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054 - Gabe und Fluch

054 - Gabe und Fluch

Titel: 054 - Gabe und Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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herausgefunden, dass Drax eine Expedition zum Kometenkrater plant, sobald sich die Lage hier entspannt hat. Offensichtlich gab es in der ISS wichtige Hinweise, die vermuten lassen…«
    Das Krachen der aufklappenden Labortüren unterbrach seinen Redefluss. Drei RoCops, die zu ihnen herein stürmten, schoben den Tisch, der als Hindernis für ungebetene Gäste dienen sollte, mit Leichtigkeit zur Seite. Das Tak 03 in ihren Händen verhieß nichts Gutes.
    Dinter ließ entsetzt das Mikro fallen. Es war noch immer eingeschaltet, so dass Crow die ablaufenden Ereignisse mitverfolgen konnte.
    Während die RoCops Position bezogen, traten Miki Takeo und Haank durch die Tür. Gemächlichen Schrittes kamen sie näher, der Androide unergründlich wie immer, der Cyborg an seiner Seite sichtlich erfreut über ihre prekäre Lage. Kein gutes Zeichen.
    Zwischen den RoCops bauten sich die beiden drohend auf.
    »Ich bin wirklich von Ihnen enttäuscht, Dinter«, klang es aus Takeos Lautsprecher. »Ein Mordkomplott gegen einen meiner Gäste! Sie verstehen, dass ich das nicht zulassen kann.«
    »Sie hören unsere Gespräche ab?«, begehrte Kirk Miller empört auf. »Das ist ja wohl eine Unverschämtheit!«
    Dinter hätte seinem Kollegen gerne eine Ohrfeige verpasst, aber er wagte es nicht, die Hände herunterzunehmen. Warum unterschrieb die hohle Nuss nicht gleich ein Geständnis in achtfacher Ausfertigung?
    »Hier muss ein Missverständnis vorliegen«, versuchte er noch die Wogen zu glätten, doch Takeo schien an keinen Erklärungen interessiert zu sein.
    »Feuer frei!«, befahl er seinen Robots.
    Sofort hämmerten die Sturmgewehre los. Das Krachen der Salve ließ einige Schränke vibrieren, während das Funkgerät unter dem Kugelhagel in tausend Stücke zersprang. Nach zwei Sekunden war alles vorbei. Nur der Pulverdampf biss noch in der Nase.
    Dinter und Miller starrten ungläubig auf das Häufchen Elektronikschrott, das einmal die Verbindung in die weit entfernte Heimat ermöglicht hatte.
    »Glauben Sie uns«, versicherte Dinter. »Wir hätten Drax niemals ein Haar gekrümmt. Wir sind Wissenschaftler, keine Mörder.«
    »Freut mich zu hören«, erklärte Takeo lapidar. Er trat an den Tisch und zog das Handmikro am Kabel in die Höhe. Der eingerastete Sprechknopf war deutlich zu sehen, als es vor Dinters Nase wie ein Pendel hin und her schwang. »Da Ihr Vorgesetzter Sie ohnehin für tot hält, können Sie von nun an vollkommen frei für mich arbeiten. Als Zeichen für meinen guten Willen hebe ich einige Beschränkungen auf, denen Sie bisher unterlagen. Damit hätten sie zum Beispiel Zugang zu den Pilzkulturen des Geosiphons.«
    Dinter und Miller sahen sich erst fragend an, bevor sie es wagten, ihre Hände herunter zu nehmen. Sie durchschauten natürlich, das Takeo die ganze Vorstellung nur inszeniert hatte, um sie einzuschüchtern. Trotzdem hatte der Androide sein Ziel erreicht. Vor allem weil er die drei feuerbereiten RoCops zur ihrer ständigen Überwachung zurück ließ.
    ***
    Fudohs Traum
    Fudohs zerschnittenes Gesicht brannte, als stünde es in Flammen. Den Vorsatz, sich keine Schmerzen anmerken zu lassen, hatte er längst aufgegeben. Er schrie aus Leibeskräften. Die Vibration seiner Stimmbänder war das Einzige, das seine Pein wenigstens ein bisschen zu lindern vermochte.
    Trotz der Schreie setzte Kuga sein blutiges Werk ungerührt fort. Dabei stellte er in monotonem Singsang immer wieder die gleichen Fragen: »Woo iss Gangkzu eua Hööhle? Wee veel Waf fn habta? Sach enlich!«
    Immer wieder nahm er ein glühendes Eisen aus dem Feuer, um die Wunden auszubrennen. Schließlich sollte ihr Opfer nicht vorzeitig an Blutverlust sterben.
    Fudohs Heldenmut war längst verflogen, trotzdem schwieg er eisern zu allen Fragen.
    Perkins und sein Folterknecht hatten den Punkt verpasst, an dem er vielleicht noch Verrat begangen hätte. Inzwischen gab es keine Steigerung des glühenden Schmerzes mehr, mit der sie ihm noch drohen konnten. Die Ankündigung weiterer Verstümmelungen verlor somit jeden Schrecken. Fudoh wollte nicht mehr weiterleben, sondern nur noch eins - in Würde sterben. Verrat kam deshalb nicht in Frage.
    »Sag uns endlich, wie wir in eure Höhlen kommen«, forderte Perkins, »oder ich lasse dir die Haut bei lebendigem Leib abziehen!« Vergeblich suchte er nach einem Zeichen von Demut, wie sie die meisten Gefangen im Angesicht der Folter zeigten. Fudohs beharrliches Schweigen nährte nur den Verdacht, einem besonders lohnenden

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