0537 - Der Voodoo-Drache
Einzelzimmer fragst: Es wird nicht nötig sein, daß du mich begleitest… und ich möchte nicht eine hübsche Studentin aus dem Doppelbett werfen müssen.«
»Warum? Laß sie doch drin liegen. Du brauchst sie dann nur zu ignorieren.«
Zamorra seufzte. »… und führe mich nicht in Versuchung. Es könnte sein, daß Wille schwächer ist als die Sinneslust.«
Nicole lachte leise. Sie wußte genau, daß Eifersucht überflüssig war. Sie waren sich gegenseitig bedingungslos treu. Aber hin und wieder machten auch Gedankenspiele, was wäre, wenn, Vergnügen.
»Die Stärke deiner Sinneslust und die Schwäche deines Willens wirst du mir in der kommenden Nacht unbedingt beweisen müssen«, verlangte sie.
Vorn verdrehte der mithörende Taxifahrer die Augen.
Wenig später hatten sie den Bahnhof erreicht. Nicole hatte vom Hotel aus bereits zwei Tickets für den TGV bestellt, den Superschnellzug, der sie mit Beinahe-Flugzeug-Geschwindigkeit nach Lyon bringen sollte. Dort würde bei ihrer Ankunft der alte Diener Raffael Bois mit Zamorras BMW auf sie warten. Zamorra und Nicole waren zwar beide begeisterte Autofahrer, aber mit einer großen Limousine durch den Pariser Stadtverkehr bis zum Hotel zu fahren, wollte er sich doch nicht antun, und wenn er den Wagen am Stadtrand einparkte, um mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die Innenstadt zu gelangen, konnte er auch gleich Bahn oder Flugzeug nehmen.
Auf den TGV hatten sie dann zu warten. Der nächste Zug fuhr erst in zwei Stunden. Nicole zuckte mit den Schultern. »Das habe ich vergessen zu fragen… ob Platzreservierungen noch möglich seien.«
»Ja, Frau wird alt«, neckte Zamorra grinsend. »Aber es spielt keine Rolle. Vielleicht hat der Dämon unsere Spur verloren; vielleicht hat er nicht damit gerechnet, daß wir es sind, die einfach die Flucht ergreifen. Wir genießen doch einen guten Ruf in der Hölle. Zumindest habe ich jetzt nicht mehr das Gefühl wie bei unserem Frühnachmittags-Spaziergang, von einem Unsichtbaren beobachtet zu werden.«
»Du denkst, es war dieser Dämon?«
»Ich hoffe es«, sagte Zamorra. »Denn falls noch eine weitere Macht ihre Klauen im Spiel hat, wird es wirklich gefährlich für uns. An einem Zweifrontenkrieg bin ich derzeit nicht interessiert, schon gar nicht hier in Paris.«
»Was, wenn der Dämon uns hier angreift?«
»Im Bahnhof? Zu viele Menschen, zu auffällig. Das hätte er längst einfacher haben können. Nein, er greift uns nicht offen an. Vergiß nicht, daß das Mädchen ihm Haare von uns beschafft hat. Er wird uns aus der Ferne mit Magie attackieren. Sonst wäre er auch nicht im Hotel aus dem Fenster geflohen. Wir müssen ihn maßlos überrascht haben.«
»Weil die Tür nicht abgeschlossen war. Sonst hätte er eine Vorwarnzeit gehabt. Na gut, hoffen wir, daß wir heil nach Lyon kommen und es nicht schon unterwegs unangenehme Zwischenfälle gibt.«
***
Jaques sah nicht, wie Monsieur Mondragon das Foyer betrat und es hastig durchquerte. Er dachte an Zamorras rasche Abreise. Immerhin hatte er ursprünglich bis morgen abend gebucht, und er war auch nicht telefonisch abberufen worden, wie es früher schon hin und wieder mal vorgekommen war. Es war zwar telefoniert worden, aber aus dem Zimmer hinaus und nicht von draußen ins Zimmer.
Plötzlich tauchte Mondragon unmittelbar vor ihm auf. »Professor Zamorra ist tatsächlich abgereist?« fragte er erstaunt.
»Sicher«, sagte Jaques, ohne sich darüber zu wundem, daß er dem dunkelhäutigen Mann in der eleganten Kleidung Antwort gab.
»Können Sie mir sagen, wohin?« wollte Mondragon wissen.
»Ich hörte, daß der Professor dem Taxifahrer den Hauptbahnhof als Ziel nannte.«
»Na, wunderbar«, sagte Mondragon und verließ das Hotel ebenfalls, allerdings, ohne sein Zimmer aufzugeben. Kaum war er draußen, schwang er sich in die Luft, um sich hoch über den Dächern von Paris zu orientieren und den Bahnhof anzusteuern.
Jaques indessen wußte überhaupt nicht, daß er mit Mondragon gesprochen hatte. Er hatte ihn weder gesehen noch gehört, und ein paar andere Leute vom Personal, die gerade vorbeigekommen waren, wunderten sich nur darüber, daß Jaques minutenlang völlig geistesabwesend vor sich hingestarrt hatte und nicht ansprechbar gewesen war.
Dabei hatte er lautlos die Lippen bewegt…
Daß die Unterhaltung mit Ariston sich telepathisch abgespielt hatte, wußte nur der Dämon selbst, der jetzt versuchte, Zamorras Spur wieder aufzunehmen.
***
Etwa eine Viertelstunde vor dem
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