsichtshalber band sie ihm mit den Schnürsenkeln seiner Turnschuhe die Füße und die Hände zusammen, damit er ihr bei seinem Aufwachen nicht entwischen konnte. Schließlich sollte er ihr verraten, wo sie seinen Kumpanen finden konnte. Schon in dessen eigenem Interesse, denn wenn er den Dhyarra aktivierte, war er so gut wie erledigt. Und auch wenn er ihr Böses gewollt hatte, wünschte sie ihm weder Irrsinn noch Tod.
    Nicole erkannte die Rückfront des Hauses wieder, in dem die Cascals wohnten.
    Durch eine schmale Gasse zwischen zwei anderen Häusern war der Mann mit der Baßstimme geflüchtet. Die Gasse führte nach vorn zur Straße, wie Nicole sich erinnerte. Nicole sah im Moment keinen Sinn darin, dem Mann zu folgen. Sie steuerte den rückwärtigen Kellereingang des Hauses an.
    Sie brauchte ein paar Minuten Ruhe, etwas Nachdenken und vielleicht einen Tip zur Hilfe. Sie hoffte, daß Angelique zu Hause war.
    Aber noch ehe sie die Tür erreichen konnte, trat die Kreolin ins Freie, in der Hand eine massive Eisenstange…
    ***
    Shirona schob die aus massiven Eichenbrettern bestehende Tür nach innen auf. Im Innern des Raumes lag der Staub fast zentimeterhoch. Viele Jahre lang schien kein lebender Mensch mehr hier gewesen zu sein. Dennoch roch es nicht allzu muffig. Durch gesplitterte Fensterscheiben sang der Wind ebenso wie durch die Spalten zwischen den Brettern der Tür.
    Es war kühl. Das Haus schien seine eigene Jahreszeit zu haben. Den späten, feuchtkalten Nebelherbst.
    Welch ein Unterschied zum sommerlichen Florida-Klima ringsum!
    Nebel wallten auch durch das Innere des Hauses. Hin und wieder bildeten sie Gliedmaßen mit Krallenhänden aus, oder zeigten sich als monströse, furchterregende Fratzen. Sie, die Shirona draußen anfangs angegriffen hatten, waren ihr jetzt ins Haus gefolgt, zurück in ihren ureigensten Bereich.
    Jetzt umschwebten sie die Frau in der engen feuerroten Kleidung.
    Shirona konnte nicht genau sagen, was sie davon halten sollte. Fast sah es so aus, als böten die Nebelgeister ihre Hilfe an, als wollten sie sich ihr geradezu aufdrängen. Aber was konnten diese gespenstischen Wesen schon für sie tun?
    In ihnen war nicht viel mehr als Gier und Hunger. Dabei mußten sie erst vor kurzer Zeit einen Kraftschub erhalten haben. Mit ihren sehr feinen Sinnen konnte Shirona das deutlich wahrnehmen.
    In den Nebeln schwang etwas, das ein Name sein konnte. Er war verloren unter den anderen Einflüssen. Sie hatten ihn in sich aufgenommen. Er existierte nur noch als eine Art unterdrückte Erinnerung.
    Von ihm war der Kraftschub gekommen.
    »Roland Mercant«, murmelte Shirona.
    Es war bedeutungslos. Wichtiger war, was sie in diesem Haus fand. Es lag einfach auf dem Boden in einem der Zimmer. Wie es hierher gekommen war, lag auf der Hand. Ein Teil der Fensterscheibe war zerstört, und auch der Fensterrahmen war in Mitleidenschaft gezogen worden. Es waren glatte Bruchstellen, als habe jemand mit einem Laserstrahl die Öffnung geschaffen. Auf dem Boden lagen auch keine Glas- oder Holzsplitter.
    Nur die silberne Scheibe.
    Sie war etwa handtellergroß, und sie war mit allerlei Symbolen verziert. Shirona kauerte sich auf den Boden. Die Nebelgeister umschwirrten sie jetzt hektischer als zuvor. Wollten sie warnen? Oder hofften sie gar, daß Shirona die Silberscheibe berührte?
    Bedächtig streckte sie die Hand aus. Sie wußte nicht, was bei einer Berührung geschehen würde.
    Aber sie mußte es tun. Nur deshalb war sie hierher gekommen. Alles andere war dagegen ohne Bedeutung.
    Ihre Fingerspitzen berührten die Silberscheibe jetzt fast schon. Sie zögerte. Vielleicht würde es zu einer Entladung kommen, die sie beide zerstörte. Sie erinnerte sich an das Haupt des Siebengestirns von Myrrian-ey-Llyrana . Jede Begegnung war bislang äußerst unangenehm gewesen, so, als versuche man, zwei gegensätzliche Magnetpole aneinander zu heften.
    Sie überwand sich und griff zu.
    ***
    Angelique ließ die Hand mit der Eisenstange sinken und sah Nicole an. »Du hier?« stieß sie hervor und warf einen schnellen Blick über den Hinterhof. »Mit jedem hätte ich gerechnet, aber nicht mit dir! Was ist passiert?«
    »Zwei Typen wollten mir an die Jungfernhaut«, sagte Nicole eine Spur zu lässig.
    Die Kreolin,

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