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054 - Gabe und Fluch

054 - Gabe und Fluch

Titel: 054 - Gabe und Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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sondern verkündete: »Ihr könnt gerne gehen, wenn euch der Boden im Valley zu hieß wird. Ich werde meine Siedlung jedenfalls bis zum Letzten verteidigen, selbst wenn ich hier untergehe.«
    »Willst du deine Existenz wirklich für eine Handvoll unterirdischer Laboratorien aufs Spiel setzen?«, begehrte Naoki auf. »Du kannst genauso gut zurück nach Amarillo kommen. Dort findest du ähnlich gute Bedingungen wie hier.« Außerdem haben wir dich dort besser unter Kontrolle, fügte sie in Gedanken zu. Es gibt immer noch zu viele Dinge, die du vor uns geheim hältst.
    Androide oder nicht, Miki spürte genau, welche Vorbehalte seine ehemalige Gefährtin hegte. »Kommt beide mit«, bat er die Frauen. »Ich werde euch zeigen, warum ich nicht gehen kann. Nicht jetzt, wo sich meine Forschungen in der entscheidenden Phase befinden.«
    Gemeinsam drangen sie tiefer in das verschachtelte System aus Gängen, Produktionsstätten und Laboratorien ein. Durch eine Schwingtür gelangten sie in eine große Halle, in der sich Metallwanne an Metallwanne reihte. Schläuche führten aus Maschinen, deren Pochen wie der überlaute Herzschlag eines Menschen klang, in die Wannen und wieder hinaus. Andere Schläuche hingen von der Decke, zogen sich hin bis zu einer gläsernen Wand, hinter der eine sirupartige Flüssigkeit brodelte. Bei genauerem Hinsehen ließen sich ab und an menschliche Körperteile darin entdecken.
    Aruula zeigte sich nicht allzu schockiert, denn sie hatte diesen Raum schon einmal gesehen. [2] Naoki schritt dagegen die mit Sirup gefüllten Wannen ab, in denen humanoid geformte Plysterox-Skelette schwammen. Fingernagelgroße Miniaturroboter trugen die Biomasse auf die Knochen auf. So entstanden Sehnen, Muskelmasse, Haut und Haare. Selbst die Augen wurden aus dieser Grundsubstanz in die leeren Höhlen gefügt.
    »Projekt U-Man«, erklärte Takeo stolz. »Eine neue Generation von Androiden, dazu geschaffen, der Menschheit zu dienen.«
    Naoki sah von der Wanne auf. »Indem du menschliche Erinnerungen kopierst und auf die Hirnspeicher dieser Wesen überträgst?«, fragte sie spitz.
    »Dabei kommt niemand zu Schaden«, verteidigte er sich heftig.
    »Wohl aber durch die Körperteile, die dir der Gudfadda aus Vegas geliefert hat«, warf Aruula ein.
    Miki schüttelte unbehaglich den Oberkörper. »Ich wusste nichts von den unlauteren Methoden meines Lieferanten. Natürlich habe ich den Import sofort eingestellt.«
    Die beiden Frauen sahen ihn nur fragend an. War das wirklich alles, was er zu dem Thema zu sagen hatte?
    Mikis Sensoraugen begannen hektisch zu blinken. »Ich will nicht ausschließen, dass mir einige Fehler unterlaufen sind«, räumte er schließlich ein. »Ich bin hier praktisch auf mich allein gestellt und habe schwierige Aufgaben zu bewältigen. Da kann schon mal etwas aus dem Ruder laufen. Aber ihr dürft nicht immer nur das Negative sehen. Diese U-Men können unerkannt wirken und dabei viel Gutes tun, denn sie unterscheiden sich äußerlich nicht von richtigen Menschen. Alle ihre Vorgänger hatten dagegen große Akzeptanzprobleme. Ich kann euch Aufzeichnungen zeigen, bei denen sich einem die Haare sträuben. Na ja, euch zumindest, bei mir geht das ja nicht mehr.«
    Das erhoffe Gelächter blieb aus.
    Naoki blickte ein letztes Mal in die Wanne zu ihren Füßen. Auf ihrem Gesicht zeichnete sich weder Abscheu noch Unverständnis ab. Nur wissenschaftliche Neugierde. »Das sind alles sehr einsame Entscheidungen, die du hier für die ganze Menschheit triffst, Miki«, sagte sie endlich. »Dabei ignorierst du völlig die Möglichkeiten des Missbrauchs, die eine so geheim operierende Einheit eröffnet. Insbesondere wenn du dich mit zwielichtige Gestalten wie diesen WCA-Wissenschaftlern umgibst.«
    12,3 Meter von ihm entfernt gab es ein Werkzeugbord, an dem acht unterschiedlich große Schraubenschlüssel aufgereiht waren. Zwei von ihnen hingen am falschen Platz. Miki spürte plötzlich den unbändigen Wunsch, die Ordnung wiederherzustellen.
    »Die Kooperation mit der WCA gehört sicher zu den Fehlern, von denen ich gesprochen habe«, gestand er ein. »Aber im Moment können wir auf ihre Hilfe nicht verzichten. Außerdem bin ich überzeugt, dass Dinter es ehrlich mit Aruula meint. Ihm geht es mehr um die Forschung als darum, von wem die Ergebnisse später genutzt werden.«
    »Klingt nach einem Androiden, den ich kenne«, spottete Naoki, erhielt diesmal aber keine Antwort.
    Wie zu einem Denkmal erstarrt, verharrte Miki mitten in

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