0539 - Experiment der Cynos
gesellschaftlichen Verhältnisse ändern müssen, wenn wir nicht erneut unterdrückt werden wollen Wie ich auf der Herreise sah, ernährt ihr euch hauptsächlich von Feld und Gartenfrüchten. Die Arbeiten auf Feldern und vor allem Gärten aber sind die Domäne der Frauen; dadurch geraten die Männer in wirtschaftliche Abhängigkeit. Also müssen wir die Jagd und die Viehzucht in großem Stil einführen. Erstens ist tierisches Eiweiß eine sehr hochwertige Nahrung, so daß der Aufwand relativ zum Ertrag bedeutend geringer sein wird als bei der Feld und Gartenkultur - und zweitens werden eure Frauen so stark mit dem Gerben von Fellen und der Fleischverarbeitung beschäftigt sein, daß sie einen großen Teil ihrer Felder und Gärten brachliegen lassen müssen. Dann sind sie wirtschaftlich von euch abhängig, und ihr könnt bestimmen, was geschieht."
Die Guels begriffen sehr schnell, welche Aussichten ich ihnen eröffnete. Sie sahen allerdings auch die „Webfehler" in meinem Plan.
„Wie sollen wir jagen, wenn wir weder Waffen besitzen noch mit Jagdwaffen umgehen können?" fragte Msaguel.
„Ich werde euch beibringen, wie ihr Pfeil und Bogen und Speere herstellt und damit umgeht", versprach ich. „Zuerst aber müßte ich wissen, was es auf dieser Welt für Wildtiere gibt, wobei wir uns auf Pflanzenfresser beschränken sollten."
Msaguel sagte zu meiner Erleichterung, es gäbe zahlreiche Wildtierarten jenseits eines anderthalb Tageritte entfernten Stromes. Ein anderer Eingeborener schlug vor, wir sollten packen und die Oase auf Tschapans verlassen, bevor die Frauen sich gegen uns zusammenschlossen.
Der Vorschlag fand allgemeine Zustimmung. Dadurch löste sich das Problem, wie die Änderung der gesellschaftlichen Verhältnisse ohne schwerwiegende Erschütterungen erfolgen könnte. Mein Stamm würde fern der Oase und fern aller Chiguens zu Jägern und Viehzüchtern ausgebildet werden - und irgendwann danach würden sich Männer und Frauen schon in einem Kompromiß arrangieren.
Gesagt - getan. Eine Stunde später ritten wir aus der Oase und wandten uns nach Norden. Diesmal hatte ich meinen Sattel mit wassergefüllten Lederbeuteln auspolstern lassen, so daß ich hoffen durfte, einigermaßen glimpflich davonzukommen.
Ich bedauerte nur, daß sich Ayai nirgends mehr sehen ließ, den Idioten hätte ich gern als Koch engagiert.
*
Kurz vor Sonnenuntergang erreichten wir eine Schlucht, die mir als Platz zum Übernachten geeignet schien. Ich ließ meine Leute anhalten und befahl ihnen, das Lager aufzuschlagen. Bald standen die Zelte, über kleinen Feuern brodelte - das Essen, und die Tschapans zupften das spärliche Gras.
Die Umgebung erinnerte mich an die Naturschutzgebiete meines Heimatplaneten. Die Terranisierung des Mars war vor rund tausend Jahren gerade rechtzeitig gestoppt worden, um dem Planeten ein paar halbwegs ursprüngliche Landschaften zu erhalten.
Zufrieden mit mir, schlenderte ich durch die Schlucht, in deren Mitte ein ausgetrocknetes Bachbett lag. Die Dunkelheit war hereingebrochen, und der Flackerschein der Feuer verwandelte die unregelmäßig geformten Schluchtwände in die Kulisse eines geisterhaften Schattenspiels. Als ich um - einen Felsvorsprung bog, verließ - ich den Lichtkreis der Feuer. Ich lehnte mich an die Felswand und versuchte abzuschätzen, inwieweit der Stachel schon gewirkt hatte, den ich ins Fleisch der matriarchischen Gesellschaftsordnung von Heytschapan getrieben hatte.
Vielleicht erfolgte die erwartete Reaktion schon in den nächsten Tagen.
Plötzlich schrak ich zusammen. Wenige Schritte vor mir war plötzlich ein Riese materialisiert. Im ersten Moment dachte ich an eine Chiguen, aber dann sah ich den Kampfanzug, die blütenweiße Hautfarbe und den kahlen Schädel.
Commander Rorvic!
„Ganz recht, Captain a Hainu", sagte der Albino, obwohl ich meine Gedanken nicht ausgesprochen hatte. „Ich erteile Ihnen hiermit einen Verweis wegen unerlaubter Entfernung vom CYD-Kommando und eine Rüge wegen Einmischung in die inneren Angelegenheiten einer fremden Zivilisation."
Ich riß den Mund auf und renkte mir dabei beinahe den Unterkiefer aus Rorvics Unverschämtheiten machten mich sprachlos. Das war einfach ungerecht. Ich erhielt einen Verweis, weil ich in Ausübung meiner Pflicht in eine Transmitterfalle geraten und in die Wüste geschickt worden war - und ich wurde gerügt, weil ich mich einer entwürdigenden Gewaltmaßnahme entzogen hatte. Ganz davon abgesehen, daß meinem
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