0539 - Der Alptraum-Schädel
Grenadas, daß sie damit eben leben mußten.
»Die Geister der Toten«, flüsterte Rosa. »So etwas Ähnliches habe ich mir gedacht. Sie sind hochgekommen und zeigen sich uns. Es ist einfach schrecklich.«
Pablo sagte nichts. Er erstickte fast an seiner Wut. Von den Behörden hatte er keine Hilfe bekommen, aber es hatte sich mittlerweile herumgesprochen, was bei den Grenadas geschehen war.
Die Presse interessierte sich dafür und brachte einen knappen Bericht. Der wiederum wurde auch an einer bestimmten Stelle gelesen, und dort reagierte man schnell.
Bei den Grenadas hatte man nur einen Teil des Küchenbodens aufgestemmt und ihn notdürftig wieder geflickt.
Doch die Gesichter ließen sich nicht vertreiben.
Nicht nur eines erschien, es waren gleich mehrere, die sich innerhalb des Betons abzeichneten.
Das war der Moment, wo Carmen wegziehen wollte, aber auch die Stunde, in der Pablo einen sehr wichtigen Anruf entgegennahm, der von einer Behörde kam, die man mit dem Namen Geheimdienst umschreiben konnte…
***
Auf dem Flughafen nahe Cordoba waren Suko und ich gelandet und von einem Mann namens Juan Delgado abgeholt worden, der soviel Macht besaß, daß die Zollbeamten uns erst gar nicht fragten, ob wir etwas zu verzollen hätten.
Delgado war ein typischer Spanier. Schwarzhaarig mit dunklen Augen, einem kessen Oberlippenbart, kleiner als ich, aber mit breiten Schultern und einer sonnenbraunen Haut. Er trug ein weißes Leinenhemd mit kurzen Ärmeln und die Jacke über die Schultern gehängt. »Es freut mich, Sie zu sehen. Herzlich willkommen in Spanien!«
Der Mann begrüßte uns wie alte Freunde, und seine Begeisterung legte sich auch nicht, als er uns zu einem Schluck in einer kleinen Bar einlud, die aufgemacht war wie ein französisches Bistro.
»Ich glaube, daß jetzt alles anders wird«, sagte er und hob sein Glas. »Auf Ihren Erfolg!«
Soviel Überschwang mißfiel mir. »Augenblick, Señor Delgado, wir sind noch nicht soweit. Im Gegenteil, wir haben noch nicht einmal angefangen.«
»Aber Sie werden Erfolg haben!«
»Was macht Sie so sicher?« fragte Suko.
»Ich habe gehört, wie John Sinclair diese schreckliche Blutfrau gestellt hat. Sie wissen doch, Lavinia di Luna. Das hat sich herumgesprochen. Sie sind wer hier in Spanien, und man hat sich in höchsten Stellen Ihrer erinnert.« [1]
Ich schaute gegen einen Spiegel mit verziertem Rahmen. »Das mag alles sein, Señor Delgado, aber in Ihrem Fall haben wir noch gar nicht angefangen.«
»Sie werden es schaffen. Ich bringe Sie gleich zu dieser Familie Grenada.« Er schüttelte den Kopf. »Die Leute haben Schreckliches durchmachen müssen. Ihr Haus ist von Geistern überfallen worden. Gesichter auf dem Boden, ein alter Friedhof unter dem Haus, ich meine, unter dem Keller. Man hat einen Teil des Küchenbodens aufgestemmt und diesen Keller dann gefunden. Zuvor haben die Grenadas davon nichts gewußt. Jetzt müssen Sie sich damit abfinden.«
»Unter dem Keller liegt ein Friedhof?« vergewisserte Suko sich.
»So ist es.«
»Wissen Sie mehr darüber?«
»Nein, Gott bewahre. Ich weiß nichts. Ich habe Sie ja geholt, damit Sie den Fall klären. Das ist etwas für Sie. Das sind Geister, Gespenster.« Er starrte uns abwechselnd an, dann nur mich. »Señor Sinclair, bitte, sagen Sie mir, was Geister sind! Ich weiß es nämlich nicht. Gibt es eine rationale Erklärung für dieses Phänomen?«
»Rational nicht.«
»Aber es gibt eine Erklärung?«
»Ja, das stimmt. Sagen wir so, es gibt verschiedene Auffassungen oder Theorien.«
»Aha.« Er nickte, hatte aber nichts verstanden. Dann lächelte er.
»Und zu welcher Theorie neigen Sie?«
»Es gibt einen Mann namens Maurice Barbanell. Er ist zudem Herausgeber einer esoterischen Zeitschrift, die dem Phänomen des Spuks und der Geist-Erscheinungen auch wissenschaftlich auf die Spur kommen will. Dieser Mann hat eine Theorie entwickelt, der viele Menschen, die sich mit dem gleichen Problem beschäftigen, zustimmen.«
»Bitte, reden Sie!« Delgado war gespannt und aufgeregt. »Dieses Thema fasziniert mich einfach.«
»Wie Sie wollen. Die Theorie des Mannes besagt, daß Geister zeitlose Abdrücke sind, die von Menschen hinterlassen werden, die in Sorgen, Schwierigkeiten, Angst oder durch Gewalteinwirkung starben und unter einer so heftigen Gemütserregung, daß sie einen Raum erfüllen oder auch sättigen können. Die Hinterlassenschaft ist dann wie ein empfindlicher Film und nicht immer kann man diesen Film
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