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054 - Gabe und Fluch

054 - Gabe und Fluch

Titel: 054 - Gabe und Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Junge nicht schnell genug reagierte, wurde er von Kuga an den Schultern gepackt und auf die Beine gerissen.
    »Sag mir, wo dein Dorf ist«, verlangte Perkins. »Wie viele Menschen leben dort? Womit sind sie bewaffnet?«
    Fudoh hatte anfangs Mühe, das Gleichgewicht zu halten. Hätten Kuga und der andere Mongole ihn nicht gestützt, wäre er wieder zu Boden gegangen. Felsen und Menschen führten einen wilden Tanz vor seinen Augen auf, doch nach einigen Sekunden kam der Brummkreisel in seinem Kopf zur Ruhe. Die Körperkontrolle kehrte zurück, selbst seine Zunge gehorchte wieder.
    »Sag - mir - wo - dein - Dorf - ist«, wiederholte der Amerikaner und betonte dabei jede Silbe, als würde er mit einem Schwachsinnigen reden. »Wie - viele -Menschen…«
    »Vergiss es, GI Joe«, schnitt ihm Fudoh das Wort ab. »Als Kriegsgefangener muss ich höchstens meinen Namen, den Dienstrang und die Einheit angeben.« Er sprach auf Englisch, damit der Captain auch wirklich merkte, wie schnippisch er es meinte.
    »Dienstrang und Einheit habe ich allerdings nicht, und mein Name geht dich einen feuchten Dreck an. Also antworte ich dir überhaupt nicht. Kapiert?«
    Perkins' Augenlider verengten sich zu schmalen Schlitzen, als ihm klar wurde, dass er es keineswegs mit einen Halbwilden zu tun hatte. Wenn Fudoh jedoch gehofft hatte, der Amerikaner würde ihn von nun an als gleichwertige Person behandeln, sah er sich getäuscht.
    »Ich habs doch gewusst«, knurrte Perkins. »Ihr verdammten Japse seid zäher als die Ratten! Habt euch schön versteckt, damit euch keiner auf die Schliche kommt, was?« Fudoh lag eine entsprechende Antwort auf der Zunge, doch bevor er etwas sagen konnte, verpasste ihm Kuga zwei saftige Ohrfeigen. Sofort kehrte das Schwindelgefühl zurück.
    Während er noch um sein Gleichgewicht kämpfte, kehrte ein Melder des Voraustrupps zurück. »Dee Fruun sinn wech, mei Loord. Wee vonner Ärde gefreten. Och keen Dorp wiet und briet. Alls völlich kaal, wee dee Speeher imma sachten.«
    Perkins' steife Züge versteinerten vollends.
    »Dieser Junge beweist, dass die aufgegriffenen Fischer nicht gelogen haben«, mahnte er die umstehenden Mongolen, die ihn als eine Art Gott anzubeten schienen. »Die Insel ist nicht so verlassen, wie uns vorgegaukelt werden soll. Aber wir werden der Sache schon auf den Grund gehen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Schafft mir einen sicheren Platz, von dem aus die Lage überblickt werden kann!«
    Der Melder rannte zurück zum Plateau, um den Befehl auszurichten. Zwei weitere Mongolen erhielten den Auftrag, das Ausschiffen der Kanonen einzuleiten. Hier lief wirklich eine richtige Invasion ab. Ein unablässiger Strom von Flintenträgern zog das Plateau hinauf, um das ehemalige Stadtgebiet zu besetzen.
    Aber wozu das alles? SubTokio hatte niemanden herausgefordert! Und was mochte hinter dieser ominösen World Council Agency steckten? Die legitime Regierung der Vereinigten Staaten?
    Perkins war nicht gewillt, irgendwelche Erklärung abzugeben. Auf eine knappe Geste hin nahmen ihn die Leibwächter wieder in ihre Mitte. Derart geschützt setzte er den Marsch durch den Hohlweg fort.
    Kuga packte Fudoh am Kragen und schleppte ihn hinterher. Dem Jungen blieb nichts übrig, als sich der Gewalt zu beugen, doch er nutzte jede Sekunde der Gefangenschaft, um seine Feinde zu studieren. Schon nach kurzer Strecke fiel ihm auf, dass sich Captain Perkins mit äußerster Vorsicht fortbewegte. Spitze Steine, die den Sohlen seines luftdichten Anzug gefährlich werden konnten, mussten aus dem Weg geräumt werden, bevor er weiter ging.
    »Wieso steckt euer Lord in dieser Wursthülle?«, wollte Fudoh wissen. »Hat der Mann eine ansteckende Krankheit oder was ist mit ihm los?«
    Kuga schien diese Frage für Gotteslästerung zu halten, denn er versetzte dem Jungen eine weitere Ohrfeige. Nach kurzem Zögern antwortete er jedoch: »Dey Loord is Maan mit silbene Hautt. Mechtige Godd, dey uns hatt schenkt mechtige Donnastöcke.«
    Ein Völkchen, das sich durch Schwarzpulver und Feuerzauber beeindrucken ließ, schien wirklich leicht zu beherrschen zu sein. Kopfschüttelnd trottete Fudoh dem Tross hinterher. Auf dem Plateau angekommen, durfte er streng bewacht eine Rast einlegen.
    Um ihn herum entstand ein provisorisches Feldlager. Die Kanonen wurden in Stellung gebracht und ein Flaggenmast errichtet. Kuga entzündete ein kleines Feuer, in das er mehrere Schwerter legte, um die stählernen Klingen zum Glühen zu bringen.
    Captain

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