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054 - Gucumatz der Allmächtige

054 - Gucumatz der Allmächtige

Titel: 054 - Gucumatz der Allmächtige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Schlange war fraglos William Lane. Dieser erbarmungslose William Lane, der kaltblütig tötete und drei Menschenleben bedrohte, war ein ganz anderer als jener schweigsame Mensch, der auf der Anklagebank von Old Bailey gesessen und mit starrem Gesicht sein Urteil entgegengenommen hatte. In den angenehmen Jahren, die seitdem verstrichen waren, hatte Crewe beinahe die Existenz Lanes vergessen; hatte kaum noch daran gedacht, daß in dem finsteren Zuchthaus im öden Moor ein Mensch gefangensaß, dem er bitteres Unrecht angetan hatte. Vor Eintreffen seines Angestellten hatte Crewe mehrere Briefe mit Instruktionen an seine Börsenmakler geschrieben. Es würde drei, vier Tage dauern, ehe er an das Geld herankonnte. Es wäre einfacher gewesen, die Papiere zu beleihen, aber Banken haben nun einmal etwas gegen Spekulationspapiere, und es war insgesamt besser, wenn er verkaufte. Sein Bestand war nicht so groß, daß der Verkauf den Markt beeinflussen würde, der derzeit gerade in recht guter Verfassung war.
    Crewe addierte gerade mit befriedigter Miene die Zahlen, als ihm Peters Karte gebracht wurde. Im ersten Moment wollte er ein Gespräch ablehnen; doch er war nicht weniger erpicht auf Neuigkeiten als Peter selbst, und so schob er die Papiere von seinem Schreibtisch und sagte seinem jungen Angestellten, er solle den Besucher hereinführen.
    »Setzen Sie sich, und rauchen Sie eine Zigarre mit mir«, sagte er mit falscher Herzlichkeit. »Ich habe allerdings nur fünf Minuten Zeit. Ich habe viel zu tun. Nun, was gibt es Neues von der gefiederten Schlange?« Er gab sich lässig, aber in seiner Stimme schwang ein Unterton von Furcht. Es war, als mache sich ein Feigling über den Tod lustig, während er innerlich zitterte. Peter Dewin sah hier die ganze Wirkung des Schreckens, der vier Menschen plötzlich überfallen, einen von ihnen zur Flucht außer Landes getrieben, den anderen ins Grab gebracht hatte.
    »Nichts. Sie sagen doch bei der Leichenschau aus, nicht?«
    Crewe fuhr zusammen. »Leichenschau?« stammelte er. »Äh - äh, nein. Ich hatte ganz vergessen, daß eine stattfindet. Weshalb sollte man mich da brauchen?«
    »Zum Teil, weil Sie der Hauptzeuge sind«, antwortete Peter. »Ich dachte, Sie hätten die Vorladung schon. Ich bin gespannt, wie der Coroner reagiert, wenn er hört, dass Mrs. Staines Hals über Kopf ins Ausland gereist ist. « Crewe starrte Peter offenen Mundes an. »Ins Ausland gereist?« wiederholte er. »Was soll das heißen?«
    »Sie ist heute morgen zum Kontinent abgereist«, sagte Peter. »Ich kann's verstehen - ich hoffe, sie hat eine glücklichere Überfahrt als ihr Vater damals. « Er fixierte Crewe, während er sprach, und sah, wie sich das Gesicht des Mannes verfärbte.
    »Ich kannte ihren Vater nicht«, bemerkte Crewe kurz. »Sie kannten den großen Ricks nicht?« spottete Peter. Crewe verlor die Fassung. Als er sprach, war seine Stimme schrill. »Ich kenne keinen Ricks. Ich dachte immer, sie heiße Staines. Tun Sie doch nicht so verdammt geheimnisvoll, Dewin!«
    »Sie heißt Ricks - Paula Ricks. Sie ist die Tochter von Ricks, dem Fälscher, der sich vor mehreren Jahren erschossen hat. Und keiner weiß besser als Sie, Mr. Crewe, daß sie Ricks heißt.«
    »Sie ist ins Ausland gefahren, sagen Sie? Sicher?« Crewe ging nicht auf Peters letzte Bemerkung ein.
    »Ich habe sie zum Bahnhof gebracht«, erklärte Peter. »Wovon sie allerdings nichts wußte. Ich hatte irgendwie das Gefühl, daß sie heute verschwinden würde, da bin ich mal zum Bahnhof gegangen. Sie fuhr gleich mit dem ersten Fährzug. Ihr Gepäck war für Holland bestimmt. «
    Crewe überlegte rasch. »Jetzt erinnere ich mich. Sie sagte, sie würde bald für eine Woche verreisen -«
    »Dem Portier ihres Hauses sagte sie, sie würde ein Jahr wegbleiben«, unterbrach Peter. »Machen Sie sich keine Illusionen. Miss Ricks ist auf Nimmerwiedersehen verschwunden, und es würde mich interessieren, wie ein einziges kleines Wort sie so erschrecken konnte, daß sie gleich fliehen mußte.«
    »Ein einziges kleines Wort?«
    Peter nickte. »Ein sonderbares Wort - aber es wirkte. Ich möchte wissen, ob es Sie auch erschrecken würde.« Er stand auf die Lehne eines Sessels gestützt und sah Crewe gerade in die Augen.
    »Um mich zu erschrecken, braucht es schon ein deftiges Wort«, meinte Crewe ruhig.
    Peter war eine subtile Veränderung an dem Mann aufgefallen. Früher hatte er ihm immer den Eindruck eines farblosen, wenig interessanten Menschen mit dem

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