0537 - An Bord der MARCO POLO
zusammen. Plötzlich flog ein Becher quer durch den Raum und traf einen Mann an den Hinterkopf. Edmond hatte nicht gesehen, wer den Becher geworfen hatte - und aus welchem Grund.
Zwei Männer begannen sich zu prügeln. Es war, als ob sie sich gegen die Schlägerei sträuben würden, aber sie wurden von etwas Unerklärlichem getrieben.
„Hört auf!" schrie Pontonac.
Zwei Lähmschüsse fauchten durch die Masse. Beide Männer brachen über Tischen zusammen und rissen Geschirr und Essen zu Boden. Eine andere Gruppe turnte über Tische und Sessel und griff an.
„Aufhören!"
Hinter ihm im Raum schlugen zwei Gruppen wütend aufeinander ein. Er riß sich zusammen.
„Ich... muß ... verhindern ...", sagte er entschlossen und feuerte.
Die freiwerdenden Sextadimschwingungen mußten die Verdummten offensichtlich rasend gemacht haben.
Zuerst waren sie unruhig geworden. Das hatte Edmond hier an Ort und Stelle merken können. Aber wie war es an den Stellen, an denen niemand mit einer Sonderbegabung sich aufhielt? Dort würde die beginnende Raserei der Panik, die offensichtlich selbstzerstörerische Elemente enthielt, die Immunen überrascht haben.
„Ich muß ...", flüsterte Pontonac.
Seine Prothesen gehorchten seinen Befehlen. Er stand in einer schnellen Bewegung auf und sah, wie die letzte Gruppe begann, mit Stühlen auf ihn loszugehen. Sie wollten aus der Zone der Verwirrung flüchten.
Diese Zone war für ihre gequälten Gehirne identisch mit diesem Raum. Folglich mußten sie den Ausgang benutzen, und Edmond versperrte diesen Ausgang. Mit fünf gezielten Schüssen in Kniehöhe setzte er die Männer außer Gefecht, dann sprang er zum Schott hinaus und verschloß es von außen.
Draußen liefen ununterbrochen Menschen aus Kabinen und vereinigten sich zu einem breiten Strom, der in Richtung der Hangars rannte. Edmond holte tief Atem und spurtete los. Er raste eine schräge Rampe hoch, rannte durch einen langen Korridor, setzte über einige Bänder und stürmte in einen Lift.
Sekunden später stand er an einem Punkt, der sich zwischen dem Schiffsinnern befand und der Abteilung, von der aus man die Hangars mit den Kreuzern erreichen konnte.
„Hier werde ich warten!" stellte er fest.
Vor ihm aus dem Schlund des breiten, niedrigen Korridors drang aufgeregtes Gemurmel.
Sie kamen.
Pontonac ging in Deckung und spähte um die Ecke.
Mindestens fünfhundert Menschen kamen auf ihn zu, ohne ihn zu sehen.
Sie dachten nur an Flucht. Edmond zielte sehr genau, dann feuerte er dicht über dem Boden auf die erste Reihe der heranstürmenden Verdummten. Etwa zwanzig Menschen fielen nach vorn. Andere, hinter ihnen, stolperten und schlugen zu Boden.
In dieser Sekunde ging die MARCO POLO in die Dakkarzone.
Die Schreie der Gestürzten wurden leiser.
Jemand brüllte aus vollen Lungen: „Hört auf, ihr Narren! Zurück an die Plätze. Nehmt die Umgefallenen mit!"
Edmond blinzelte erstaunt. Die Woge von Panik, die von Hunderten von Gehirnen ausgesandt worden war und sich wie ein heißer Gifthauch aus dem Tunnel gedrängt hatte, war vorbei, als habe es sie nie gegeben.
Dakkarzone! dachte er verwirrt.
Aus der Zentrale kam eine kurze Erklärung. Sämtliche Interkome des Schiffes sprachen an. Aus den Lautsprechern hallte Rhodans Stimme: „Wir befinden uns in der Dakkarzone. Wir prallen auf den Schirm auf."
Die seltsamen Symptome waren verschwunden. Edmond richtete sich auf und sicherte die Waffe. Vor ihm bemühten sich Hunderte von Menschen, ihrer Verwirrung Herr zu werden. Sie verteilten sich und nahmen die Gestürzten mit.
Schon jetzt mußte die MARCO POLO in das eingepeilte Ziel hineingestürzt sein, in den Schwarm, der als kleine Galaxis angesehen wurde.
Pontonac schüttelte den Kopf. Er mußte nach den Leuten in der Messe sehen.
Er sprang auf ein Band, nachdem er sich kurz informiert hatte.
Das Band glitt mit ihm davon, der Messe zu.
„Und was ist an anderen Stellen vorgefallen?"
Edmond wartete jede Sekunde auf einen Alarm.
Aber rätselhafterweise hatte er bis jetzt außer aufgeregten Stimmen, die aus allen Teilen des Schiffes zu kommen schienen, nichts gehört. Nur das Geräusch der Maschinen.
Und jetzt: Ein dünnes Knistern, wie von elektrischen Entladungen ...
Rhodans erregte Stimme drang aus den Lautsprechern: „Wir haben den Schirm nicht durchstoßen! Wir haben ..."
Pontonac begann zu laufen. Was war geschehen?
Reginald Bull saß in der Zentrale der INTERSOLAR, vor sich einen Bildschirm, der in perfekter
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