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0535 - Shironas Nebelgeister

0535 - Shironas Nebelgeister

Titel: 0535 - Shironas Nebelgeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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gerade etwas über 18 Jahre alt und selbst noch jungfräulich, weil sie sich das für den Mann aufheben wollte, den sie wirklich liebte, schüttelte den Kopf. »Da hätten sie wohl lange suchen müssen«, gab sie im gleichen Tonfall zurück, tastete mit der linken Hand nach Nicoles Reißverschluß und zog ihn soweit zu, daß Nicoles Auftritt den sittlichen Normen des Staates Lousiana entsprach.
    Die Französin hatte selbst gar nicht mehr so sehr darauf geachtet.
    »Ich hörte den Lärm und dachte: Schau mal nach, was hier los ist«, sagte Angelique. Sie trat zu dem Gefesselten hinüber und betrachtete ihn. »Wo ist der andere?«
    »Auf und davon.«
    »Schade. Die beiden Knilche gehören gar nicht in diese Straße. Sie kommen aus einem anderen Revier, lungern aber seit ein paar Tagen hier herum. Gerade so, als wollten sie unsere Straße ausspionieren. Hoffentlich gibt das nicht wieder einen Krieg der street-gangs .«
    Das Hafenviertel von Baton Rouge war ein heißes Pflaster. Wer hier lebte, paßte sich an oder ging unter. Die Klein- und Bandenkriminalität blühte, und angeblich wagte sich selbst die Müllabfuhr nur noch unter Begleitschutz hierher. Aber das war vermutlich nur die Ausrede dafür, daß die an der Straße stehenden Müllkübel überquollen und die Gehsteige fast im Schmutz untergingen. Nicole hätte hier niemals wohnen wollen. Doch den Menschen blieb nichts anderes übrig; nur hier konnten sie sich die Mieten leisten. Sie waren arm, größtenteils arbeitslos, sie konnten nirgendwo anders hin. Und selbst, wenn sie das Geld für eine bessere Wohnung in einer besseren Wohngegend hätten aufbringen können – wer nahm schon Mieter, die aus dem Hafenviertel kamen? Die gehörten doch zu dem Gesindel, das besser unter sich zu bleiben hatte, statt Verbrechen und Prostitution auch in die vornehmeren Teile der Stadt zu tragen…
    Ein Teufelskreis ohne Ende. Wer hier heraus wollte, mußte schon in eine ganz andere, weit entfernte Stadt wechseln.
    »Komm herein und mach dich frisch«, lud Angelique ein. »Trinkst du auch einen Kaffee mit?«
    Nicole lächelte. »Gern. Aber ich muß eben noch etwas ausprobieren.«
    Sie ging wieder zu den Regenbogenblumen, die so seltsam klein aussahen, und versuchte probeweise die Rückkehr.
    Nichts. Sie blieb vor Ort, kam nicht zum Château Montagne zurück. Also war es hier nicht anders als bei Zamorra in Florida. Die Blumen schafften es noch nicht.
    »Warum hast du sie ausgerechnet hier angepflanzt?« erkundigte Nicole sich.
    »Wo sonst hätte ich Platz gefunden? Hat 'ne Menge Ärger gegeben mit dem Hausverwalter. Der wollte wohl einen Kaktus aufstellen, oder einen Kartoffelstrunk. Wir haben ihn schließlich überreden können, dieses Blumenbeet zu dulden, und nun hat er sogar selbst Gefallen daran gefunden. Komm herein und erzähl mir, was dich her führt. Wo ist Zamorra?«
    Nicole warf dem Besinnungslosen einen Kontrollblick zu. »Was machen wir mit ihm? Wir können ihn doch nicht einfach hier liegenlassen.«
    »Also, in die Wohnung schleppe ich ihn nicht«, protestierte Angelique, griff nach Nicoles Hand und zog die Französin mit sich. »Vielleicht hat Yves eine Idee.«
    ***
    Der Hubschrauber ging auf Kurs. Es war eine kleine Maschine, deren Typ Zamorra nicht kannte, aber als er sich die Instrumente ansah, war er sicher, daß sie ihm technisch nichts Neues bot und er sie auch würde fliegen können. Er hatte früher einmal die Fluglizenz für Helikopter und zweimotorige Kleinflugzeuge besessen, allerdings war sie längst erloschen. Er hatte die für den Erhalt notwendigen Mindestflugstunden pro Jahr nicht zusammenbekommen. Eigentlich ein Witz bei einem Mann, der fast ständig in der Welt hin und her jettete. Aber eben nicht als Pilot im Cockpit, sondern nur als Passagier.
    Und das Anschaffen und der Unterhalt eines eigenen Flugzeuges hatte sich für ihn niemals gelohnt.
    Er ließ sich neben dem jungen Piloten nieder. »Fassen Sie bitte nichts an«, glaubte dieser ihn warnen zu müssen. »Werde mich hüten, Sir«, schmunzelte Zamorra. Warum sollte er dem Mann auf die Nase binden, daß Zamorra schon Hubschrauber geflogen hatte, als der Pilot noch das kleine Einmaleins lernte?
    Monica Peters kletterte nach hinten. Kaum hatten sie sich angeschnallt, als der Pilot einen Blitzstart hinzauberte. »Ich bin Pete«, stellte er sich vor, als sie in der Luft waren. »Sie geben den Kurs an, Professor?«
    Der nickte und nannte die Daten. »Fliegen Sie dabei so tief, wie es eben erlaubt

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