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054 - Das Geheimnis der Mumie

054 - Das Geheimnis der Mumie

Titel: 054 - Das Geheimnis der Mumie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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dem Götterbild waren einige Hieroglyphen eingeritzt.
    Susan ließ den Kopf sinken und schloss die Augen. Die unnatürliche Müdigkeit wollte nicht aus ihren Gliedern weichen. Jeder Gedanke – auch der simpelste – fiel Susan schwer. Nach einigen Minuten drehte sie wieder den Kopf zur Seite und studierte die Hieroglyphen. Langsam wich der Druck aus ihrem Kopf. Die Hieroglyphen schienen sich zu bewegen, tanzten auf und ab. Susan kniff die Augen zusammen.
    Horusfalken gleich schweb ich im Himmel , las Susan. Flatternd steige ich nieder zum Reich der Toten. Den Kot esse ich nicht. Ekel ist er mir. Meinem Ka graut es vor ihm. In meinen Leib dringe er nicht ein.
    Susan konnte nur mühsam die Augen offen halten, doch sie entzifferte die Hieroglyphen weiter.
    Rein ist die Nahrung, die mir, Nefer-Amun, die Götter bewilligen. Kraftstrotzend bin ich. Die Totenopfer verleihen mir Leben. Als Gaben sind mir bestimmt: Brot, Bier, Menschen. Mächtig bin ich, denn ich weiß: Gott Amun lebt mir im Haupte. Nun verbeugen sich tief die Götter Ägyptens vor mir. Denn mehr besitz ich an Macht als eure Gebieter. Und meine männliche Kraft erstreckt sich über Jahrmillionen.
    Ein ähnlicher Spruch war Susan aus dem ägyptischen Totenbuch bekannt. Die in die Wand geritzten Zeichen unterschieden sich aber in einigen wesentlichen Punkten. Er war anmaßend. Nie zuvor hatte Susan ähnliche Hieroglyphen gelesen.
    Irgendwo erklang ein dumpfer Gongschlag. Vier junge Männer betraten die Kammer. Sie blieben neben ihr stehen und hoben sie hoch. Sie wurde einen schmalen Gang entlanggetragen, der in einer großen Grabvorkammer endete. Dort wurde sie auf einen langen Steinsockel gelegt. Die Wände waren mit unzähligen Bildern und Hieroglyphen bedeckt. Neben einer der schmalen Türen lehnte eine Mumie. Die Binden waren mit Zeichen bemalt.
    Die vier Männer verließen die Kammer. Einige Zeit geschah nichts, dann betrat ein breitschultriger Mann den Raum. Gemessenen Schrittes ging er auf Susan zu. Er hatte den Körper eines Preisboxers und den Kopf eines Künstlers. Im Fackelschein wirkte seine Haut fast grau. Die dunklen, tief in den Höhlen liegenden Augen musterten Susan gleichgültig.
    Susan räusperte sich.
    »Was haben Sie mit mir vor?«, fragte sie.
    »Wir fanden Ihre Handtasche, Miss Baxter«, sagte der Mann. »Ich weiß, wer Sie sind.«
    »Und wer sind Sie?«
    »Hu-Amun«, sagte er. »Sie würden mich als Hohepriester des Nefer-Amun-Kults bezeichnen.«
    Susan strich sich mit der Zunge über die trockenen Lippen.
    »Sie wollen mich Nefer-Amun opfern?«, fragte sie mit heiserer Stimme.
    »Richtig«, stimmte Hu-Amun zu. »Sie werden so wie Nefer-Amun den Tod finden. So wie dieses Mädchen, dessen Mumie Sie sehen können.« Hu-Amun deutete auf die Mumie. »Sie war eine junge Deutsche.
    Christine Draxler. Sie musste sterben, damit Nefer-Amun leben kann. Und auch Sie werden sterben und mit Ihrem Tod Nefer-Amuns Lebenskraft stärken. Sie wollten Nefer-Amuns Grab finden. Jetzt befinden Sie sich darin. Sie werden langsam sterben, Miss Baxter, so wie Nefer-Amun langsam gestorben ist. Sie haben viel Zeit. Sie können die Hieroglyphen entziffern, dann werden Sie alles verstehen. Jede Frau, die ihr Ba für Nefer-Amun hingegeben hat, erlebte nochmals Nefer-Amuns Leben nach.«
    Susan Baxter schwieg.
    »Sind Sie gar nicht neugierig, wie Sie sterben werden, Miss Baxter?«
    Susan schwieg weiterhin.
    »Ich werde es Ihnen sagen, Miss Baxter.« Hu-Amuns Stimme klang kühl. »Üblicherweise wurden nur Tote einbalsamiert. Das ist Ihnen ja bekannt. Es gab aber auch Ausnahmen. Gelegentlich kam es vor, dass Menschen bei lebendigem Leib einbalsamiert wurden. Entweder verhungerten sie oder sie erstickten. Bei den Toten war es eine ziemlich komplizierte Angelegenheit. Der Balsamierer begann seine Arbeit mit dem Entleeren der Hirnschale. Ein Haken wurde in die Nase eingeführt, der …«
    »Das weiß ich alles«, unterbrach ihn Susan.
    Doch Hu-Amun ließ sich nicht stoppen. »Der Haken durchstieß die Schädelbasis, drang in die Hirnmasse ein, zerstörte sie durch Drehbewegungen und zog sie durch die Nase heraus.«
    »Hören Sie auf damit!«, sagte Susan.
    »Gelegentlich kam es aber auch vor, dass man den Schädel im Nacken öffnete, oder – das kam allerdings sehr selten vor – man trennte den Kopf vom Rumpf, der später mit einem Metallstab wieder befestigt wurde. Danach wurde der Leib der Toten geöffnet, und die Eingeweide wurden herausgeholt. Die Nieren und das

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