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0539 - Experiment der Cynos

Titel: 0539 - Experiment der Cynos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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und hob mich mühelos hoch, bis unsere Gesichter auf gleicher Höhe waren. Mir wurde abwechselnd heiß und kalt, als das Weib mein Gesicht an ihr Sechsfachkinn drückte.
    Glücklicherweise gab sie mich sofort wieder frei, sonst wäre ich in den Fettmassen erstickt.
    „Tatcherguel Mann für Chiguen Ogrupü", übersetzte der Translator. „Msaguel, bringe ihn ins Männerhaus und unterweise ihn in seinen Pflichten!"
    Einer der Eingeborenenmänner kam zu mir, nahm meinen Arm und führte mich hinaus. Diesmal konnte ich gehen, denn meine Wundschmerzen waren verflogen. Ich mußte nur immer fort daran denken, daß ich lieber bis an mein Lebensende Rorvics Mitarbeiter sein würde als einer von Chiguen Ogrupüs Männern.
     
    *
     
    Der Eingeborene mit dem schönen Namen Msaguel brachte mich zu einem großen bienenkorbartigen Haus und führte mich zuerst in einen Baderaum. Ich zog mich aus und wusch mich mit dem kühlen Wasser eines Brunnens, der sich mitten im Raum befand.
    Dabei überlegte ich. ob ich mich nicht lieber ertränken sollte, als mich zum Ehesklaven dieses Riesenweibes erniedrigen zu lassen. Ich schob den Gedanken von mir. als mir klar wurde, daß ich durch Dalaimoc Rorvics Schuld in diese Lage geraten war und niemand ihn dafür zur Rechenschaft ziehen würde, wenn ich es nicht selber tat.
    Wütend spie ich in den Brunnen.
    Msaguel sagte etwas in seiner gackernden Sprache und gestikulierte heftig. Ich entnahm daraus, daß er mein Verhalten mißbilligte und außerdem wollte, daß ich ihm folgte. Also trocknete ich mich mit einem Handtuch aus grauem Stoff ab und ging hinter dem Eingeborenen her. Der Zorn auf den fetten Albino hatte mein seelisches Gleichgewicht so vollkommen wiederhergestellt, daß ich sogar leise vor mich hinpfiff, während Msaguel mich parfümierte und mir in ein grellbuntes hemdähnliches Kleidungsstück half. Er verzweifelte fast, als ich tief Luft holte und dabei das Hemd zerriß. Es war eben nicht für die breiten Schultern eines echten Marsianers geschaffen.
    Ich klopfte dem - sogar für marsianische Begriffe sehr kleinen - Mann auf die Schultern, grinste und zog meine geblümte Unterwäsche wieder an. Die „Socken" waren im Grunde genommen dünne weiche Stiefel, da ein Raumfahrer ja nicht barfuß gehen sollte, wenn er seinen Kampf - oder Raumanzug auszog.
    Danach blickte ich den Eingeborenen auffordernd an.
    „So, nun kannst du mich zur Matriarchin bringen, Msaguel."
    Natürlich verstand er kein Interkosmo, wohl aber konnte er den Sinn meiner Worte erraten. Ich wurde von einem gackernden Wortschwall überschüttet, und Msaguel wollte mich zu; einem Tisch ziehen, auf dem in flachen Schalen mehrere Farben angerührt waren. Daneben lagen Pinsel :unterschiedlicher Größen.
    Ich schlug ihm auf die Finger, als er nach einem Pinsel griff.
    „So siehst du aus, mein Freund. Ich bin kein Guel, der sich zwangsweise verheiraten und dazu - auch noch bemalen läßt."
    Plötzlich mußte ich grinsen.
    Aber eines sollte ich tun, nämlich mir das Symbol des Marskraterlöwen auf die Stirn malen." Ich griff nach einem feinen Pinsel und tauchte ihn in die Schale mit der silberblauen Farbe.
    Während ich mir das seltsame Symbol auf die Stirn malte, überlegte ich wieder einmal, wie die längst ausgestorbenen Marskraterlöwen wirklich ausgesehen hatten. Niemand wußte es.
    Aus Aufzeichnungen der früheren Marsbewohner ging nur hervor, daß es sich um ein sehr gefährliches Lebewesen gehandelt hatte. Doch ob es sich um eine Pflanze oder ein Tier oder vielleicht um eine Symbiose zwischen beiden handelte, ließ sich nicht mehr feststellen. Jedenfalls malten sich die jungen Marsianer das Symbol des Marskraterlöwen auf die Stirn, wenn sie sich ihren rituellen Mutproben unterzogen.
    Ich hatte gerade den Pinsel weggelegt, als jemand den Namen meines Betreuers brüllte. Es hörte sich wie Chiguen Ogrupü an, und Msaguels Erbleichen bestätigte meine Vermutung.
    Im nächsten Moment raste der Eingeborene in Richtung Haustür, von wo der Schrei gekommen war. Sekunden später vernahm ich einen klatschenden Schlag und danach einen gackernden Schmerzensschrei.
    In mir kochte es. Mein Zorn auf den rothäutigen Tibeter vermischte sich mit dem Zorn auf die Matriarchin, die ihre Männer züchtigte. Aber ich beherrschte mich. Ruhig schritt ich durch den Baderaum auf die Haustür zu. Neben der Tür entdeckte ich Msaguel. Der Eingeborene hielt sich eine angeschwollene Wange und blickte angsterfüllt auf die Matriarchin, die

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