0539 - Drachenhölle Baton Rouge
Angelique in Ruhe lassen. Sie hat niemandem etwas getan.«
»Dann laß uns mal schauen, ob wir nicht doch in Raum und Zeit irgendeinen Hinweis finden«, sagte Zamorra. »Sie kann sich ja nicht völlig in Luft aufgelöst haben.«
***
»Sie meinen, daß es zu erneuten Verzerrungen kommt?« fragte Padrig YeCairn, als sie sich wieder in Reek Norrs Organhaus befanden. »So wie beim letzten Mal, als Dinge und Personen aus der Vergangenheit Ihrer Welt auftauchten?«
Der Sauroide nickte. »Es sieht so aus, als ließe uns der Fluch unserer verstorbenen Welt nicht los. Das Chaos kehrt zurück. Vielleicht liegt es an uns. Vielleicht tragen wir den Auslöser für einen schleichenden Anstieg des Entropiewertes in uns. Dann sind wir als Volk, als Rasse, verloren. Und dann bringen wir den Untergang nicht nur über uns, sondern auch über jede Welt, die uns aufnimmt. Ich hatte gehofft, daß Merlin diesen Prozeß endgültig stoppen konnte. Aber wenn es jetzt schon wieder zu unerklärlichen Effekten kommt…«
Er hieb mit der geballten Faust auf die Tischplatte. »Dabei dürfte es überhaupt nicht sein«, stieß er hervor. »Es kann keine Weltentore nach draußen geben. Die Traumsphäre müßte es verhindern. Außerdem befinden wir uns um drei Minuten in die Zukunft versetzt, als weitere Absicherung. Wie also sollte es möglich sein?«
»Wenn Sie es nicht wissen, Reek…? Ich bin kein Experte für diese Probleme. Ich kann ja nicht einmal sagen, wie ich aus meiner Welt hierher gelangt bin! Vielleicht sind die Verschwundenen auch gar nicht in eine andere Welt gezogen worden. Könnte es nicht sein, daß sie sich einfach aufgelöst haben? Reek, dieses schwarze Nichts, das die Zeugen beobachtet haben wollen, gibt mir zu denken. Ähnelt es nicht dem Nichts, das seinerzeit Ihre entropische Welt umgab, und das sichtbar wurde, wenn man in den sich auflösenden Randbereich ging, wenn man das Risiko wagte, dabei in eine Zerfallszone zu geraten und sich mit ihr aufzulösen?«
»Wer hat Ihnen denn das erzählt?« stieß Norr verblüfft hervor. Er konnte sich nicht erinnern, über diese Beobachtungen jemals mit anderen als Zamorra und seiner Gefährtin gesprochen zu haben; sicher aber nicht mit Padrig YeCairn.
Dessen Antwort bestürzte ihn: »Wer, Reek? Ihr Haus! Ihr Organhaus hat es meinem verraten! Damals, bevor meines unwiderruflich wieder abstarb und seitdem nur noch ein versteinerter Klotz ist, in dem ich zwar wohnen, den ich aber kein zweites Mal ins Leben zurückholen kann! Ihr Haus, Reek, sorgte sich um Sie, wie auch andere Häuser beunruhigt über ihre neuen Bewohner waren, weil die unruhig schliefen, im Schlaf sprachen und dabei diese erschreckenden Beobachtungen von den Zerfallsphären in Worte kleideten!«
Norr lehnte sich langsam zurück. »Die Häuser reden miteinander? Das -das ist unglaublich!«
Gevatter Tod lachte leise. »Was soll unglaublich daran sein, daß lebende Wesen miteinander kommunizieren? Die Organhäuser leben! Reek, Sie haben sich doch so rasch daran gewöhnt, daß Sie Nachrichten von Haus zu Haus senden können, wenn gerade mal keines Ihrer kleinen… Funkgeräte zur Hand ist - oder wie immer Sie diese vertrackten technischen Teufelsdinger nennen. Sind Sie da nie auf den Gedanken gekommen, daß die Häuser nicht nur als Botschaftenübermittler fungieren, sondern auch von sich aus Gedanken austauschen können?«
Der Sauroide schüttelte den Kopf. »Das würde ja bedeuten, daß die Häuser über eine gewisse Intelligenz verfügen!«
»Schon möglich. So genau habe ich das nie wissen wollen. Ich kann mit den Häusern reden, und ich kann mich um ihr Wohlergehen kümmern. Das reicht mir. Aber wir sprachen von der hohen Entropie und der Unmöglichkeit der Weltentore…«
»Wir werden das untersuchen müssen«, sagte Reek Norr. »Aber das können weder Sie noch ich allein. Ich wünschte, jemand würde von außen auf unsere Situation aufmerksam werden. Leider gibt es ja so gut wie keine Möglichkeit, den Träumer namens Julian Peters von hier aus zu erreichen; schafft man es doch, ist das meist nur Zufall. Wenn wenigstens Zamorra oder Merlin von sich aus merken würden, was hier geschieht…«
»Sie sind doch eine gunze Menge Leute«, sagte YeCairn. »Wenn Sie sich alle zusammenschließen und mit einem gemeinsamen telepathischen Ruf versuchen, Julian zu erreichen… müßte das nicht gehen?«
Reek Norr öffnete mit einem Schmatzlaut langsam den Reptilmund und verharrte sekundenlang.
»Und wenn wir dadurch den
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